Das Working Holiday-Visum in Australien ist mit Sicherheit eines der beliebtesten Langzeitreise- und Arbeitsvisa für Backpacker. Australien bietet dank der Landessprache Englisch, einer relativ westlich orientierten Welt und schier unendlichen Möglichkeiten, Abenteuer zu erleben und Dinge zu sehen, den perfekten Einstieg ins Backpacker-Leben und gleichzeitig dank hoher Mindestlöhne einen sehr guten Rückzugsort, falls die Reisekasse irgendwann einmal knapp wird. Wie in meinem Fall, kann es beim Aufenthalt vor Ort passieren, dass man so viel Gefallen an dem Kontinent finden, dass man länger als ein Jahr in Australien verbringen möchte. Perfekterweise gibt es hierfür auch eine Lösung, die unter den meisten Backpackern als 88 days bekannt ist (oder alternativ auch 88 days as a slave).
Das Working Holiday-Visum
Ich bin in den Vorbereitungen zur Ausreise nach Australien bereits auf das Working Holiday-Visum (WHV) eingegangen, möchte es der Vollständigkeit halber in Kürze hier aber nochmal machen. Mit dem WHV hast Du die Möglichkeit, bis zu 12 Monate am Stück in Australien zu reisen, zu leben und auch zu arbeiten. Hierbei kannst Du in der Theorie allen Jobs nachgehen, wobei Du bei jedem Arbeitgeber maximal sechs Monate angestellt sein darfst.
Als Anforderungen für das für deutsche Staatsbürger einfachere Visum der subclass 417 gelten:
- Alter zwischen 18 und 30 Jahren (bei deutschem Pass, sonst teilweise 35)
- Noch nie ein Working Holiday Visa in Australien beantragt
- Für die Visa-Dauer gültigen Reisepass
- Nachweis über $5.000 (ca. 3.000€) + genug Geld für die Ausreise (hier reichte ein Screenshot vom Kontostand mit Namen und Datum drauf)
- Nicht von „abhängigen“ Kindern begleitet werden
- Den australischen Werten zustimmen und sich auch daran halten
Das Visum wird online beantragt und kostet 635 australische Dollar (ca. 375 Euro), die Genehmigung erfolgt in der Regel nach wenigen Minuten, kann manchmal aber auch ein paar Wochen dauern. Die Einreise ist dann innerhalb eines Jahres gültig. Ab der Einreise beginnt dann auch das eine Jahr vor Ort, währenddessen beliebig oft ein- und ausgereist werden darf.
Nur bestimmte Länder kommen dabei in den Genuss des „einfachen“ Visa mit der subclass 417, ansonsten gibt es auch noch die subclass 462, die jedoch deutlich mehr Anforderungen hat und Nachweise benötigt.
Bedingungen für ein zweites (und drittes Jahr)
Wie bereits erwähnt, kann man in Australien ein zweites und sogar noch ein drittes Jahr bleiben, was im Rahmen der weltweiten Work and Travel-Visa meines Wissens nach sogar in keinem anderen Land möglich ist (zumindest nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit). Um das zweite Visum beantragen zu dürfen, sind 88 Tage (also drei Monate; beziehungsweise 179 Tage/6 Monate für das dritte Visum) an dafür gültiger Arbeit notwendig. Gültige Arbeit ist hierbei insbesondere fast jegliche Form der Farmarbeit, aber auch das Bau- und Minengewerbe zählt dazu genauso wie der Tourismus- und Hospitality-Bereich.
Dabei zählen nur Jobs in bestimmten geografischen Bereichen, wobei Farmarbeit allgemein in regional Australia sowie rural Australia und Tourismus/Hospitality nur in rural Australia gültig ist – in einem Café in Sydney arbeiten zählt daher nicht. Eine Übersicht über die gültigen Postleitzahlen für jeden Industriezweig gibt es auf der Webseite der australischen Regierung.
Allerdings müssen die 88 Tage nicht am Stück erarbeitet werden, auch müssen gar nicht mal reine 88 Tage an sich gearbeitet werden. Denn im Rahmen ganzer Wochen zählen die regulären Arbeitszeiten in der Branche, in der man tätig ist. Arbeitet man mehr als 30 Stunden pro Woche, zählt das als bereits als sieben Tage, wenn es auf entsprechend viele Tage verteilt ist (zum Beispiel 5 Tage a 6 Stunden, wenn das in dem Bereich so üblich ist). Die oben verlinkte Webseite der australischen Regierung hat dazu viele Beispiele und unterhält man sich mit Backpackern, herrscht rege Uneinigkeit darüber, ob nun 30 Stunden ausreichen oder ob es doch 35 Stunden sein müssen. Letztendlich möchte die australische Regierung hier keine konkreteren Details nennen (und ich finde die Beispiele wie 5-6 Tage/Woche mit 5-8 Stunden pro Tag auch sehr vage), aber die offiziellen Webseiten sind nun mal die einzigen verlässlichen Quellen. Nachgewiesen wird die erbrachte Arbeit beim Beantragen des zweiten oder dritten Visums dann über die Gehaltsnachweise, die beim Antrag mit hochgeladen werden müssen – ich glaube, es gibt in Australien keine Firma mehr, die Gehaltsabrechnungen noch auf Papier erstellt.
Zusammenfassend beschreibe ich die Situation der 88/179 Tage gerne als „Arbeit, die entweder niemand machen möchte oder die niemand an jenem Ort machen möchte“ und das trifft es finde ich ziemlich gut. Klar interessieren sich Backpacker zunächst eher für das malerische und erschlossenere Australien – ich meine, wer reist mit der Vorfreude nach Down Under, anschließend in Stanthorpe drei Monate Erdbeeren zu pflücken. Und wer mit der Vorfreude, die Küsten zu erkunden, in Sydney und den anderen Großstädten zu verweilen, wo es genauso Arbeit, aber auch mehr Leben drum herum gibt…
Teilweise erreicht das Visum, beziehungsweise die damit verbundenen Arbeitsbedingungen und „erpresserischen Möglichkeiten“ der Farmer und sonstigen Arbeitgeber auch andere Zustände, von denen ich glücklicherweise verschont geblieben bin. Dennoch sagt die Tatsache, dass aktuell an einer durch Crowdfunding finanzierten Dokumentation namens 88 Days a Slave gearbeitet wird und in der manche Missstände dieses Visums beleuchtet werden sollen, dass es ein insgesamt doch umstrittenes Thema ist.
Aber wie dem auch sei, an den Bedingungen kann ich nichts ändern – in gewissem Rahmen sind sie eine etwas mentale Vorbereitungen auf die strengen Voraussetzungen für spätere eventuell auf mich zukommende Arbeits-Visa-Abhängigkeiten. Daher ging es dann final doch auf die ein oder andere Farm und ich möchte nachfolgend meine umfangreiche Arbeitserfahrung auf dem Land beschreiben…
Meine landwirtschaftliche Arbeitserfahrung vor Australien
Keine.
Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich hier mehr schreiben soll – aber ich wüsste nicht sonderlich was. Ich war als kleines Kind mal mit meinen Eltern auf einem Erdbeerfeld meine eigenen Erdbeeren pflücken. Jedoch weiß ich davon auch nur, weil mir das meine Eltern häufiger erzählen. Ansonsten habe ich in den Jahren vor Reisebeginn mit dem Anbauen von eigenem Gemüse und Gewürzen auf der heimischen Fensterbank angefangen. Mit einer großen weiten Farm, schwerem Gerät und harter Arbeit hatte das aber sonderlich wenig zu tun.
Meine Erfahrungen: Sie hätten unterschiedlicher nicht sein können
Wenn man zwei kurze Tages-Intermezzos mal außer Acht lässt, habe ich innerhalb meiner Zeit in Australien auf zwei Farmen Erfahrungen sammeln können und diese hätten nicht unterschiedlicher sein können. Die Pekannussfarm war ein kleiner familiengeführter Betrieb, auf dem wir nur zu zweit zusammen mit dem Farmer gearbeitet haben. Es gab keine sonstigen sozialen Berührungspunkte und wir waren ziemlich abgeschnitten von der Zivilisation – teilweise „eigenverschuldet“ durch das fehlende eigene Fahrzeug (denn an sich war das beliebte Küstenstädtchen Byron Bay nur 40 Minuten Fahrt entfernt), teilweise aber auch nicht eigenverschuldet durch die fehlende Netzabdeckung in unserer Unterkunft. Das fehlende Auto machte uns auch abhängig vom Besitzer der Farm, was so simple Dinge wie Einkaufen angeht.
Die Arbeit selbst, auch wenn sie kleine Höhepunkte wie das Gabelstapler oder Traktor fahren hatte, war jedoch weitestgehend monoton und auf Stöckchen sammeln und Nüsse sortieren begrenzt. Dafür war sie zeitlich sehr umfangreich (manchmal von Sonnenauf- bis untergang sechs Tage die Woche), sodass außer Essen machen und Schlafen auch keine Zeit für irgendwas anderes war. Das spiegelte sich zwar am Ende auch auf dem Kontostand wider, aber die Monotonie und Einsamkeit waren (insbesondere in der mentalen Situation, in der ich damals war) nicht unbedingt die besten Voraussetzungen und ich bin manchmal immer noch fasziniert davon, dass wir es da drei Wochen ausgehalten haben. Nichtsdestotrotz werde ich die Gedanken am Ende nicht vergessen, dass ich das Erreichen der 88 Tage schon da als unmöglich empfunden hatte.
Nach einigen Wochen, die ich zum mich sammeln genutzt habe, bin ich das Thema dann aber nochmal neu angegangen und habe insbesondere die Stellschraube der Abhängigkeit mit dem Kauf des eigenen Autos geändert, was den Start auf der Erdbeerfarm überhaupt erst möglich machte. Diese war auch ein deutlich größerer Betrieb, ich habe nicht mehr den halben Tag alleine gearbeitet, sondern wir waren irgendwo ein Team, welches sich um fast alle Schritte der Erdbeere vom Feld bis in den Truck gekümmert hat. Allein dieses Miteinander hat viel gemacht, so die ein oder andere Spanisch-Stunde auf dem Feld genauso wie Ausflüge oder Poker-Abende im Hostel, in dem auch noch weitere Backpacker gelebt haben und die ich dabei kennenlernen durfte.
Auch hier war nicht alles perfekt: Es war keine eigene Unterkunft mehr (das Bett im Gemeinschaftszimmer war dennoch teurer als die Unterkunft bei der Nussfarm), insgesamt waren es deutlich weniger Arbeitsstunden und so auch weniger Erspartes am Ende und das uns an einem Mittag gesagt wurde, dass wir ab dem nächsten Tag erstmal nicht mehr zur Arbeit kommen mussten und so zwei Wochen ohne Tage sammeln ins Land gingen, war auch nicht so das Highlight. Dennoch haben hier eher die positiven Aspekte überwiegt, sodass ich am Ende sogar etwas mehr als 88 Tage erreicht hatte – etwas, womit ich wenige Monate vorher nicht mehr gerechnet hatte.
Tipps für die Arbeitssuche
Das Schwierigste beim Erreichen dieser 88 Tage war für mich, überhaupt erstmal Arbeit zu finden. Liest man sich im Internet zu dem Thema ein, stößt man auf zwei verschiedene Meinungen:
- Es ist unfassbar einfach, in Australien Arbeit zu finden (insbesondere auf Farmen).
- Es ist ziemlich schwierig, in Australien Arbeit zu finden (auch auf Farmen).
Meiner Erfahrung nach liegt die Wahrheit bisher eher bei Nummer 2. Es gibt zwar viele digitale Wege zur Arbeitssuche (unter anderem Job-Portale wie Seek oder Swaggie; Kleinanzeigen-Portale wie Gumtree; Facebook-Gruppen; explizite Portale für Backpackerjobs oder für Farmarbeit; oder auch Firmen und Farmen direkt), einen wirklichen Erfolg habe ich hier meist aber erst mit hunderten Bewerbungen oder mit einer Portion Glück verspürt – ganz gleich, ob ich Erfahrung für die angebotene Stelle hatte oder nicht.
Hat man eine der beiden Zutaten gerade zur Hand, dann würde ich am ehesten Facebook und den Harvest Trail empfehlen. Auf letzterem findet man auch eine Übersicht darüber, welche Saison und Ernte in welchem Teil Australiens zu welcher Zeit stattfindet. Denn aus meinen Erfahrungen sprechend war die Job-Bewerbung gerade bei Backpacker-Jobs dann aussichtslos, wenn man gar nicht in der Region war, sondern erst hätte hunderte oder tausende Kilometer fahren müssen.
Gerade wenn man nicht auf Farmarbeit aus ist, sondern sich im Hospitality-Bereich das zweite Visum erarbeiten möchte, muss wohl das vor Ort nachfragen der erfolgreichste Weg sein. Da die meisten im Hotel- und Gastronomie-Bereich gültigen Arbeitsplätze aber fernab jeglicher Zivilisation im Norden oder Westen Australiens liegen und Hotels dort meist sehr teuer sind, empfiehlt sich schon der Besitz eines Fahrzeugs zumindest mit einer Matratze zum Schlafen.
Mein bester Tipp für das Finden einer Farmarbeit jedoch ist ein Working Hostel. Eine (nicht weiter verifizierte) Liste an solchen Hosteln habe ich beispielsweise hier gefunden, ich selbst kann das Summit Backpackers-Hostel rund 200 Kilometer südwestlich von Brisbane empfehlen. Dort habe ich das vergleichsweise super einfach aufgebaute Formular ausgefüllt und schon nach wenigen Tagen einen Job gehabt. Sicher hatte ich hier auch ein wenig Glück und war zum richtigen Zeitpunkt der Saison am richtigen Ort. Aber auch im weiteren Verlauf haben sich die Betreiber und die lokale Farmarbeits-Agentur darum gekümmert, Arbeitsplätze zu vermitteln, wie ich im dazugehörigen Blogeintrag ausführlicher thematisiert habe.
Bei den Hostel würde ich vorher aber immer in die Bewertungen auf einschlägigen Portalen schauen, denn teilweise habe ich dort sehr viel schlechtes gelesen. Und da das Hoey Moey in Coffs Harbour irgendwo auch in die Kategorie eines Working Hostels fällt, auch ein wenig schlechtes erlebt.
Tipps für Deine 88 Tage
Damit Du eines Tages auch stolz erzählen kannst, dass Du in Australien drei Monate (oder mehr) auf Farmen gearbeitet hast, habe ich aus meinem nun abgeschlossenen Erfahrungsschatz die denke ich wichtigsten Tipps einmal zusammengefasst. Einige dieser Tipps sind für Dich dabei vielleicht weniger relevant, wenn Du auch in Deiner Heimat eher ländlich gelebt hast.
Schieb es nicht zu lange vor Dir her
Ich hatte nie wirklich Zeitdruck mit dem Erreichen der Tage bis zum Auslaufen des ersten Visums, jedoch wollte ich bis Anfang November damit fertig sein. Ich wollte grundsätzlich Anfang November fertig sein, hatte auch vier Wochen Puffer eingeplant und am Ende nur noch anderthalb Wochen davon übrig. Gerade mit den Casual-Stellenbedingungen können Arbeitgeber Dich von einem Tag auf den anderen vor die Tür setzen (wie mir auf der Erdbeerfarm widerfahren).
Kauf Dir ein Auto
Definitiv eine meiner größten Erkenntnisse von der Nussfarm. Abseits von den Metropolen ist öffentlicher Nahverkehr kaum oder gar nicht existent und das Festsitzen an einem Ort kann ziemlich auf die Psyche schlagen – dies war insbesondere bei mir als Stadtmensch, der Freiheit gewohnt ist und seit dem 18. Lebensjahr ein eigenes Auto hat, der Fall.
Fahrbare Untersätze bekommst Du in Australien (Stand 2023) schon für wenige Tausend Dollar, also ab 1.000€. Auch wenn womöglich Reparaturen anfallen können, ist das Geld an sich ja in der Regel nicht weg, da Du das Auto wieder verkaufen kannst, wenn Du es nicht mehr benötigst. Aber gerade im ländlichen Bereich – was nun einmal der größte Teil Australiens ist – kommst Du ohne eigenes Fahrzeug nicht weit oder bist immer von anderen abhängig.
Eigentlich hatte ich dieses Wissen – und damit verbunden auch die Empfehlung zum Autokauf – bereits vor der Einreise nach Australien von einem YouTube-Video, aber am Ende war das mit einer zu hohen Investition verbunden, bei der man dann Angst um das Geld und vielleicht auch die Bürokratie hatte. Im Nachhinein hätte ich mir das Auto spätestens an dem Punkt, an dem ich mit der Arbeit für die 88 Tage gestartet habe, zugelegt.
Lass Dich nicht von der Jobsuche frustrieren
Scheinbar war es früher mal einfach, als Backpacker einen Job in Australien zu finden. Seit der Pandemie sind diese Zeiten wohl vorbei, auch durch verschiedene neue Visa für Arbeiter aus den Islander-Staaten und Asien, die auf den Farmen die Backpacker in Teilen verdrängen. Das macht die Suche nach einer Arbeit nicht unbedingt einfacher und wird mit dem Gedanken, dass man es sowieso nicht freiwillig macht, auch nochmal schwieriger.
Dennoch wird sich, wenn Du es nicht komplett falsch anstellst, irgendwann eine Arbeit finden, mit der Du die ersten Tage sammeln wirst. Und mit der Zeit wirst Du dahinter kommen, welche Wege zur Jobsuche in Australien besser und welche schlechter funktionieren. Und Du wirst lernen (und ja, das liest sich alles vermutlich alles so einfach), mit den Absagen umzugehen. Beziehungsweise mit den fehlenden Rückmeldungen an sich, denn das ist so ein ganz besonderes Ding in Australien: Ich habe sehr viele Firmen erlebt, die sich nur bei shortlisted Bewerbern melden, also welchen, die in eine engere Auswahl für den Job kommen. Das fand ich insbesondere am Anfang sehr frustrierend und finde es immer noch unnötig, da das Verschicken einer kurzen „Passt nicht“-E-Mail kein großer Aufwand und allemal besser als ghosten sein sollte. Aber ich habe irgendwann akzeptiert, dass es nun einmal so ist und ich es nicht ändern kann.
Prüf die Arbeitsbedingungen
Gerade bei Job-Angeboten auf Facebook habe ich gelernt, dass es wichtig ist zu prüfen, unter welchen Bedingungen man arbeitet. Das beinhaltet bei den 88 Tage-Jobs insbesondere die Postleitzahl. Nicht alle Regionen zählen zu denen für gültige Arbeit und nur weil der Inseratsersteller das schreibt, heißt das noch nichts. Ich habe potentielle Jobs immer auf der offiziellen Liste der Regierung geprüft (mit der Suchfunktion im Browser/Strg+F am Computer) und dabei auch darauf geachtet, ob ich gerade in der richtigen Liste für die richtige Branche bin (dahingehend ist die Seite vielleicht nicht sonderlich übersichtlich).
Auch erwähnenswert finde ich, dass laut den Webseiten der Regierung nur Jobs zählen, die auch einen legalen Stundenlohn beinhalten. Denn auch wenn seit 2022 in Australien bei Arbeit nach piece rate (also nach Stückzahl/Menge, die man pro Stunde geerntet hat) mindestens der Mindest-Stundenlohn bezahlt werden muss, gibt es wohl immer noch einige Arbeitgeber, die das nicht machen – und leider einige Backpacker, die das dennoch mitmachen, weil sie so auf ihre vermeintlichen Tage kommen.
Für die Mindestlöhne (auch abseits der Farmarbeit) empfiehlt sich die Seite von Fairwork, auf der man nach Heraussuchen seines Awards (quasi seines Tarifvertrags, wenn man das irgendwie im deutschen System finden möchte; nur, dass Awards vom Staat und nicht von Gewerkschaften festgelegt werden) alle Details zu Mindestlöhnen, Überstunden und Sonderzahlungen an Wochenenden, etc. findet. Hierbei ist zu beachten, dass es in Australien die oben erwähnte Art des Casual Employment gibt. Hierbei bekommt man zwar 25% mehr Gehalt, hat dafür aber keinerlei Kündigungsschutz, Krankengeld, etc. Sondern man bekommt lediglich Geld für die Stunden und Tage, an denen man gearbeitet hat und an denen auch Arbeit zu tun war. Mir ist gar nicht bekannt, ob es in Deutschland so etwas gibt.
Gerade im Farmbereich ist diese Einstellungsart üblich, die Tabellen auf der Farmwork-Webseite beinhalten die zusätzlichen 25% für gewöhnlich aber nicht.
Sammel Erfahrungen
Durch die eben erwähnten Casual Employments ist es also nicht unbedingt wahrscheinlich, dass Du die kompletten Tage an einem Stück auf einer einzigen Farm absolvierst. Das ist aber gar nicht schlimm, denn mit verschiedenen Farmen sammelst Du unterschiedliche Erfahrungen, erlebst unterschiedliche Arbeitsprozesse sowie -zustände und hast die Möglichkeit, einen Erfahrungsschatz anzusammeln. Außerdem sorgt Abwechslung dafür, dass es mit der Zeit nicht langweilig wird, was insbesondere bei monotoner Arbeit schnell der Fall werden kann.
Zähl die Tage
Mag vielleicht nicht am Anfang helfen, aber spätestens so ab der zweiten Woche, wenn es zweistellig wird, kann es Sinn machen, die Tage zu zählen. Vielleicht nicht ganz so melodramatisch, wie Gefängnis-Insassen in Zeichentrickserien ihre Tage in der Zelle mit Kreidestrichen an der Wand festhalten. Aber von Zeit zu Zeit mal nachzählen, wie viele Tage man schon hat und dass ein Fortschritt zu sehen ist kann insbesondere dann helfen, wenn man eher wenig Begeisterung für die aktuelle Tätigkeit aufbringen kann, sie auch nicht sonderlich viel Geld einbringt, aber man dennoch etwas zur Motivation benötigt.
Geh, wenn es nicht geht
Was ich auf der Nussfarm gelernt habe, ist: Es ist auch okay zu gehen, wenn es absolut nicht passt. Sei es, weil die Arbeit einfach mies ist, weil man gerade überhaupt keinen Elan dafür zusammenbekommt, oder aus irgendwelchen anderen Gründen, die einem selbst vorher vielleicht nicht einfallen.
Hier kommen die Casual Employments nämlich auch anders herum zum Tragen: Denn beide Parteien können das Arbeitsverhältnis unkompliziert und spontan beenden (das benötigt im Gegensatz zu Deutschland nicht mal irgendeiner Schriftform). Also kannst auch Du morgens einfach sagen, dass Du am Ende des Tages (oder auch gleich morgens, wenn es anders nicht geht) die Arbeit und/oder den Ort verlässt.
Aber versuch, das Beste draus zu machen
Nutze jeden Arbeitsplatz und jeden Ort, um das Beste daraus zu machen oder mitzunehmen. Sei es, Dir kleine Träume zu erfüllen (wie zum Beispiel bei mir das Gabelstapler fahren) oder im Hostel coole Leute kennenzulernen. Oder auch einfach die Möglichkeit, Dir ein wenig Geld für das weitere Reisen anzusparen. Auch wenn Du es zum Zeitpunkt vor Ort absolut nicht glaubst, wirst Du irgendwann doch eher das positive aus der Zeit sehen.