Mein Praktikum in London: Die fünfte Woche

Mittlerweile liege ich hier so weit zurück, dass ich mit der Woche 5 erst am Dienstag von Woche 6 anfange, aber dieses Mal habe ich mir immerhin Stichpunkte gemacht, damit ich nichts wichtiges vergesse, ich wurde von Valérie sogar schon dafür gelobt 😀

Tag 29 – Eine Runde Feedback (Montag, 29.02.)

Die fünfte Woche begann sehr produktiv: Ich bin vergleichsweise früh aufgestanden, habe die weiße Wäsche gewaschen und die Wäsche vom Freitag gebügelt. Parallel nutzte ich die Chance, um ein bisschen im TV herumzuschauen, nachdem ich das Programm am Wochenende ganz gut gefunden hatte – und prompt entdeckte ich neben Ice Road Truckers auch eine meiner Lieblingsserien – Rules of Engagement, nach der Werbung für Home Alone 2 am Vortag lief hier passenderweise auch eine Weihnachtsfolge.
Wer die Serie nicht kennt, sie lief früher mal auf Kabel 1, danach nur noch auf Comedy Central, umfasst sieben Staffeln und ist so ein Mittelding zwischen Friends und How I Met Your Mother, aber doch mit ihren Besonderheiten… Danach lief noch New Girl, sodass ich, alle Wäsche gewaschen, aufgehangen, bzw. gebügelt, dann erst um 11 Uhr das Haus verließ. Trotzdem war ich noch vor dem Österreicher auf der Arbeit 😀
Insgesamt muss ich nach dem kurzen Ausflug ins britische Fernsehen sagen, dass ich nach den drei Monaten wohl nur noch sehr wenige Serien auf Deutsch schauen werden will, da mir die Originalfassungen doch besser gefielen, wie die Synchronversion. Und dabei hatte ich früher schon versucht, Serien im Original zu schauen, was mich aber nie wirklich begeisterte; ich vermute zum Teil lag das auch an den Verständnis-Schwierigkeiten, denn nur bei wenigen Serien wie Two And A Half Men hatte ich bei der englischen Version kein Problem, aber die Serie kannte ich auch irgendwann in- und auswendig.

Was ich während der Arbeit genau gemacht habe, habe ich mir nicht mehr notiert, aber es war eine Fortsetzung von dem, was ich in der Woche davor beendet hatte (was ich jetzt auch nicht mehr weiß und gerade auch nicht mehr nachschauen kann). Auf jeden Fall wurde ich an diesem Tag irgendwann zur Tagesmitte zu einem kleinen Zwischenfazit aus dem Büro geholt, denn ein Monat des Praktikums war mittlerweile ja schon vorbei. Dieses Feedback fiel ziemlich positiv aus, man war nicht nur von meiner Art des Programmierens, sondern auch von meinem Ich als solches positiv angetan und möchte auf Dauer, sprich nach dem Praktikum, definitiv darüber nachdenken, mich als Teil des Entwicklerteams zu behalten, wahlweise von zu Hause aus, während ich mein Studium beende oder später dann auch entweder dauerhaft in London oder in den USA ( <3 ), wo im Laufe des Jahres weiter expandiert werden soll. Ich konnte gleichzeitig auch nur positives Feedback zurückgeben, dass ich mich ziemlich wohl fühle und mit allen sehr gut zurechtkomme. Gleichwohl musste ich im Zuge einer dauerhaften Beschäftigung in der Zukunft auch anmerken, dass ich in einem solchen Falle gerne auch etwas Zeit für meine eigenen Projekte und Apps hätte, wahlweise durch einen Weniger-als-acht-Stunden-Arbeitstag oder während der Arbeit dafür verwendbare Zeit, wofür man aber sehr offen ist (was ich mir die nachfolgenden Tage auch zu Herzen nahm 😀 ).
Diesem Feedback folgte von meiner Seite dann auch eine verdiente Mittagspause, für die ich zu Abokado gegangen bin, denn sie hatten dort ja Studentenrabatt. Allerdings aß ich dann im Büro und nutzte die Mittagspause, um die heute-show vom Freitag nachzuschauen, die glücklicherweise besser zu Essen verträglich war als das Neo Magazin Royale.
Der Arbeitstag endete sonst vergleichsweise unspektakulär gegen 19:15, das Ende verbrachte ich aber mit der Fertigstellung des Wodel-Updates auf die Version 1.0.77.

Tag 30 – Der zweite Monat (Dienstag, 01.03.)

Der Dienstag war der erste März, logischerweise der Anfang eines neuen Monats und damit auch das Ende eines Monats. Das besondere an diesem Monat war, dass es der allererste Monat meines Lebens war, den ich komplett weg von Hause und nicht in meiner Heimat verbracht habe. Falls man dieses Mini-Tagebuch als kleines Resümee betrachten kann, finde ich, habe ich mich doch insgesamt gar nicht so dämlich geschlagen, oder was meint ihr? 😀

Im Nachhinein als kleine Belohnung dafür verließ ich das Bett am Dienstag dann auch vergleichsweise spät, war aber trotzdem noch vor dem Österreicher auf Arbeit, wobei der Unterschied nur minimal und er sich zu Beginn auch nicht sicher war, ob er nicht doch früher angekommen ist (was aber daran lag, dass ich nach dem Erscheinen erstmal wieder in die Küche verschwunden bin, um mir einen Tee zu machen).
Auf der Hinfahrt zur Arbeit gab es noch ein kleines Problem mit der Underground, denn ab Highbury & Islington weigerte sie sich, die üblichen Haltestellenansagen durchzuführen, sie erschienen lediglich auf den Laufschriftanzeigen im Zug, aber wurden nicht gesprochen. Das ist deshalb vielleicht erwähnenswert, weil mein Kopf aus Gewohnheit selber mitsprechen konnte und die fehlende Ansage gedanklich ergänzte – wenn man sie jeden Morgen und Abend seit nun fast fünf Wochen hört, kein Wunder… 😀 Auf dem Hinweg zur Underground Station (ja, das ist jetzt sehr chronologisch, ich weiß) gab es einen leichten Nieselregen, der aber nichts besonderes war und wo ich hoffte, dass er im Stadtzentrum nicht stärker wird. Natürlich war das der Fall, denn es schüttete im Stadtzentrum wieder aus Eimern, auch wenn es bei weitem nicht an das „Cardiff-Wetter“ herankam. Eine kurze Verschnaufpause bekam ich auf dem letzten Stück dadurch, dass ich mir bei dem Supermarkt wie jede Woche zwei Sandwiches geholt hatte, irgendwann kam ich dann jedoch halb durchnässt auf der Arbeit an. Die Zeit dort verbrachte ich zum einen mit dem weiterarbeiten an dem Projekt (da hab ich mir wieder nicht notiert, was ich im Detail gemacht hab, aber war wohl nicht spektakulär) zum anderen an PitlaneOne, denn die Formel 1-Saison 2016 beginnt ja schon bald und die App ist immer noch irgendwo im Urwald. Der erste Schritt war das Aktualisieren der Kalender-Daten, wobei mich die offizielle F1-Seite vor einige Probleme stellte, denn die Verantwortlichen haben die Daten auf der Seite zwar aktualisiert, aber mittlerweile sind die Session-Zeiten auf der Webseite warum auch immer nur noch in der lokalen Zeit vorhanden, sprich der Zeit am Ort des Geschehens, es fehlen aber jegliche Zeitzonen-Informationen genauso wie die Möglichkeit, sich die Startzeiten in die lokale Zeitzone umzurechnen, was früher ohne Probleme möglich war.

Am Abend zu Hause habe ich dann noch mit meiner Mutter geskypt, oder sagen wir besser mal, es versucht. Denn das Internet in der Heimat ist immer noch genauso besch…en wie als ich die Stadt verlassen habe, aber ich erwähne beim Skypen jedes Mal, dass sie das zu Hause mal in den Griff bekommen müssen. Wir hatten drei Verbindungsabbrüche und meine Mutter saß direkt neben dem Router, am WLAN kann es also nicht liegen. Da das WLAN zu Hause aber nicht in meiner Hoheitsgewalt liegt, kann ich nur nervend wiederholen, dass sich das bessern muss, denn ich habe mich hier an ein Super-Internet im Bett gewöhnt und da kann man sich nicht von „abgewöhnen“.

Tag 31 – Wenn die Karte nicht will (Mittwoch, 02.03.)

Im Gegensatz zum Dienstag habe ich am Mittwoch dann doch sehr zeitig nach dem Aufstehen das Bett verlassen und den Morgen beim Frühstück zum Teil wieder vor dem Fernseher verbracht, da Rules of Engagement ja jeden Morgen läuft. All zu lange habe ich aber nicht geschaut, sodass ich mich kurz nach halb zehn auf den Weg zur Arbeit gemacht hab. An der Underground-Station erschien ein kompletter Kindergarten, offensichtlich ist das hier aber so geregelt, dass so große Gruppen nicht in der Mitte des Zuges einsteigen, wo die meisten „normalen“ Passagiere sind, sondern an den Anfang oder das Ende der Station gehen und dort in den ersten/letzten Wagen einsteigen, da dort meist weniger Personen sind, was ich ganz gut finde, da ich die Lautstärke für einen Morgen doch etwas viel an Zumutung finde (die Gruppe war quer auf dem ganzen Bahnsteig zu hören; und es ist nicht, dass ich irgendwas gegen Kinder habe, aber morgens in so einer Menge na ja 😀 ).
Nachdem der Kindergarten also vorne im Zug verschwand, sah ich ihn auch nie mehr wieder, stieg wie gewohnt an der Warren Street aus und ging zur Arbeit, wo ich um 10:20 und als allererster ankam. Ausnahmsweise hat es sich ausgezahlt, früher zu erscheinen, denn kurz nach meinem Ankommen fing es sehr stark an zu regnen, der erste der nach mir kam, war auch dementsprechend nass… 😀

Dieser Tag war, was die Arbeit angeht, nicht sehr produktiv: Ich hatte an dem Tag eine neue Test-Build auf das iPhone des Chefs gespielt und ein bisschen weiter programmiert. Laut meinen Notizen gab es ein App-Meeting um 13 Uhr, an welches ich mich aber jetzt ehrlich gesagt nicht erinnern kann. Irgendwann am Mittag hatte ich dann angefangen, mich PitlaneOne zu widmen und die Streckendaten weiter zu aktualisieren, womit ich dann auch bis zur Mittagspause einiges an Zeit totgeschlagen habe. In der Mittagspause ging der Rest zu Tortilla’s, während ich noch mein zweites Sandwich hatte. Gegen halb vier machte ich aber eine Nachmittagspause und lief ein bisschen durch die Straßen an Geldautomaten vorbei. Denn an dem, wo ich zuletzt 300 Pfund in 10 Pfund-Scheinen abgehoben hatte, wollte ich definitiv nicht nochmal. Leider wollten aus mir unbekannten Gründen die anderen Automaten nichts ausspucken mit der Begründung, die EC-Karte sei nicht ausreichend gedeckt, sodass ich nach knapp einer Stunde und so ziemlich allen ausprobierten Geldautomaten auf der Great Portland Street und am Oxford Circus vorerst aufgab und wieder zur Arbeit ging.

Auf dem Weg zum Stammtisch am Abend habe ich es dann aber doch noch an einem Automaten in Queensway geschafft, Geld abzuheben, wobei ich hier zur Sicherheit dann wieder nur 300 Pfund abgehoben habe. Ich habe mir da auch vorgenommen, mich mal mit meiner Bank in Verbindung zu setzen, ob mehr denn nicht möglich ist außerhalb von Deutschland, aber ehrlich gesagt bin ich bis heute (10.03.) dazu nicht gekommen. Auf dem Stammtisch habe ich dann wieder Quesadillas mit ner Coke bestellt und der Abend endete mit einem Besuch im Drogeriemarkt Boots, wo ich mich mit handlichem Duschzeug für den Flug am Wochenende eindeckte, denn Packungen, in die 101 oder mehr Milliliter Flüssigkeiten reinpassen, sind ja verboten, weil man könnte damit ja ein Flugzeug in die Luft jagen (also wenn es gerade am Boden ist, sonst kann man sich den Aufwand ja sparen, wenn es schon in der Luft ist ^^). Genau gesagt kaufte ich dort ein Mini-Deo, ein Mini-Duschgel und eine Packung mit Pads, die zum Entfernen von Augen-Makeup gedacht sind. Nein, keine Sorge, ich mutiere nicht zur Frau, aber ich fand die Packung an sich sehr praktisch, denn dort konnte ich ein bisschen Haargel unterkriegen, meine Haargel-Dose hatte ein Fassungsvolumen von 150 ml… 🙁
Durch den kleinen Ausflug war ich erst gegen 23 Uhr in Hausnähe, machte dann aber noch einen kurzen Abstecher zum Tesco (LIDL hatte schon zu) und kaufte mir dort zum einen wieder was zum Frühstück, da ich am Morgen des gleichen Tages die Toastpackung fast leer bekommen hatte sowie ein paar Kekse, da ich etwas zum Knabbern doch ganz nett fand.

Tag 32 – Ein Bett in Belfast (Donnerstag, 03.03.)

Den Donnerstag Morgen begann ich damit, bei einem Hostel in Belfast anzurufen. Belfast, weil dahin sollte mein Wochenendtrip gehen und dafür hatte ich am letzten Wochenende bereits die Flüge gebucht oder buchen lassen. Leider waren alle Hostels ausgebucht, als wäre dort irgendein Rugby-Spiel oder die Cricket-WM oder weiß der Kuckuck was, weshalb ich ich seit Prag mal wieder auf AirBnb ausweichen musste, was fast genauso ein Problem war, da viele in Stadtnähe entweder Verwandte zu Besuch hatten oder selbst irgendwo hin fuhren. Am Ende fanden sich dann doch zwei Unterkünfte, zwischen denen ich wählen konnte: Entweder für 34 Euro in Stadtnähe in einem Hochbett-Zimmer (wobei ich das ganze Zimmer für mich hätte) bei zwei Studenten oder für 4 Euro mehr etwas außerhalb bei einer pensionierten Lehrerin inklusive Breakfast. Ich entschied mich für letzteres und zwar aufgrund des letztgenannten – ich hatte in der Zeit hier noch keine Chance auf ein typisch klassisches British Breakfast gehabt.
Nachdem ich beide Unterkünfte angeschrieben habe, ging es auf zur Arbeit, wo ich produktiver war als am Vortag. Na gut, weniger produktiv ging jetzt ehrlich gesagt auch nicht. In der App wird man zwischen mehreren Volumen-Optionen wählen können, die unterschiedliche Ausstattung und unterschiedliche Preise haben und nach Wahl werden diese im Benutzerprofil gespeichert und an anderer Stelle angezeigt, von wo der Nutzer dann wieder auf den Wechsel-Bildschirm gelangen kann und diese Logik, einschließlich der Programmierung, dass die verfügbaren Optionen an einer Stelle zentral verändert werden müssen, setzte ich an diesem Tag bis zum Ende um.

Mittagessen gab es an diesem Tag von Greggs, einer Kette, die einer deutschen Bäckerei am nächsten kommt. Die Empfehlung kam am Abend zuvor am Stammtisch und zur Abwechslung nutzte ich sie auch. Die Preise waren absolut in Ordnung, wobei ich das Angebot etwas fies fand: Es gab nämlich einige Baguettes für drei Pfund, die dort vor Ort warm gemacht wurden und auch für das warm gemacht werden bestimmt waren und es gab Baguettes, bei denen das warm machen jetzt nicht wirklich Sinn machte und die weniger als drei Pfund kosteten. Diese waren zudem Teil eines Lunch-Menüs, wo man für drei Pfund ein Baguette sowie ein Getränk kaufen kann, als Student bekommt man dazu dann wahlweise noch eine (?) Sausage Roll, einen Cookie oder etwas anderes dazu. Da ich allerdings lieber etwas warmes zu Essen habe, entschied ich mich an dem Tag dann für eines der warmen Baguettes, den Rest will ich bei Zeiten aber auch noch probieren. In der Mittagspause bekam ich zudem die Zusage für beide oben genannten Unterkünfte, sodass ich frei wählen konnte.
Da ich zusammenfassend auf der Arbeit doch sehr produktiv war, machte ich pünktlich Feierabend, konnte die Produktivität aber nicht mit nach Hause nehmen, wo ich dann eigentlich nur die Der Lehrer-Folge geschaut habe…

Tag 33 – Ob sich jemand eigentlich beim Lesen Gedanken über diese Überschriften macht? (Freitag, 04.03.)

Freitag bedeutete wieder den letzten Arbeitstag in der Woche und die Motivation war da, sodass ich um 8:20 aus dem Bett raus bin und mich fertig gemacht habe. Als ich dann los wollte, musste ich feststellen, dass mein XPS 13 sich in der Nacht wieder aus dem Energiesparmodus aufgeweckt hatte, laut Ereignisanzeige war das der Fehler namens DistributedCOM 10016, der schon mal dafür sorgte, dass sich der Laptop aus dem Ruhezustand aufweckte. Da mich das hier doch sehr nervte, schließlich hatte ich nur noch 64% Akku, suchte ich erneut nach einer Lösung für das Problem und stieß wieder auf den Thread bei Dr. Windows, wo dieses Problem samt Lösung erklärt ist, die ich mal versucht hatte zu befolgen, was aber irgendwo scheiterte. Dieses Mal fand ich jedoch nach einer Zeit das, was ich beim ersten Mal vor Monaten falsch gemacht hatte und konnte die Registry- und Zugriffseinstellungen komplett wie angegeben ändern und seit dem Tag (Stand 10.03.) machte der Laptop dann auch keine Probleme mehr damit.
Während der Fehlersuche konnte ich den Akku zeitgleich dann immerhin noch auf rund 85% aufladen, was ganz okay war und womit ich mich dann auf den Weg zur Arbeit gemacht hatte, wo ich um 11 da war und zwar als der erster mit Schlüssel (der, der so ausschaut, wie der Rechtsanwalt, war vorher da, aber der hat ja bekanntlich immer noch keinen Schlüssel 😀 ).

Auf der Arbeit (ich habe mir hier wieder mehr Notizen gemacht 😉 ) ging es darum, dass die Dummy-Bilder in der App nun gegen das ersetzt wurden, was der Nutzer wirklich auf seinem Gerät hatte. Dazu musste die App die Elemente, wie zum Beispiel die Bilder samt Ordnerinformationen auslesen und anzeigen. Insbesondere die Ordner stellten auch die kommenden Tage eine Herausforderung dar, da die App die Inhalte dann zwischen unterschiedlichen Geräten (und Systemen) synchronisieren soll und bei iOS können Bilder in mehreren Ordnern/Alben sein, weil die Ordner/Alben nur virtuell erstellt werden. Bei z.B. Android schaut dies wieder ganz anders aus, da es ja physische Ordner gibt und ich versuchte das Problem von allen Seite (iOS, Android, Server) zu betrachten und die beste Lösung zu finden, allerdings meinte der Österreicher (vielleicht wechsel ich irgendwann doch zu den Namen ^^), ich solle mich nur um die iOS-App kümmern und den Rest nicht weiter beachten, da das nicht mein Problem sei, was ich so ganz dann aber bis zum Ende nicht tun konnte, so kacke bin ich halt nicht 😀

Zum Mittag gingen wir alle zu KFC und quatschen währenddessen über die „Expansionspläne“ des Unternehmens, die unter anderem aus einem neuen und vor allem größeren Büro in London bestehen, wo wir uns aus jeder Perspektive vorgestellt haben, was so ein Büro (im Silicon Valley-Stil wohlgemerkt) haben sollte (sprich Pool-Raum, Sportraum, Kino, eigene Underground-Station, bzw. -Linie, etc. 😀 ). Nach dem Spaziergang dorthin (der KFC war in der Nähe von Oxford Circus) beschäftigte ich mich ab 17 Uhr dann wieder intensiv mit PitlaneOne, denn es ging weiter darum, die statischen Daten auf den aktuellen Stand zu bringen, am Freitag die Teaminfos, wofür ich auch Bilder der aktuellen Fahrzeuge von den Tests aus Barcelona sammeln musste. Teilweise mache ich letzteres über Flickr oder Wikipedia, teilweise aber auch über die Media-Seiten der Teams direkt, da ich bei einigen in den Jahren schon einen Zusammengang beantragt und bekommen habe. Das ganze ging an dem Abend bis halb neun, so lange war ich vorher noch nie auf der Arbeit da und ich glaube, ich ging irgendwann den Putzkräften auf den Keks, weil ich dort war und sie nicht in Ruhe aufräumen lassen konnte.

Zu Hause angekommen checkte ich erstmal für den Flug am kommenden Morgen ein und druckte mir die Tickets aus, da easyJet offensichtlich nur Online-Check-In anbietet. Von zu Hause ausgedruckten Tickets bin ich ja überhaupt kein Fan, da sie so unspektakulär sind und keinerlei wirklichen Erinnerungswert haben, wie die Bordkarten, die man beim Einchecken am Schalter bekommt, was ich bisher immer gemacht habe (bin in meinem Leben aber nur mit Germanwings/Eurowings geflogen). Zudem spielte ich mir die Folgen Neo Magazin Royale und Der Lehrer aufs Handy und packte soweit es geht, alles zusammen, sodass ich am Morgen nur noch die Zahnbürste einpacken musste. Am Abend machte ich mir noch Nudeln (man möge meine Kochkünste als sehr einseitig beschreiben ^^) und ging um halb zwölf schlafen. Dabei stellte ich mir gleich zwei Wecker: Als erster Wecker diente mein Lumia 950, aber da ich einige (wenige) Male zu früheren Windows 10 Insider Preview-Versionen gehört habe, dass dort der Wecker nicht klingelte, stellte ich mir zusätzlich auch den Wecker, der die deutsche Zeit anzeigt…

Tag 34 – Neaaaar, faaaaaar, whereeeeeeeeever you aaaare (Samstag, 05.03.)

Der Samstag begann mit dem Klingeln des Weckers (Nummer 1, also des Handys), die Zeit war 4:40 und das sagt in Anbetracht der Tatsache, dass ich um halb zwölf schlafen gegangen bin, viel, wenn nicht sogar sehr viel. Der Flug ging um 7:55 und ich wollte zumindest noch ein bisschen was essen und mich in Ruhe fertig machen, zudem musste ich noch zum berühmtberüchtigten Flughafen London Stansted kommen. Der Plan war, um 5:33 den Bus nach Tottenham Hale zu nehmen und dann um 5:52 den Stansted Express zu nehmen, mit dem ich um 6:28 am Flughafen wäre.
Aus diesem Plan wurde – wie könnte man es von mir anders erwarten – nüschts 😀 Das ganze scheiterte schon zu Beginn, denn ich verließ das Haus um 5:35 und den Bus sah ich nie, sondern machte mich direkt auf den Weg zur Blackhorse Road Underground Station (der Bus fährt hier eigentlich die gleiche Strecke). Von dort hätte ich wie damals am Sonntag jetzt weiter bis Tottenham Hale latschen können, aber es war viertel vor sechs morgens und es war saukalt, also ging ich zur Underground und fuhr mit dieser. Allerdings nicht direkt, denn zuerst musste ich das Hindernis der offenen Check-In-Schranken überqueren, die ein schrilles, nervendes und lautes Dauerpfeifen von sich gaben, denn sie waren defekt. Dies bedeutete, dass ich die Tage dann mal wieder zu einem TfL-Mitarbeiter muss, damit er den Betrag richtig stellt.
Aber selbst nach der Rolltreppe konnte ich nicht in Ruhe mit der Tube fahren, denn ich musste warten. Das mag sich total schlimm anhören, aber die nächsten Bahn kam erst in sieben Minuten. Und die danach in 16, die danach wiederum in 23 (wir halten also fest: die Underground in London fährt samstags vor sechs Uhr morgens häufiger, als die Bonner U-Bahnen wochentags zur Rush Hour).
Irgendwann kam dann aber doch eine Bahn, mit der ich diese eine Station bis Tottenham Hale fuhr und mich in Sachen Stansted Express (ich wollte gerade Orient-Express schreiben 😀 ) orientierte. Beim Zugang zum Bahnsteig gab es die gleichen Schranken wie bei der Underground, allerdings waren sie alle offen und ich war mir unsicher, ob ich mein Papier-Ticket denn nun irgendwo entwerten muss. Eine ebenfalls auf den Zug wartende und vor sich hin rauchende Dame bejahte meine Frage danach, sodass ich das Papier-Ticket in den dafür vorgesehenen Schlitz am Durchgang stecke und er oben wieder rauskam. Als ich mir das Ticket einige Tage später nochmal genauer ansah, konnte ich darauf jedoch keinen Druck oder ähnliches in der Art feststellen, aber an dem Tage störte mich das nicht weiter.

Dadurch, dass ich den Bus verpasst hatte, konnte ich den geplanten Zug natürlich auch nicht bekommen und musste rund zehn Minuten auf den nächsten um 6:07 warten. Mit dem ging es relativ problemlos zum Flughafen, der Zug hielt an zwei Bahnhöfen unterwegs und die Fahrt dauerte rund 35 Minuten. Neben mehrsprachigen Ansagen hatte der Zug auch Steckdosen und WLAN, wobei letzteres eine kostenlose Registrierung mit Name, etc. erforderte (wobei wildes und planloses Herumtippen auf der Tastatur auch funktionierte), zudem funktionierte das WLAN jetzt auch nicht wirklich besser als das WLAN in Fernbussen, es reichte aber aus, um ein paar Sachen abzuarbeiten, die ich am Abend zuvor nicht mehr geschafft hatte.
In Stansted angekommen nutzte ich das mir schon von der Gamescom vertraute „Einfach der Menge folgen“-Prinzip, um zum Sicherheitsbereich zu kommen. Die Schlange dort war für die Uhrzeit (es war etwa 6:50) ziemlich lang und es waren nicht alle Durchgänge in Betrieb, sodass sich die Leute dann natürlich noch mehr stauten. Die Plastikbeutel-Sorgen für die Flüssigkeiten im Voraus waren aber total unbegründet, denn dort gab es die Beutel massenweise und das kostenlos (ich hätte mir einen mitnehmen sollen; die Vermieterin konnte mir mit einem kleinen verschließbaren durchsichtigen Beutel helfen, in den gerade so alles reingepasst hatte, was ich brauchte, aber auch nicht eine Sache mehr). Nach etwa einer halben Stunde hatte ich den Sicherheitsbereich überstanden (7:15 bei Abflug 7:55), konnte mich soweit notwendig wieder anziehen und stand vor einem Einkaufszentrum voller Duty-Free-Shops. Na ja gut, ein Einkaufszentrum war es nicht wirklich, aber ein elendig langer und mit Absicht kurviger und verwinkelter Gang, durch den man durch musste, um zu den Gates zu gelangen – selbstverständlich bevölkert mit viel zu vielen Menschen, die drei Stunden vor Abflug da waren, alle Zeit der Welt hatten und nebeneinander den eh schon schmalen Gang vor sich hin schlichen. Es war also eine Mischung aus Labyrinth, Hindernislauf und Sprint, denn die Zeit war knapp. Aus diesem Grund kümmerte ich mich auch erstmal nicht um die Tatsache, an welchem Gate der Flieger ging, sondern wollte durch das unspektakuläre Shopping durch, das ganze ähnelte dem hier.

Am Ende der „Mall“ angekommen gab es eine Aufteilung auf die Gates in drei verschiedene Richtungen: rechts, links und geradeaus, wobei geradeaus das Einsteigen in einen Zug bedeutete, welcher noch weiter hinausfuhr als man bei den anderen Gates laufen musste. Und das betitelten die Schilder mit acht bis zehn Minuten (siehe Bilder), was kurz in mir eine kleine Panikattacke aufgrund der Zeit auslöste. Darüber hinaus war an der Gate-Aufteilung natürlich keine der Anzeigen vorhanden, die die Abflüge und zugehörigen Gates anzeigten. Irgendwann fand ich mein Gate, es war links und dort auch das erste, sodass ich nicht durch das ganze Gebäude gehen musste. Auf dem Weg dahin sah man die wartenden Flugzeuge und es ist faszinierend, wie viele Linien Stansted offensichtlich anfliegen.
Der Flug selbst (mein erster nicht mit German-/Eurowings) war vergleichsweise wenig spektakulär, ich hatte einen Fensterplatz, neben mir saß ein etwas breiter gebauter Herr und neben ihm wiederum eine dieser „Schickimicki-Frauen“ mit Tonnen Schmuck, Schminke und Einkaufstüten. Sie fing mit dem Herren neben mir direkt nach dem Hinsetzen eine Konversation an (sie war als eine der letzten in den Flieger gekommen) und zu Beginn ärgerte es mich etwas, dass die beiden mich in keinster Weise in das Gespräch mit einbezogen. Meine Meinung hier änderte sich aber schnell, denn die Frau stellte sich als eine Labertasche übelster Sorte aus, man könnte deren beider Redeanteile während des gesamten Fluges vergleichen mit der Anzahl an Führungsrunden von Mercedes und Ferrari in der letzten Saison, wobei sie dann Mercedes wäre. Dank dem Gequatsche verstand ich auch von den Ansagen kaum ein Wort, für den Flug hatte ich mich ja glücklicherweise mit Serien ausgestattet.

Die Zeitangaben sind überhaupt nicht panikfördernd...
Manche Gates sind soweit weg, dass es dafür extra eine kleine Eisenbahn gibt.
Welche Fluggesellschaft Stansted wohl am meisten nutzt?
Über den Wolken ... muss die Freiheit wohl grenzenlos sein...

In Belfast gelandet ging es raus aus dem Flughafen zum Bus, welcher einige Minuten später auch kam. Das Hin- und Rückfahrticket ließ sich beim Busfahrer kaufen, interessanterweise passten nicht mal ansatzweise alle Fahrgäste in den Bus, der laut Fahrplan alle halbe Stunde fuhr. Irgendwann, als sicher noch ein paar Leute reingepasst hätten, hat der Busfahrer dann die Tür zugemacht (der Bus hatte nur eine) und ist abgefahren. Ich vermute mal, dass dann gleich noch ein weiterer gekommen ist für die übriggebliebenen Passagiere, gesehen habe ich das aber nicht, um ehrlich zu sein.
Während der Busfahrt musste ich an die Worte von Sina denken, die mir vor dem Abflug nach London gesagt hatte, dass ich mich in den paar Jahren, in denen wir uns kennen, ziemlich verändert hätte und sie stolz darauf ist, dass ich das Abenteuer London auf mich nehme. Diese Worte kamen während der Fahrt quer durch die Felder zwischen dem Belfast International Airport und dem Stadtzentrum wieder hoch und sorgten für ein kleines Lächeln, weil mir klar wurde, dass mein Ich vor einem Jahr jetzt nicht in diesem Bus sitzen würde… 🙂

Nach vierzig Minuten Fahrt kam ich also im City Centre von Belfast an und die Stadt begrüßte mich gleich auf britische Art und Weise – mit Regen. Aber es war kein Dauerregen wie in Cardiff, sondern nur so ein gelegentlich wiederkehrender kleiner Schauer alle paar Minuten, bei dem es sich irgendwie nicht lohnte, den Regenschirm rauszuholen, aber irgendwie dann doch. Ich hatte mich für das Wochenende mit jemandem verabredet, da ich hier aber noch rund eine Stunde totzuschlagen hatte, nutzte ich die Zeit, um schon mal in Nähe des Busbahnhofs etwas durch die Stadt im Kreis zu laufen. Auf dem Weg kam ich an einem Post Office vorbei, wo ich mir schon mal Postkarten und Briefmarken organisierte, ich hatte aus dem Dilemma in Cardiff ja gelernt… 😀
Gegen halb elf traf ich dann Elina am Busbahnhof. Wir hatten uns über eines der Reisepartner-Portale gefunden, welches ich schon für meinen Frankreich/Italien/Monaco-Trip (siehe da, da und da) verwendet hatte und während ich nur ein Wochenende meiner Praktikumszeit für den Ausflug nutzte, war sie einige Wochen in Irland und Nordirland im Backpacker-Stil unterwegs, einer ihrer Stops war eben Belfast.
Nach einem kurzen Hallo fanden wir einen ersten Plan für den Tag und nachdem sie ihren Monster-Rucksack im Hostel dagelassen hatte, ging es zu Titanic Belfast, einem Museum zum damals größten Passagierschiff, welches ja in der Stadt vor über hundert Jahren gebaut wurde und dessen leidvolle Geschichte hinlänglich bekannt ist. Auf dem Weg regnete es einige Male wieder leicht, nach rund drei Kilometern und der Überquerung des Lagan-Flusses waren wir in Sichtnähe zum beeindruckenden Gebäude, nutzten den Platz vor der SS Nomadic aber für eine kleine Pause (an dieser Stelle habe ich mir während des Schreibens dieses Eintrags den Titanic Soundtrack auf Spotify rausgesucht). Denn in der Ladenzeile fanden wir das The DOCK Cafe, in welchem man sich hinsetzen und etwas zur Ruhe kommen konnte. Interessanterweise war es gestattet, ja sogar erwünscht, dass man sich vorher in einem der anderen Geschäfte etwas zu Essen kaufte und damit dann in das Café kam, darüber hinaus gab es dort auch Kaffee und Tee sowie kleine Teilchen, das ganze finanzierte sich über Spenden und die besagten Kleinigkeiten waren kostenlos zu haben. In dem Lokal gab es auch einige Spiele für die kleineren sowie Bilder und Lektüren über die Titanic und Belfast. Nach rund einer Stunde Pause und Quatschen machten wir uns dann auf den Weg der letzten paar Meter zum Museumsgebäude. Nach dem jeder ein Foto an dem Titanic-Schriftzug gemacht hatte und ich irgendwann auch erkannte, dass da Titanic stand, kauften wir uns die Tickets und es ging in die Ausstellung. Diese war auf mehrere Stockwerke verteilt und fing an mit der Geschichte von Belfast in der Industrialisierungszeit und wie es dazu kam, dass dort Schiffe gebaut wurden und wie. Anschließend ging es konkreter um die Titanic, beginnend mit der Planung, dem Bau sowie der Funktionsweise der einzelnen Teile des Schiffs. Für die Bauphasen gab es ein technisch aufwändiges Erlebnis, nämlich eine Art Gondelfahrt, währenddessen man an einzelnen Etappen des Baus mit Videos und Kulissen herangeführt wurde. Auch für die Dimensionen konnte man ein Gespür bekommen, denn auf dem Weg hoch zu der Gondelfahrt stand man innerhalb eines Replikats des Baugerüsts, bzw. einem Viertel der Höhe des Originals und schon das war irgendwie beachtlich.
Weiter in der Zeit folgten dann die Testfahrten, die Fertigstellung und die Vorbereitungen zur Jungfernfahrt. Es wurden die Massen an Gütern aufgezählt, die für die Fahrt nach New York auf dem Schiff landeten und es gab auch einige Raumausschnitte aus den Suiten, wo mir aufgefallen ist, wie klein die Betten damals eigentlich waren (die Menschen aber vermutlich auch). Danach ging es dann auch über zur tragischen Nacht, die anhand einiger 3D-Animationen für jeden vor Ort erlebbar war (auch für die, die den Film nicht zig-mal gesehen hatten 😀 ) und kombiniert mit aufgenommenen Aussagen Überlebender für Gänsehautmomente sorgte. Schließlich ging es zur Entdeckung und Besichtigung des Wracks, was im Museum zum einen mit einem kleinen kommentierten Film aufgearbeitet war, der das Wrack aus den Kameras der U-Boote zeigte. Zum anderen gab es auch die Möglichkeit, sich das Wrack von oben anzuschauen, wofür es einen großen Bildschirm auf dem Boden gab, auf dem über die beiden Wrackteile geflogen wurde. Last but not least konnte man sich anhand einer rund vier Meter hohen Skala etwa vorstellen, wie tief das Wrack liegt.
Die Ausstellung endete nach weiteren Stimmen zum Untergang von Überlebenden und einem Register aller Passagiere mit dem, was die Medien aus dem Untergang und der Entdeckung des Wracks später gemacht haben, hier gab es dann (endlich) mal einen kurzen Ausschnitt von My Heart Will Go On zu hören, aber auch Doctor Who wurde erwähnt sowie ein Propaganda-Film aus der Nazi-Zeit.

Das Baguette "Titanic" mit ganz viel Meereszeugs drauf :D
The DOCK Cafe
Kurz vor Ende gab es dann doch noch Jack & Rose...
...genauso wie den Doctor :)
Eine Skala, mit der man sich ungefähr die Tiefe des Wracks vorstellen konnte
Ein Revell-Bausatz in Riesengröße, halb angemalt

Nach der Ausstellung, die trotz des eher wenig spannenden Anfangs ganz gut gemacht war (liegt aber sicher auch an meinem Desinteresse für alles vor dem 20. Jahrhundert), ging es dann noch in das, was mich eigentlich am meisten enttäuscht hatte – den Fan Shop/Merch Shop/wie auch immer man es nennen möchte. Ich habe keine Ahnung, was ich wirklich erwartet hatte, aber das, was dort angeboten wurde, fand ich alles irgendwie komplett uninteressant, sodass wir den Shop auch relativ schnell verließen und überlegten, was wir den Rest des Tages noch machen konnten (es war mittlerweile 17:15). In Elinas Reiseführer stießen wir dabei auf die sogenannten „Taxi Mural Tours“, die auf Trip Advisor etc. auch exzellente Bewertungen hatten, sodass wir versuchten eine solche Tour zu buchen. Im Reiseführer selbst waren drei Unternehmen gelistet, doch entweder existierte die Nummer nicht, niemand ging ran oder es gab nur welche für den nächsten Tag, doch irgendwann fanden wir tatsächlich einen Guide, der Zeit hatte, auch wenn wir zu Beginn ein paar Verständnisschwierigkeiten am Telefon hatten. Denn ich hatte ihn verstanden, dass er prüfen würde, ob wer Zeit hätte und sich dann nochmal melden, tatsächlich hupte uns dann irgendwann ein Black Taxi an 😀

Also machten wir uns mit dem Taxi auf zu den Wandgemälden (Murals) von Belfast. Ich hatte irgendwie nicht so wirklich einen geschichtlichen Hintergrund und erwartete dementsprechend auch nicht wirklich viel. Definitiv nicht erwartet hatte ich das, was dann kam. Denn die Wandgemälde waren politische Botschaften und ein Teil der britisch-irischen Ungereimtheiten, die ich wie bereits erwähnt gar nicht auf dem Schirm hatte. Der Taxifahrer erzählte uns davon, dass die Stadt außerhalb des „neutralen“ Zentrums in zwei Teile unterteilt war, den britischen und den irischen, und diese Trennung von einer insgesamt zehn Kilometer langen Mauer unterstützt wurde. Wollte man ohne durch das Stadtzentrum zu müssen von einer Seite auf die andere, gab es dafür drei Tore, die allerdings nur von fünf Uhr morgens bis etwa 18:30, das letzte bis rund 22 Uhr offen hatten. Das ganze erinnerte sehr an Berlin bis auf die Tatsache, dass die Trennung der Stadt nicht von Politikern herbeigeführt wurde, sondern von den Menschen selbst und diese hätten kaum ein Interesse an der „anderen Seite“. So erzählte der Fahrer weiter, dass er irisch sei und insgesamt nur sechs britische Bewohner kennt, die er jedoch alle nur zu Uni-Zeiten kennengelernt hat (wobei sich der Konflikt eher auf der religiösen Ebene katholisch/protestantisch abspielt).

Die Murals
Die Murals
Gebiet zwischen den beiden Seiten, der "Übergang"
West-Belfast - erinnert ein wenig an West-Berlin
Wenn man ganz genau hinschaut, erkennt man auf den Grafittis ganz viele Unterschriften
Die Tore zwischen West und Ost werden geschlossen

Nachdem wir auch bei der Schließung der Tore dabei waren und kurz noch einen Halt bei den Überresten des alten Gerichtsgebäudes machten, welches in einem vergleichsweise schlimmen Zustand war und unterirdisch eine Verbindung mit dem gegenüberliegenden Gefängnis (heute ein Museum) hatte, ließ uns der Taxifahrer im Stadtzentrum raus und mit den ziemlich überwältigenden Eindrücken allein. Wir hatten ihn zuvor noch danach gefragt, ob er uns irgendein Lokal oder so zum Essen empfehlen konnte, was aber verneinte, bzw. er meinte, es wären nahezu alle gut, nur eins (dessen Namen ich nicht mehr weiß), war zu teuer. Wie schon während der gesamten Tour hatte er auch das auf dem Rückweg mehrere Male wiederholt, aber so konnte man es sich zumindest besser einprägen – oder so.

Also bahnten wir uns nach einem Zwischenstopp beim Lidl für eine Flasche Wasser den Weg durch die mittlerweile halb ausgestorbene Innenstadt von Belfast. Das gruselige und aus Deutschland eher weniger bekannte waren hier die Gitter-Rollläden die vor jedem Laden waren und nach Ladenschluss heruntergefahren wurden, was insgesamt eine etwas gruselige Atmosphäre bildete. Nach gefühlt einem Dutzend an Lokalen, wo es entweder zu teuer, zu voll war oder sie schon am Schließen waren, kamen wir mehr durch Zufall als Verstand im Victoria Square Shopping Center an, wo wir zunächst nur einen Fast Food-Laden vorfanden, nach und nach uns aber in die oberen Stockwerke aufmachten und hier deutlich mehr Auswahl vorfanden. Elina selbst war nicht der Fast Food-Fan und auch ich hatte dieses Wochenende keine Lust auf Fast Food, sodass wir letztendlich bei Frankie & Benny’s Unterschlupf fanden. Dabei handelte es sich um ein Restaurant, welches italienische und amerikanische Gerichte anbot, separat oder miteinander kombiniert. Ich entschied mich aus Neugier für eine Mac’n’Cheese-Calzone, die ich natürlich für die Nachwelt auf einem Foto festgehalten habe (siehe unten, mittlerweile habe ich beim Fotografieren von Speisen keine wirklichen Hemmungen mehr 😀 ). Wir hatten einen Tisch direkt an der Küche und ich hatte mich ziemlich dabei amüsiert, den Köchen zuzuhören, die untereinander zum Teil auf Polnisch und zum Teil auf Italienisch sprachen.
Auf dem gleichen Stockwerk wie das Restaurant gab es auch das Odeon-Kino und weil die Tickets dort nur vier Pfund kosteten (etwa die Hälfte vom London-Preis), entschieden wir uns dafür, danach noch in einen Film zu gehen. Die Wahl fiel auf How to Be Single, den ich aus London von Plakaten und Buswerbung kannte und da sie nichts gegen hatte, sind wir im Anschluss also ins Kino gegangen.
Ich möchte hier nicht spoilern, aber auch wenn der Film in der Werbung rüberkommt wie eine kitschige Trash-Komödie, hat er doch eine tiefere Story, als man erwartet und so kann ich ihn nur wärmstens empfehlen, egal ob man single ist oder nicht. Der Film spielte zudem in New York und die Leute vom Schnitt hatten keine Hemmungen, ungefähr alle fünf Minuten die Skyline von New York reinzupacken, was bei mir quasi dauernd für Gänsehaut und Fernweh gleichermaßen sorgte.

Ein einladenderer Teil der Innenstadt
Mac'n'Cheese Calzone

Der Film endete kurz nach 23 Uhr und wir machten planten unseren Rückweg vom Einkaufszentrum, sie in das Hostel und ich zu meiner AirBnb-Unterkunft. Ich hatte mir im Voraus in den Microsoft Karten markiert, wo die Unterkunft ist und wusste zu dem Zeitpunkt schon, dass das Bedürfnis, da zu Fuß hinzulaufen, etwa bei null lag. Ihr Weg zum Hostel war zwar nicht ganz so weit, aber einen kleinen Schock hatten die Zustände in Belfast mit den Murals, der Trennung sowie den verbarrikadierten Geschäften schon bei uns hinterlassen, sodass wir uns zum Wohle beider dazu entschieden, beide das Taxi zu nehmen. Der Fahrer fuhr dann einen kleinen Umweg, setzte sie am Hostel und mich irgendwo in den Bergen ab, insgesamt kostete die Fahrt uns £10,30, wobei ich ihm der Einfachheit halber £10,50 gab.
Die Dame in dem Haus öffnete schon nach kurzem Klingeln die Tür und hieß mich herzlich Willkommen. Ich hatte ihr im Voraus geschrieben, dass ich etwa zwischen 20 und 22 Uhr bei ihr aufschlagen werde, als wir uns dann aber noch für das Kino entschieden, teilte ich ihr die Verspätung meinerseits mit, womit sie aber offensichtlich kein Problem hatte. An dem Abend zeigte sie mir kurz die Räumlichkeiten, fragte mich ein paar organisatorische Dinge zum kommenden Morgen und ging dann auch wieder ins Bett. Mein Zimmer war vergleichsweise geräumig, in ihm standen zwei Betten mit unterschiedlichen Härtegraden der Matratzen (allein bei dem Wort muss ich hieran denken 😀 ), wo sie mir die weichere empfohlen hatte, die nach dem Tag auch verdammt gut tat. In dem Zimmer selbst (ich habe kein Foto ^^) gab es noch einige Schränke und Kommoden, es war alles eher mit einem rustikalen Touch versehen, aber sauber und aufgeräumt. An der gelben Wand hing außerdem ein eingerahmtes Bild von Papst Johannes Paul II., unter dem Bild war ein Spruch notiert, den ich jetzt aber nicht mehr hinbekomme. Ein Kreuz gab es in dem Zimmer an den Wänden faszinierenderweise nicht.
Wie dem auch sei, machte ich mich auf den Weg ins Bad, um mir die Zähne zu putzen und legte mich schlafen – na ja, eigentlich warf ich mich ins Bett, aber es kommt auf das gleiche hinaus 😀

Tag 35 – Eine Führung ohne Führer (Sonntag, 06.03.)

Am Sonntag wachte ich gegen acht auf, blieb aber noch etwas im Bett liegen und nutzte die Gelegenheit, um eine der beiden Postkarten zu schreiben. Die Hausbesitzerin (oder Mieterin?) hatte mir am Abend zuvor kurz erklärt, dass in einem anderen Zimmer noch jemand ist, sie aber um halb neun schon raus muss. Das war für mich auf jeden Fall zu früh, sodass ich eher aus Faulheit und Bequemlichkeit abwartete, bis sich unten nichts mehr tat und mich dann auf den Weg ins Bad machte, was um die Ecke von meinem Zimmer lag. Dieses Bad war richtig modern ausgestattet und das für deutsche Verhältnisse, es lagen am Abend zuvor im Zimmer Handtücher bereit und allgemein hatte ich ein bisschen dieses Hotel-Feeling. Am Mittwoch hatte ich mich ja mit kleinen Reisepackungen an Duschgel etc. eingedeckt und so ging es erst einmal in die verdiente Duschkabine. Ich mach es kurz: Die Dusche war der Hammer 😀 Es war so ne richtige Regendusche glaube ich (hab jetzt eher wenige Tine Wittler-Gene, um das beurteilen zu können), in der das Wasser so leicht wie Regen runternieselt, was so gut tat, dass ich sie eigentlich gar nicht verlassen wollte. Irgendwann tat ich es aber doch, machte mich fertig und ging die Treppe runter in die Küche. Schon als ich noch im Bett lag, hatte es wirklich gut nach Essen gerochen und nur wenige Minuten nach meinem Erscheinen und einem servierten Tee roch es in der Küche erneut so gut und dieser Duft verteilte sich schnell auf die gesamte Wohnung. Ich lasse euch nachfolgend kurz mit einem Bild alleine 😉

Frühstück :)

Sie hatte sich an den Tisch gesetzt (nachdem sie gefragt hatte, ob das für mich okay wäre) und wir unterhielten uns ein bisschen. Sie war eine ehemalige Lehrerin, pensioniert und ziemlich geistlich, was das Papst-Bild im Zimmer erklärte. Sie hatte sich bei meinem Namen auf AirBnb etwas darüber gewundert, dass ich aus Deutschland und nicht aus Polen kommen würde und fragte mich dann unter anderem zu meinen Kirchengewohnheiten, da Polen ja deutlich geistlicher ist wie Deutschland. Irgendwann fragte ich sie aus Neugier, wie sie denn darauf kam, das Zimmer auf AirBnb anzubieten. Ich will ja nichts gegen ältere Menschen sagen, aber so ziemlich alle, bei denen ich über AirBnb bereits übernachtet hatte, waren etwa halb so alt wie sie – höchstens. Sie meinte darauf, dass ihr eine Freundin die Seite mal vorgeschlagen hatte, woraufhin sie das dann damals einfach mal probiert hatte, da sie keinen Mann oder größere Familie oder so hat und war von den Erfahrungen begeistert (was ich übrigens zu 100% teilen kann). Sie erzählte von Menschen von überall auf der Welt, die bereits bei ihr nächtigten, sogar Asien und Neuseeland waren vertreten und einem Herren, der mal bei ihr war und im Nachhinein dann auch noch einige Handwerkerarbeiten an dem vorhin positiv hervorgehobenen Bad durchgeführt hatte. Auch meinte sie, dass ihr die Nachbarin von Zeit zu Zeit hilft, da sie das alles körperlich nicht immer im Stande ist, aber insgesamt war es irgendwann dieses Treffen unterschiedlicher Kulturen und Personen, was sie so faszinierend fand und der ausschlaggebende Grund dafür war, da auch weiterzumachen.

Das Frühstück in mir und die Sachen wieder gepackt ging es gegen halb elf aus dem Haus raus. Wir verabschiedeten uns, nachdem sie mir auch noch angeboten hatte, mich mit dem Auto in die Stadt zu fahren, was ich aber abgelehnt hatte, da ich den Weg in eine Richtung doch zu Fuß erledigen wollte – in der AirBnb-Beschreibung war von einem Ausblick auf große Teile der Stadt die Rede. Außerdem regnete es nicht, sondern es war ein insgesamt leicht bewölkter, aber doch schöner sonniger Tag. So machte ich mich auf den Weg ins Stadtzentrum, bzw. wieder zurück zu Titanic Belfast. Denn wir waren am Vortag noch nicht in der SS Nomadic gewesen, da das Schiff schon zu hatte (die Formulierung klingt komisch), der Eintritt war aber im Ticket drin, welches sie leider während des Abends oder der Nacht verloren hatte. So machte sie vom Hostel aus eine Führung durch die City Hall mit, während ich mich wie bereits erwähnt erneut quer durch das Stadtzentrum schlug, denn das Schiff liegt am östlichen Rand und meine Unterkunft war ganz im Westen. Schlimm war es nicht, denn die rund fünf Kilometer hatte ich in rund einer Stunde fünfzehn hinter mir und der Ausblick auf die Reihenhäuser und die Landschaft außerhalb war es auf jeden Fall wert.

Die Aussicht auf die Stadt
Reihenhäuser - in Großbritannien aber mit Charme versehen, nicht wie in Deutschland
Die Überreste des ehemaligen Crumlin Road Courthouse
Eine Kirche mit sehr außergewöhnlichem Kirchturm

Nach dem Erwerb einer Flasche Wasser war ich dann nun also bei dem Schiff angekommen. Im Schiff selbst gab es einige Ausstellungselemente zur Geschichte der SS Nomadic sowie ihrer Verbindung zur Titanic und ihrer Geschichte nach dem Untergang des großen Schiffs. Und zwar wurde die SS Nomadic, die als „Taxischiff“ verwendet wurde, um die Passagiere vom Ufer zur Titanic zu bringen, die aufgrund der Größe nicht direkt im Hafen einfahren konnte, nach 1912 irgendwann nach Frankreich verkauft und diente lange Zeit als fest verankertes Partyschiff in Paris, irgendwann auch mit einem Asiaten drin. Erst nach der Entdeckung des Wracks wurde man auf die Bedeutung des Schiffs aufmerksam und nachdem die Besitzer dies erst fürs Marketing nutzten, wurde das Schiff dann wieder nach Belfast überführt. Aufgrund der geringen Brückenhöhe musste für das Herausfahren aus Paris (wie auch schon für das Hereinfahren) der obere Teil komplett demontiert werden. In Belfast wurde das Schiff dann wieder restauriert und trocken gelegt, wo es sich nun befindet.

Die SS Nomadic, im Hintergrund Titanic Belfast
Die SS Nomadic
Die SS Nomadic von innen
Die SS Nomadic von innen
In der SS Nomadic konnten Kinder wahlweise das Schiff selbst zusammenbauen...
...oder aber den Alltag am Hafen nachspielen
Die SS Nomadic von innen
Das Steuerrad, im Hintergrund Titanic Belfast

Nachdem ich das Schiff besucht hatte, ging es zunächst wieder hin zum Hauptgebäude der Ausstellung, unter anderem weil es ein offenes WLAN hatte (welches man aber auch noch auf dem Schiff hatte, sodass ich von dort einen Tweet mit Bild abschicken konnte). Neben einer weiteren Aufnahme des Titanic-Schilds, damit ich daraus ein 1:1-Foto für Instagram machen kann, begab ich mich auch noch hinter das Gebäude, wo die Slipanlage (slipway) der Titanic und der Olympic waren. Auf dem Boden waren dann die Umrisse der Schiffe samt der zentralen Elemente wie Rettungsboote oder Kamine markiert, die laut Beschreibung nachts sogar leuchten sollen. Ich ging diesen slipway (irgendwie finde ich das deutsche Wort komisch) also einmal bis zum Ende ab und meine Vorstellungskraft meinte, dass dieses Schiff eigentlich gar nicht so groß gewesen ist. Nach einer kurzen Pause ging es also den Weg wieder zurück und dieses Mal jedoch mit Stoppuhr. Am Ende überwältigende fünf Minuten habe ich gebraucht, um mich vom Heck zum Bug des Schiffes zu bewegen und das änderte meine Einstellung dann doch ein bisschen… Das süßeste auf diesem Rückweg war eine Familie, die in die entgegengesetzte Richtung gegangen ist und deren kleiner Sohn irgendwann schrie „I AM THE KING OF THE WORLD!“, wo ich ziemlich bei lachen musste 😀

Die Entfernung vom Heck des Slipway bis zum Gebäude lässt in etwa die Länge abschätzen
Auf dem Slipway war unter anderem die Position der Rettungsboote eingezeichnet
Der Slipway von oben (links)

So gerne ich eigentlich such noch zum Trockendock gegangen oder gefahren wäre, rechnete sich das zeitlich nicht mehr aus, sodass ich mich nach diesem Spaziergang mit etwas zügigerem Tempo auf den Weg in das Hostel machte, denn wir hatten am Vortag dort eine dieser kostenlosen Fußtouren durch die Stadt gesehen, die um 14 Uhr aus loslegen sollte. Nachdem ich es tatsächlich fast komplett ohne Karten wieder quer durch Belfast zum Hostel geschafft hatte und in einem herumstehenden Auto einen tanzenden Mr. Bean fand, traf ich um 13:55 im Hostel ein, wo Elina schon im Eingangsbereich auf mich wartete (das nenne ich Timing). Dort warteten wir dann auf den Guide, der sich aber selbst zehn Minuten nach meinem Eintreffen nicht blicken ließ, weshalb wir bei der Rezeption nachfragten. Es stellte sich heraus, dass der Guide dagewesen ist, da aber niemand an der Tour teilnehmen wollte, ist er wieder gegangen und zwar ohne auch nur die Leute im Empfangsbereich zu fragen. Die Dame an der Rezeption versuchte ihn dann zwar noch telefonisch zu erreichen, dies endete aber ohne nennenswerten Erfolg, sodass wir einen Plan B finden mussten, welcher in diesem Fall der Besuch des Ulster Museum wurde. Auf dem Weg kamen wir noch bei dem Hostel vorbei, in dem sie ihre zweite Nacht in Belfast verbringen würde und wo sie vor dem Museum ihre Sachen ließ.

Der Eintritt in das Museum war kostenlos und das Innere erstreckte sich über vier Stockwerke und mehrere thematische Bereiche, wobei Geschichte, Biologie, Chemie und Kunst thematisch abgedeckt wurden und die Historie Irlands und Belfasts versuchten in Verbindung mit der Historie des Planeten zu bringen. Neben der Tatsache, dass die Stockwerke in sich sehr komisch aufgebaut waren und es schwer war, den einen Pfad durch das Museum zu finden, auf dem man alles sah, wiederholten sich Inhalte teilweise, da die Zeitlinie der Weltentstehung in jedem wissenschaftlichen Bereich erneut abgehandelt wurde. Einige interessante Objekte waren zwei Windows-Installationsdisketten im Chemie-Bereich, bei der Geschichte gab es zweimal ein kleines Fenster, durch das man durchschauen konnte und welches eine kleine Szene im Modell darstellte. Nach einer Zeit veränderte sich die Szene, wie als wäre eine bestimmte Zeitspanne zwischen den Szenen verlaufen. Mit Spiegeln und Beleuchtung umgesetzt faszinierte mich irgendwie der Effekt, weshalb ich das hier so hervorhebe.

Die Uni von Belfast
Ausnahmsweise durfte man im Museum explizit etwas berühren
Der Spiegeleffekt (1)
Der Spiegeleffekt (2)
Damals :D
Nahezu gleiche Größe, aber 20 Jahre Unterschied und 355.000 Mal so viel Speicherplatz
In diesem Chemiebaukasten gab es einige radioaktive Stoffe - aber für Kinder
Das Museum beinhaltete eine Art Sea Life Center, nur mit toten Tieren, die sehr interessante Gesichtsausdrücke hatten :D
Quallilallilalli-Quallilallilalli-Quallenfischen ist der Hit!
Noch so ein Gesichtsausdruck :D
Wie süüüüüß :D

Nach dem Museum erkundeten wir noch etwas den botanischen Garten, bzw. den Eingang davon, denn es war schon etwa halb fünf und damit die Zeit, wo die Stadt langsam starb und alles schloss. Darauf trafen wir dann auch wieder, als wir uns auf den Rückweg in Richtung Stadtzentrum machten, um vor der Abfahrt meines Busses noch irgendwo zu Essen. Bei der gleichen Problematik am Tag zuvor kamen wir an einem Restaurant namens Blinkers vorbei, welches zu dem Zeitpunkt bereits am Schließen war. Trotzdem konnten wir noch einen Blick auf die Karte werfen und da uns die dort aufgelisteten Speisen genauso zusagten wie die Preise, entschieden wir uns dazu, an diesem Tag dahin zu gehen. Soweit die Theorie. Die Praxis sah natürlich etwas schwieriger aus, denn selbstverständlich hatte sich niemand notiert, markiert oder gemerkt, wo das Restaurant war und meine Wenigkeit noch nicht einmal, als ich am gleichen Tag auf dem Weg von der Titanic-Ausstellung und SS Nomadic zum Hostel an dem Restaurant vorbeigegangen bin. Somit versuchten wir, da uns auch Google nicht wirklich weiterhelfen konnte (fragt nicht warum), den Weg vom Vortag zu rekonstruieren, was wir beim Shopping Center begannen, da das der Anhaltspunkt war, den wir noch wiederfanden. Die Rekonstruktion wurde zudem problematisch, weil es zu dem Zeitpunkt noch hell war, während wir die Stadt am Tag zuvor in der Dunkelheit unsicher gemacht hatten. Irgendwann, nachdem wir wieder bei dem Lidl angekommen waren und bei den anderen Lokalitäten, wo wir am Tag zuvor überlegt hatten, reinzugehen, fanden wir das gesuchte Restaurant tatsächlich wieder – wer hätte es erwarten können, es hatte geschlossen.

So musste Plan B her und dieser war dann wieder das Shopping Centre, weil wir wussten, dass wir das was finden werden. Um möglicherweise etwas anderes zu finden, gingen wir um das Centre herum und wurden auch fündig, in einer Straße vom Einkaufszentrum weg fanden wir „The Kitchen Bar“, ein irisches Pub, in dem gerade ein Fußballspiel übertragen wurde, wo sonst aber nicht viel los war. Wir konnten beide auf der Karte was entdecken, was uns schmecken würde oder wir probieren wollten und so entschieden wir uns dann, in das Lokal reinzugehen und zu bestellen. Weil es ja (Nord-)Irland war, orderte ich ein Guinness, was ich schon in Berlin getrunken hatte. Wohlgemerkt ein großes Guinness, denn ich hatte Durst, wobei die Kellnerin mir bei der Frage nach der Größe zwei Worte an den Kopf warf, mit denen ich nicht sonderlich viel anfangen konnte, um ehrlich zu sein. Irgendwann „übersetzte“ sie sie dann aber in large und small, was einiges einfacher machte.
Zum Essen hatten wir uns dann am Ende beide Fish’n’Chips bestellt, denn ich war mittlerweile fünf Wochen in England und hab das noch kein einziges Mal gegessen. Das ganze schmeckte eigentlich echt gut und war auch richtig sättigend, insbesondere die Panade um den Fisch herum war seeeehr fettig:

Das erste Mal Fish'n'Chips
Die City Hall in der Abenddämmerung

In dem Lokal gab es neben dem Fußballspiel auch noch eine Live-Musikerin, die mir zu Beginn gar nicht aufgefallen war. Auch der Moment als sie aufhörte, ist an mir vorbeigegangen, ich bin mir nicht sicher, ob das etwas über ihre Musik aussagt, denn so schlecht war sie nicht, wenn man drauf achtete.
Gestärkt verließen wir das Lokal gegen halb sieben, da ich vom Busbahnhof den Bus um 19 Uhr nehmen wollte (der Flieger ging um 21:20). Noch einmal konnten wir auf dem Rückweg die Abenddämmerung und die beleuchtete City Hall genießen, ehe wir am Busbahnhof noch die Zeit totschlugen und uns verabschiedeten, bevor ich kurz vor Abfahrt dann in den Bus zurück zum Flughafen stieg, nachdem Elina meinte, der Busfahrer hätte mich schon nervös angeschaut, ob ich denn mitfahren wollen werde oder nicht und wenn ja, wann ich denn einsteigen werde (wir standen schon vor dem richtigen Gate).

Der Bus gab mir die Möglichkeit, das Wochenende zu reflektieren und mich mit einer letzten Stadtdurchfahrt von den nun bekannten Orten zu verabschieden. Ohne große Probleme kamen wir nach 40 Minuten am Belfast International Airport an, den ich ja schon sooo lange nicht mehr gesehen hatte. Wirklich etwas spektakuläres hatte der Flughafen, jetzt wo man ihn vom Eingang her entdecken konnte, nicht zu bieten. Die Sicherheitskontrolle ging relativ schnell und ich kam auch ziemlich schnell zur Erkenntnis, dass ich locker den nächsten Bus hätte nehmen können, denn ich musste nach der Kontrolle noch rund eine Stunde totschlagen, bis das Boarding zu meinem Rückflug begann. Ich möchte noch einmal wiederholen, dass der Flug um 21:20 ging und es war wirklich der letzte Flug, der an diesem Tag den Flughafen verließ.
Vom Flug selbst wüsste ich jetzt nichts besonderes zu erwähnen (falls doch, sind seit dem nun drei Wochen vergangen und ich habe es vergessen), nach dem Verlassen des Fliegers in Stansted am exakt gleichen Gate wie am Tag zuvor hatte ich zum einen meine Probleme, den Stansted Express wiederzufinden (also nicht den Zug an sich, sondern den Zugang zum Gleis) und zum anderen erschloss sich mir nicht, wo ich das Ticket abstempeln sollte. Ein Mitarbeiter verriet mir auf Nachfrage dann, dass ich das gar nicht tun müsse, sondern einfach nur das Ticket da haben solle für den Fall, es werde kontrolliert (was aber nicht vorkam). Bei Tottenham Hale angekommen erwischte ich glücklicherweise gerade einen Bus nach Hause, sodass keinen langen Rückweg mehr hatte und mich fix und fertig ins Bett werfen konnte, nachdem mich mit einem frisch gestrichenen Badezimmer noch eine kleine Überraschung begrüßte, bei der ich nicht wusste, was ich jetzt anfassen durfte und was nicht…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

85 − 83 =