Mein Praktikum in London: Die sechste Woche

Der Prolog der sechsten Woche ist eher trauriger Natur, denn ich fange ihn in der achten Arbeitswoche an und dazwischen lag ja noch die eine Woche in Deutschland, die ich da nicht mitzuzähle, doch dazu an anderer Stelle mehr. Immerhin habe ich mir in der Woche angefangen, Notizen zu machen, sodass ich jetzt doch ein bisschen an Inhalt zusammenbekomme 😀 Insbesondere die ersten Tage werden aber etwas kompakter sein.

Tag 36 – Biographien über Biographien (Montag, 07.03.)

Nach dem Wochenende kaputt und fertig nutzte ich den Montag, um ein bisschen länger auszuschlafen und in Ruhe zu duschen und zu frühstücken, wobei ich ersteres immer öfter mit Musik mache und spätestens seit meinem Besuch bei Anna im Oktober gehört dazu auch Tom Beck 😀
Die Arbeitszeit verbrachte ich in erster Linie nicht mit Arbeiten, sondern eher mit PitlaneOne, denn die Formel 1-Saison begann ja schon eine Woche darauf und meine Universal Windows App war noch irgendwo im Urwald. Also nutzte ich den Tag, um die Fahrerdaten zu aktualisieren, was die Anzahl der Siege, Punkte und Pole Positions angeht und das Heraussuchen aller Daten für die Fahrer, die in dieser Saison neu hinzugekommen sind. Sofern möglich, aktualisierte ich hier und dort auch einige der Bilder.
Müsste man hier was arbeitsbezogenes produktives nennen, dann war es die Erkennung der Veränderung von Alben in der App: Da die App in gewisser Weise die Alben und Bilder der Photos-App spiegelt, muss sie auch darauf reagieren, wenn der Nutzer die App verlässt und in der Photos-App irgendetwas an den Alben verändert, weil sie den neuen Status dann wieder in der App darstellen muss. Dafür kann sich die App über Veränderungen benachrichtigen lassen und darauf dementsprechend reagieren. Letzteres sorgte bei der Realisierung für einige Probleme, da es bei iOS wie schon mal erwähnt nicht das Binding-Konzept gibt, sprich wenn ich in einem Objekt den Parameter verändere, der den Namen des Ordners darstellt, muss ich die Benutzeroberfläche überall dort, wo sie den Namen anzeigt, darauf hinweisen, dass sich der Name verändert hat und manuell dann einprogrammieren, dass der Name wieder angepasst wird. Das ganze habe ich ja bereits mit dem Key-Value-Observing gelöst, aber hier nervte es mal wieder, dass es so umständlich ist, wenn man an C# und XAML gewöhnt ist.

Ich weiß nicht warum, aber es hat sich mittlerweile so ergeben, dass ich an einem der ersten Tage bei Wasabi Mittagessen gehe und so habe ich das auch an jenem Montag gemacht, wie üblich gab es Sweet Chili Chicken 😀 Die Arbeit verließ ich an dem Tag erst gegen kurz vor 20 Uhr, weil ich am Abend noch die Fahrerdatenaktualisierung soweit fertigstellte.

Tag 37 – Eine (neue) Perspektive (Dienstag, 08.03.)

Nach dem üblichen morgendlichen Krams, den ich mir hier nicht notiert habe (hab’s oben ja angedeutet) gab es an dem Tag ein kleines Unternehmensmeeting. Das Unternehmen wird von zwei Leuten geführt und wurde von beiden auch gegründet, wobei einer der beiden fast das ganze Jahr in den USA verbringt (dazu gleich mehr). In dieser Woche war er jedoch kurz auswärts und eben in London, sodass die beiden wieder vereinten Chefs ein Meeting für alle organisierten, in dem kurz der aktuelle Status und die kommende Perspektive besprochen wurde. Dabei schaut die Perspektive doch mehr als positiv aus: Neben aktuell positiv angelaufenen Projekten und dem positiven Feedback zu sich in Arbeit befindlichen Projekten befinde sich das Unternehmen weiter im Wachstum, sowohl was die Aufträge, wie auch die Mitarbeiter angeht (von denen jeder einzelne eine super Arbeit leistet und so 😀 ). Bei diesem Wachstum gelte es nun, das Unternehmen auf bürokratischer Ebene umstrukturieren und für eine dauerhafte Expansion in die USA vorzubereiten. Aber auch London sei nicht zu vernachlässigen, wo die Anzahl der Mitarbeiter im Büro für eine gewisse Enge sorgt, die mit einem Umzug in größere und vielleicht auch eigene Gebäude zu eliminieren ist, was zurzeit auch auf oberster Priorität stehe und wo laufend nach entsprechenden Räumlichkeiten geschaut werde. Wir im Kreise der Mitarbeiter hatten uns in der Woche zuvor ja schon darüber so unsere Gedanken gemacht, sodass jeder im Büro das vorfindet, was er am meisten mag und was den Arbeitsplatz heimischer werden lässt (die eigene Underground-Station mal außen vor gelassen).
Dieses Meeting gab mir das Gefühl, Teil eines großen und ganzen zu sein, was ein komplett anderes Gefühl und ein krasser Gegensatz zum bisher gewohnten „daheim mal ein bisschen als Hobby zu programmieren“ war, wo ich auch wieder ein bisschen mit den Tränen zu kämpfen hatte, weil mich das emotional doch etwas mitnahm (verständlicherweise, würde ich behaupten).

Die beste Symbolisierung des laufenden Wachstums stellte an dem Tag ein neuer Mitarbeiter dar, der für die Android-Entwicklung zuständig wurde und dessen erste richtige Handlung eben die Teilnahme an jenem Meeting darstellte, nachdem er mich ein bisschen zu der App ausgefragt hatte, die er demnächst für Android umsetzen sollte. Nach dem Meeting (ich werde auf den Neuen im Laufe des Blogeintrags aus Gründen nochmal genauer eingehen, weil es da im Zusammenhang besser passt) fragte uns der USA-Fanatiker (nicht ich, auch wenn man mich so bezeichnen könnte), ob und wo wir denn zu Mittag Essen gehen würden. Auch wenn ich ne Vermutung habe, kann ich nicht mehr hundertprozentig sagen, wer da Nando’s in den Raum geworfen hatte, aber daraufhin gingen wir wieder CHICKEN essen 😀 Ich hatte mir dieses Mal den Butterfly Burger bestellt (Foto siehe unten, wie üblich; vielleicht sollte ich doch mal so einen Essens-Instagram-Account anfangen? 😀 ) und wir unterhielten uns ein bisschen über die USA, wo ich wieder richtiges Fernweh bekam. Außerdem wählte ich als Schärfestufe Extra Hot und wurde dafür maßlos enttäuscht, denn das war nicht mal wirklich hot und das Wort extra hatte es schon gar nicht verdient. Wäre die Rechnung nicht auf den Chef gegangen (was ich auch für den Salat „nutzte“), hätte ich mich ziemlich beschwert.

Mal wieder Nando's :D

Da wir erst kurz nach fünf zu Nando’s gegangen sind und dann auch etwas herumsaßen, verließen wir das Lokal gegen halb sieben und alle gingen danach bereits nach Hause anstatt zurück zur Arbeit, wo ich mich dann natürlich anschloss. Am Abend hatte ich dann noch zweierlei Dinge beschlossen: Zum einen, dass ich PitlaneOne als Windows 10-App nicht bis Australien fertig bekomme und deshalb als alternativen Plan B die Windows Phone 8.1-App ausgraben und auf den neuesten Stand bringen muss, was Fahrer-, Team- und Kalenderdaten sowie die APIs angeht. Da ich die Klassen für die Fahrer-, Team- und Kalenderdaten bei der kompletten Neuprogrammierung der App für Windows 10 als einziges kopiert hatte, konnte ich die aktualisierten Daten auch einfach rüberkopieren. Schwieriger sah das schon bei den APIs aus, da ich bei der alten zum Beispiel bei den Ergebnissen für jede Session (Trainings 1, 2 und 3, Quali und Rennen) einzeln Daten geladen habe, ich das nun aber umgestellt habe, sodass ich mit nur einem Request alle Daten für ein Rennwochenende ausgebe.
Den zweiten Beschluss machte ich nicht allein, sondern mit Annika: Sie war die zweite Person, die mich auf den Reisepartner-Seiten angeschrieben und sie wollte in ihren Semesterferien unbedingt noch einmal raus aus Deutschland und irgendwie fand sie mein Gesuch ganz nett geschrieben und hatte nichts gegen London, sodass sie an dem Tag ziemlich spontan einen Hin- und Rückflug für das kommende Wochenende gebucht hatte. Da sie den Ryanair-Flughafen München-Ost ziemlich in der Nähe hat, war das preislich wohl nicht so das Problem. Übernachten wollte sie zunächst bei mir, hat sich dann aber für ein Hostel um die Ecke entschieden, sodass wir uns anfangen konnten zu überlegen, was wir die Tage in London machen werden.

Tag 38 – Ein schöner Abend 🙂 (Mittwoch, 09.03.)

Am Mittwoch war ich zur normalen Zeit auf der Arbeit und verbrachte den Vormittag in erster Linie damit, die Beschlüsse vom Vorabend in die Tat umzusetzen. Das bedeutete zum einen, die Fahrer-, Team- und Kalenderdaten von der Windows 10-App in die WP8.1-App rüberzukopieren, zum anderen kam ich mit Annika auf die Idee, dass wir etwas das Äußere von London erkunden könnten und sich dafür ein Mietwagen gut eignen würde, was jedoch sehr problematisch war: Denn ich habe zwar schon das Mindestalter für einen Mietwagen überschritten, aber ohne Kreditkarte (bevor jetzt wieder jemand fragt: Ja, ich habe bis hierhin die Wochen in England ohne Kreditkarte seeehr gut überlebt! 😀 ) ist das nicht möglich und sie hat zwar eine Kreditkarte, aber nicht das Alter. Das gekreuzt funktioniert nicht, weil die Kreditkarte auf den Mietenden ausgestellt sein muss, weil die Unternehmen das so fordern und es anders offensichtlich auch rechtlich nicht okay wäre (wie es mir mein Bankberater zwei Wochen später in Deutschland erklärte). Es scheint, so die Erkenntnis des Tages, tatsächlich nicht möglich zu sein, was ich sehr traurig finde, aber na ja. Da Auto flach fällt, musste Plan B her, der sich in Form des Fernbusses fand, genauer gesagt hier in Megabus, denn FlixBus fuhr damals noch nicht nach England oder in England rum. Als Stadt suchten wir uns Oxford aus und ich buchte die Tickets für die Busfahrt und fand eine der Free Walking Tours durch die Stadt.

Unser neuer Mitarbeiter arbeitete heute von zu Hause aus (am zweiten Tag wohlgemerkt) und kommunizierte mit uns sehr offen und häufig über die Skype-Gruppe, in der alle sind. Oder besser gesagt waren, denn einer der Chefs war nach diesem Tag aus der Gruppe raus, scheinbar nervte es ihn so ein bisschen und auch ich vermisste zu diesem Zeitpunkt eine Mute-Funktion auf Skype. Das Mittagessen bestand aus einem Baguette, laut meiner Super-Excel-Datei hatte ich mir am Mittwoch wieder zwei in dem Laden an der Warren Street Station gekauft (laut der Excel-Datei hab ich die Tickets für Oxford auch erst am Donnerstag gebucht, aber ob das hier jetzt so wichtig ist? 😀 ).

Am Nachmittag hatte ich dann tatsächlich auch gearbeitet, wobei ich das neue Minecraft von Gronkh nebenbei laufen hatte, wo ich wieder feststellte, wie ich zwei Monitore vermissen werde. Der Abend gestaltete sich wie jeden Mittwoch üblich aus dem Stammtisch, allerdings etwas verspätet, denn ich hatte den Bus verpasst. Ganz knapp, denn wäre ich eine Minute früher rausgegangen – oder hätte jemand an der Haltestelle gewunken und der Bus hätte angehalten – dann hätte ich ihn problemlos bekommen. Ich glaube, das kam hier noch nicht zur Rede, aber die Busse in London halten nicht von selbst an einer Bushaltestelle, weil da jemand steht, sondern man muss dem Busfahrer ein Handzeichen geben, dass man mit dem Bus mitfahren will. Das ist mir erst Ende Februar irgendwann aufgefallen, da ich das bisher auch nie wirklich machen musste.
Das zweite Interessante an den Bussen, was mir hier zum Verhängnis geworden ist, ist die Seltenheit, mit der die Linie 27 (mit der ich immer zum Stammtisch fahre) fährt, etwa alle acht Minuten – okay, gut im Vergleich zu Bonn ist das schon sehr oft, aber mittlerweile bin ich ja Londoner Taktzeiten gewohnt. Noch deprimierender wird das ganze aber, wenn die ebenfalls an der Haltestelle haltende Linie 18, die hier übrigens weder nach Brühl noch nach Istanbul fährt, sondern nach Sudbury, in den acht Minuten Wartezeit etwa sechs (!) Mal erscheint. Allerdings fährt die 18 nicht nach Queensway, wobei ich vor kurzem festgestellt hatte, dass ich mit der Linie zumindest bis Royal Oak fahren könnte, wo ich dann nur ein paar Minuten Fußweg zu Queensway hätte, aber gut, ich bin ja faul. Warum auch immer kam die 27 acht Minuten später gar nicht, sodass ich insgesamt eine knappe Viertelstunde auf den Bus wartete. Der Stammtisch, wo ich dann irgendwann tatsächlich ankam, war gut besucht und irgendwann nach mir hatten sich zwei Mädels dazu gesellt, von denen eine einen ganz sympathischen Eindruck machte, auch wenn ich zu Beginn kaum was mit ihr gesprochen hatte, weil zwischen uns noch zwei andere Leute saßen und sie zu Beginn doch eher ruhiger war. Diese zwei Leute verschwanden dann aber irgendwann, sodass wir zumindest kurz mal Hallo sagen konnten und wer woher wieso und weshalb wir hier sind und es stellte sich heraus, dass sie auch mit der Victoria Line fuhr, wenn auch eine Haltestelle weiter.
Gegen 22 Uhr machten sich dann so langsam alle auf die Socken, als ein (im Vergleich zu uns beiden) älterer Herr zur Runde dazukam, wobei er einfach nur nach der Arbeit etwas essen und entspannen wollte. Da sie es aber schade fand, wenn er alleine dort sitzen würde, entschied sie sich zu bleiben. Und da sie mit der gleichen Linie fuhr wie ich und ich das nutzen wollte, um sie mehr kennenzulernen und zudem den Herren schon einmal beim Stammtisch gesehen, aber nichts von oder über ihn erfahren hatte, blieb ich ebenfalls 😉

Insgesamt wurde das dann ein ziemlich langer Abend über Gott und die Welt, denn wir verließen das Lokal erst gegen viertel vor zwölf, aber es war auch ein „schöner Abend 🙂 „, wie es in meinen Notizen steht, und es war trotz vorher erscheinender Müdigkeit die beste Entscheidung gewesen, länger zu bleiben. Neben dem Abend an sich hatten wir festgestellt, dass wir beide noch kaum die klassischen Touri-Sachen gemacht haben, aber machen wollten, sodass Madame Tussauds als etwas festgehalten wurde, was wir die Tage auf jeden Fall gemeinsam unternehmen wollten.
Auf dem Rückweg gab ich ihr dann meine Nummer und sie meinte, dass sie mich sobald sie Netz hat, anschreiben wolle, was dann am Ende doch ein bisschen dauerte. Ich glaube, an dem Abend war ich dann noch bis halb drei wach und wer mir auf Twitter folgt, hat sicherlich mein bisschen an „Rumschwärmerei“ mitbekommen (eigentlich kannste diesen Blog jetzt auch niemandem mehr zu lesen geben, mit dem ich hier irgendwas an Zeit verbracht hab 😀 ).

Tag 39 – Von iOS zu Android (Donnerstag, 10.03.)

Weil es mal wieder langsam Zeit wurde, wollte ich am Donnerstag vor dem Weg auf die Arbeit Wäsche waschen. In der Praxis ist hier aber nicht viel draus geworden, denn der Mitbewohner, der an diesem Tag frei hatte, war zehn Minuten schneller und danach war kein Platz mehr zum Aufhängen da.
So verließ ich relativ unproduktiv das Haus und kam irgendwann nach der üblichen Fahrt auf der Arbeit an. Dort kam auch der neue an, der erst einmal vom Chef rausgeholt wurde. Auch wenn die Tür zu war, konnte man etwas mithören, wie sie sich (ein bisschen lautstark) insbesondere über die überdurchschnittlich hohe Aktivität auf Skype unterhalten haben, man könnte sagen, er wurde etwas angeschissen ^^ Trotzdem wurde der Tag dann noch auch auf betrieblicher Ebene interessant, denn es ging zusammen mit ihm, einem der Designer und meiner Wenigkeit darum zu schauen, wie man die iOS-App an die Android-Plattform adaptieren kann, was da möglich ist und was nicht und in welchem Rahmen man sich an die Design Guidelines halten sollte oder nicht.

Nachdem das getan war, verbrachten wir noch einige Zeit damit, seinen PC einzurichten. Sein PC, das war zum einen ein nigelnagelneuer Monitor, den ich auch hatte, sowie eine etwas in sich zerfallende uralte Kiste, die zu 50% aus den gewöhnlichen Rechnereinheiten und zu 50% aus Staub bestand. So alt, dass der Rechner mit einem LAN-Kabel mit dem Internet verbunden werden musste, wobei sich dieses Kabel durch den halben Raum erstreckte. So alt, dass wir dafür erstmal ein Kabel für den Monitor und eine Festplatte organisieren mussten. Aber doch nicht ganz so alt, denn Windows 10 lief da nach der Installation offensichtlich akzeptabel (und der Rechner war über fünf Jahre alt, Apple 😉 ). Er hatte sich Windows und Programme auf einem USB-Stick mitgebracht und mein Rechner diente dann dazu, einen bootbaren Stick herzustellen und zum ersten Mal kam Windows in diesem Büro tatsächlich zur Geltung… 😀

Darüber hinaus hatte ich an dem Tag nichts gemacht, was irgendwie mit PitlaneOne zusammenhängen würde, sondern mich danach mit dem App-Projekt beschäftigt. An dem Tag wurde die Ordnerstruktur mehr oder weniger noch einmal über den Haufen geworfen und sollte so umgesetzt werden, wie es Apple bei iCloud tut, nämlich, dass es einen Ordner gibt, der gebündelt alle Dateien anzeigt, die in der Wolke sind. Am Ende des Tages konnte sich die App ihren „Photo Stream“-Ordner erstellen und merken und ich hatte einige Grundweichen für anderes geschaffen.
Da ich somit vorbildlich produktiv war, machte ich pünktlich Feierabend und nutzte den Abend zum einen, um den Blogeintrag der Woche 5 weiterzuschreiben und zum anderen, um mit Annika das Wochenende zu planen, was den Tagestrip nach Oxford betrifft (wie oben schon erwähnt). Auf dem Nachhauseweg wurde ich in der Underground noch freundlich daran erinnert, dass bald die Formel 1-Saison beginnt, als wenn ich das nicht wüsste ^^

Die Formel 1 gibt es in UK bei Channel 4, aber nur die Hälfte aller Rennen live

Eigentlich wollte ich mich an dem Abend mit ihr treffen, doch daraus wurde nichts, weil sie am Freitag zur Uni musste und dafür noch einige Aufgaben zu erledigen hatte, die sie sich auf den Tag davor aufgeschoben hatte – wer kennt das nicht.

Tag 40 – Besuch aus Deutschland (Freitag, 11.03.)

Den Freitag begann ich eigentlich mit dem gleichen Vorhaben wie dem Donnerstag, Wäsche waschen, und beendete den Morgen auch mit dem gleichen Endresultat, wie am Vortag, nämlich keiner gewaschenen Wäsche, weil die vom Mitbewohner noch trocknend auf den Leinen hing.

Somit ging der Morgen eigentlich relativ unspannend vorbei, der Arbeitstag war dafür deutlich interessanter: Denn der „Neue“ war an dem Tag nicht mehr neu, was aber weniger daran lag, dass er sich eingelebt hatte, sondern weil er und der Chef sich am Abend zuvor darauf verständigt haben, dass es zu viele Unstimmigkeiten zwischen den beiden Parteien gäbe und es besser wäre, getrennte Wege zu gehen. Hundertprozentig überrascht waren davon weder ich noch der Rest, ich vielleicht eher davon, dass wir das über eine Nachricht in der Skype-Gruppe (welch Ironie) erfahren hatten, wobei das in erster Linie daran lag, dass nicht alle im Unternehmen auch im Büro in London sitzen, sondern einige von zu Hause quer in Europa arbeiten.
Ein bisschen überrascht war ich darüber, wie schnell das geschah, denn ich hätte ihm zumindest noch ne Woche mehr zugetraut. Insbesondere am ersten Tag, an dem er im Unternehmen war, hatte ich mich so ein bisschen „schlecht“ gefühlt, weil er zu Beginn sich doch sehr aktiv mit allen unterhalten und kommuniziert hatte und ich in Erinnerung an meine erste Woche doch eher das Gefühl hatte, dass ich da etwas zurückhaltender gewesen bin, aber im Nachhinein betrachtet war das wohl nicht so verkehrt, beziehungsweise es gab mir an diesem Tag besonders den Eindruck, dass ich in der Zeit doch gar nicht so viel verkehrt gemacht habe, weil ich immer noch da war 😀

Nachdem der Chef dann noch mit uns ein paar Worte gewechselt hatte und wir unter uns, konnte der Arbeitstag beginnen. Am Tag zuvor hatte ich erfahren, dass der Auftraggeber meines Projekts demnächst eine erste Testversion sehen wollte, sodass ich mich darum kümmerte, die App soweit zu fixen und dafür zu sorgen, dass sie nirgends mehr abstürzt. Bisher hatte ich die App nur auf dem Simulator getestet, auf dem jedoch nur fünf Bilder waren, deren Scannen sich als nicht besonders schwer oder aufwendig herausstellte. Ganz anders war das bei dem alten iPhone 5 von dem, der so ausschaut wie der Rechtsanwalt und das aus ungeklärten Gründen im Büro rumgeistert. Das iPhone wurde nie zurückgesetzt, sodass darauf über 2.100 Fotos waren, die rund 1,8GB belegten, von gewöhnlichen Landschaftsbildern bis hin zu Partyselfies mit der Freundin reichten und dafür sorgten, dass mein Code damit überfordert war und die App spätestens bei 300 eingelesenen Fotos mit fehlendem Speicher abstürzte. So durfte ich den Code dank Stackoverflow an dem Tag soweit umschreiben, dass er asynchron die Bilder einscannt, was für weniger Speicherbelastung sorgt. Das komplexe war in diesem Fall wie auch in anderen Programmiersprachen das Ende des ganzen, dass der Hauptthread benachrichtigt wird, doch irgendwie habe ich das tatsächlich gemeistert. Es bleibt jedoch nachzuprüfen, ob das ganze Prozedere beschleunigt werden kann, denn im Moment dauern das Einlesen aller 2.100 Bilder rund zwei Minuten.

Nach dem Mittagessen, welches aus Pommes, einen BigMac und Cheeseburger bestand, kam gegen halb sechs Annika an, die schon am Morgen gelandet war und den Tag nach dem Einchecken im Hostel mit „Shoppen“ (durch alle Läden gehen und nichts kaufen 😀 ) auf der Oxford Street verbrachte, die ja ganz in der Nähe meines Arbeitsplatzes war. Wir hatten für den Freitag verabredet, dass sie eben gegen 17:30 auf Arbeit vorbeikommt und wir von dort aus dann etwas unternehmen. Da sie bis auf einen Apfel seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte, beschlossen wir, uns um ein Mittag-/Abendessen (gibt es dafür auch so eine Wortmischung wir Brunch? ^^) zu kümmern. Schon im Voraus hatten wir uns dabei auf Semmelknödel mit Geschnetzeltem geeinigt, wofür wir uns von der Arbeit aus zuerst auf den Weg zum LIDL machten, nachdem sie einen kurzen Einblick ins Büro werfen konnte und ich es geschafft habe, bei der Vorstellung die Namen aller anderen im Büro korrekt auf die Reihe zu bekommen. Beim LIDL kauften wir ein großes Baguette, Fleisch, Pilze und Sahne und nutzten die Küche anschließend in so einem Umfang, wie ich sie davor nie benutzt habe (Spoiler: Und bis Mitte Woche 9 auch nicht mehr). Dabei war das Geschmacksergebnis (und -erlebnis) tatsächlich besser als es aussah und das sage ich, der sonst keine Pilze ist und worauf meine Mutter auch sehr geschockt reagierte, als ich ihr schrieb, was ich an dem Tag gegessen hatte, insbesondere wo ich erwartet hatte, dass sie das Fleisch am Freitag während der Fastenzeit kommentieren würde. Nach dem Abwasch verbrachten wir den Rest des Abends bis etwa 22 Uhr einfach nur damit, uns zu unterhalten, was insgesamt ein sehr netter Abend war und der damit endete, dass ich sie noch zum Hostel brachte, welches nur ein paar Minuten von mir entfernt war.

Semmelknödel mit Geschnetzeltem :)

Tag 41 – Mit Sarazar auf den Spuren von Harry Potter (Samstag, 12.03.)

Am Samstag war es Zeit für unseren Tagesausflug nach Oxford. Wir wollten uns um 9 an Annikas Hostel treffen, weil es auf dem Weg zur Underground-Station lag, wobei da von meiner Seite aus nicht ganz so viel geworden ist, denn ich hatte erst um 9 Uhr das Haus verlassen, nachdem das übliche fertigmachen und frühstücken entsprechend Zeit in Anspruch genommen hatte. Mit leichter Verspätung machten wir uns auf den Weg zur Victoria Coach Station, mit der ich ja bereits beste Erfahrungen hatte, was pünktliches Erscheinen angeht. Wobei wir den Bus um 10:05 gebucht hatten und es war erst 9:05, also hatten wir eine Stunde Zeit und die Underground brauchte für die Strecke rund 20 Minuten, trotzdem schob Annika ein dezentes bisschen an Panik auf dem Weg zu Victoria 😀
Völlig unbegründet war diese Panik im Nachhinein, denn wir hatten nicht nur Zeit, in Ruhe zum Eingang der Coach Station zu gehen, sondern auch die Zeit vorne am Empfang nachzufragen, wo der Bus fährt, weil wir ihn auf den total tollen alphabetisch sortierten Abfahrtstafeln nicht finden konnten. Es stellte sich heraus, dass der Bus nicht direkt in der Coach Station, sondern an der Haltestelle auf der Straße entlang des Zugbahnhofs hielt. Was erst für Verwunderung meinerseits sorgte, sodass ich nochmal nachfragte, stellte sich später als Problem heraus: Denn von London nach Oxford fuhren wir eigentlich nicht wirklich mit Megabus, sondern mit der Oxford Tube, einer in der Regelzeit etwa alle 15 Minuten existierenden Verbindung der beiden Städte (womit Oxford und London besser verbunden sind als Köln und Bonn), die sich außer über die Megabus-Webseite auch über die Webseite der Oxford Tube oder direkt beim Fahrer buchen lässt und ohne den Megabus-Umweg dank Studentenrabatt auch günstiger gewesen wäre.
Der Bus war ein Doppeldecker und gar nicht mal so voll, aber auch gar nicht mal so leer und wir verbrachten knapp zwei Stunden auf dem Weg, die sie zu zwei Drittel geschlafen hatte, was sie aber schon im Voraus angekündigt hatte 😀 Der Bus selbst hielt zunächst an einigen Haltestellen in London, dann zwei- oder dreimal auf dem Weg mitten im Nirgendwo (ein Mal war richtig im Nirgendwo direkt hinter der Autobahnausfahrt) und schließlich in Oxford einige Male vor der Endstation am zentralen Busbahnhof.
Nachdem wir am Busbahnhof auf den WCs die modernsten Waschbecken dieser Zeit entdeckt hatten, weil sie in die Wand eingebaut waren und von „oben“ erst Seife, dann Wasser und dann heiße Luft zum Trocknen kam, aber alles voll automatisch und direkt hintereinander, fanden wir auf dem Platz vor dem Busbahnhof einen kleinen Trödelmarkt, den wir erst einmal erkundeten. Unter allerlei Trödel fanden sich auch einige interessante Sachen, wie zum Beispiel ein Reiseführer für Deutschland aus dem Jahr 1913, in dem ich ein paar Seiten herumgelesen hatte: Neben der Tatsache, wie man sich mit den dort abgebildeten Karten wirklich zurecht finden konnte faszinierte mich auch, dass es früher Bahnsteigkarten gab, die 10 Pfennig kosteten und ohne die man nicht berechtigt war, den Bahnsteig zu betreten – quasi eine Bahnhofsmaut. Was es auf dem Markt an einem Stand auch gab, war ein Plüschbar, der die Klamotten der Wache am Buckingham Palace an hatte, wo ich wirklich mit dem Gedanken gespielt habe, ihn mir zu kaufen.
Nach dem Markt, der mit einer Fressmeile endete, auf der wir, bzw. eher Annika sich was asiatisches zu Essen kaufte und schneller verspeisen konnte als mir recht war, nutzten wir die verbliebene Zeit bis zum Beginn der Führung, um etwas planlos durch die Gegend zu laufen und Oxford auf eigene Faust zu erkunden. Dabei kamen wir unter anderem auch in einer Bücherei vorbei, in der ich etwas typisch britisches entdeckte, was ich in Deutschland ziemlich vermisse: Ein Regal nur mit Doctor Who-Kram 😀
Ansonsten hatte ich einen Fantasy-Roman im Auge, der von einer jungen Frau handelt, die sich in New York neu zurecht finden muss, doch irgendwie konnte mich der Coverinhalt nicht vom Kauf überzeugen, auch wenn ich tatsächlich seit längerer Zeit mal wieder Lust hatte, ein Buch zu lesen.

Anschließend begann um 14 Uhr die Sightseeing-Tour, die genauso organisiert war, wie schon die Tour, die ich in London am ersten Wochenende gemacht hatte: An sich war die Teilnahme kostenlos, am Ende konnte man dem Guide einen Betrag da lassen je nachdem, was die Tour einem wert war. Unsere Gruppe war etwa 25 Leute groß und aus vielen unterschiedlichen Ländern, während unser Guide, Tom, die etwa zwei Stunden lange Tour sehr unterhaltsam gestaltete und mit vielen Anekdoten und Geschichten versah, von denen jetzt allerdings kaum noch eine in meinen Erinnerungen vorhanden ist. Auch wir wurden um Interaktivität gebeten, nämlich als wir uns vor der High School befanden, wo ja bekanntlich (man kennt es von gewissen Filmcovern) beim Abschluss immer ein Foto gemacht wird, auf dem alle jubelnd in die Luft sprangen.
Die Tour führte vorbei durch den Covered Market, am Tom Tower und der Christ Church, dem Merton Collage, der University Church of St Mary the Virgin, der Radcliffe Camera, dem Trinity College und endete wieder am gleichen Platz wo wir begonnen hatten, nachdem wir auch kurz bei den Abschlusszeremonien (wo Leute an der Übergangsbrücke ein Abschlussfoto machten) und im Innenhof der Bodleian Library waren. Auf dem Weg zu den letzten Orten hatte uns der Guide kurz alleine gelassen, denn in dem Moment, wo er mit ein paar Teilnehmern über einen bestimmten Film sprach, ging an uns jemand vorbei, der so aussah wie einer der Hauptdarsteller und nach etwas Überlegen eilte er dem Passanten hinterher, um herauszufinden ob er es tatsächlich war. Etwas bedröppelt kam er nach wenigen Minuten zu uns zurück, bestätigte aber die Ähnlichkeit.
Die Stelle, an der Tom seine finalen Worte an uns richtete, war leider mit sehr eingeschränktem Internetempfang ausgestattet, doch irgendwie hatte ich es im Opera Mini doch irgendwie geschafft, ein aussagekräftiges Bild zu finden und herunterzuladen, mit dem ich den Guide konfrontiert hatte, nachdem alle ihren finanziellen Teil beigetragen hatten. Denn ich bin auf der Gamescom 2014 rund zwei Stunden Gronkh und Sarazar durch den Business-Bereich „hinterhergelaufen“ und Tom hatte eine solch verblüffende Ähnlichkeit mit Sarazar, auch was die Stimme anging und die Art und Weise wie er redete und lief, dass ich ihn darauf ansprechen musste 😀 Er hat sich dann den Namen aufgeschrieben, nachdem wir ihm ungefähr erklärt hatten, was Let’s Plays sind und was Sarazar so macht und es würde mich zu gerne interessieren, ob er da später mal reingeschaut hat 😀

Oxford
Oxford
Oxford
Oxford
Christ Church, Oxford (ja, bei den anderen Sachen war ich gerade zu faul, um herauszufinden, was das für Gebäude sind ^^)
Bonn war gar nicht soweit weg :D
Sarazar - äh Tom, der Guide auf unserer Tour
Ein eigenes Regal nur für Doctor Who, ach ich werde England vermissen :D

Nach diesem Moment (ich würde es ja zu genial finden, wenn Sarazar mal nen Ausflug nach Oxford und die Tour mitmachen würde und Tom der Guide wäre 😀 ) machten Annika und meine Wenigkeit uns wieder ein Stück zurück zum Turm der University Church, wo wir überlegt hatten, hochzugehen, um von dort einen Ausblick auf die gesamte Stadt zu erhalten. Leider gab es wohl offensichtlich nur eine Treppe und der Turm war gut besucht, sodass die Schlange gefühlt aussah, als würde man dort über eine halbe Stunde anstehen. Noch dazu schloss der Turm um 17 Uhr und der Eintritt kostete um die vier Pfund, weshalb wir uns dann doch dagegen entschlossen hatten und uns den Weg zurück zur Christ Church suchten, in dem offensichtlich (bin nicht so der Fan von) einige Harry Potter-Szenen aufgenommen wurden. Leider hatte auch dieses Gebäude schon geschlossen, als wir gegen 17 Uhr dort ankamen, was mich so ein bisschen an Belfast erinnerte. So setzten wir uns für einige Zeit auf eine Bank und genossen die Aussicht aufs Grüne, wo wir unter anderem einen jungen Herren beobachte, der joggen war, aber alle paar Meter anhielt, um von irgendwas Fotos mit seinem iPhone zu machen. Man konnte aus der Entfernung nicht erkennen, wovon er Fotos machte, dass das ein iPhone war, wusste ich nachdem er zuvor an uns vorbeigegangen war.
Nach dieser erholsamen Pause machten wir uns auf den Rückweg ins Stadtzentrum, ich kaufte auf dem Weg noch zwei Briefmarken, zwei Postkarten und eine Packung Zahnpasta (da gibt es jetzt keinen direkten Zusammenhang, aber die Packung zu Hause ist die Tage einfach leer geworden und wir sind an einem Boots-Drogerieladen vorbeigekommen 😀 ) und suchten dann nach einem Ort zum Mittag-/Abendessen, was sich bei meinem üblichen Ich weiß nicht, worauf ich Lust habe gar nicht so einfach darstellte, doch letztendlich fanden wir ein ansprechendes Lokal, in welchem wir gegessen haben und uns auf den Postkarten verewigt hatten.

Die süßen Pommes waren mal was anderes :)

Nach dem Essen war es kurz vor sieben und wir machten uns noch einmal auf den Weg zu der Bücherei, weil Annika noch nach einem Buch schauen wollte, doch leider hatte diese mittlerweile schon zu, sodass wir die Straße zwischen Busbahnhof und Bücherei dann zum vierten Mal entlangliefen und am Busbahnhof um kurz nach 19 Uhr ankamen mit dem Vorhaben, einen früheren Bus zu nehmen. Hier kam das Problem der Buchung über die Megabus-Webseite zum Vorschein, denn es ging nicht, während, wenn wir das Ticket über die Oxford Tube-Webseite gekauft hätten, es ein Open Return-Ticket gewesen wäre. So mussten wir die Stunde noch irgendwie totschlagen, was wir dann am mittlerweile leeren Marktplatz getan haben. Zunächst sind wir in ein Spielecafé reingegangen, was am Markt gelegen war, doch leider waren dort alle Tische bis 21 Uhr reserviert oder belegt, sodass das nicht ging.
Irgendwann konnten wir es uns dann aber doch im gemütlichen Bus bequem machen und eine ziemlich unterhaltende Rückfahrt hinter uns bringen (also die Rückfahrt war nicht unbedingt unterhaltend, aber wir haben uns unterhalten ^^), die auch durch den nervigen Feierabendverkehr und eine Baustelle in London ging, sodass wir gegen 22 Uhr wieder vor Victoria ankamen, die Victoria Line nahmen und uns müde und fertig ins unsere Betten warfen…

Das Spielecafé

Tag 42 – St. Patrick’s Day (Sonntag, 13.03.)

Am Sonntag ließen wir uns mehr Zeit zum Ausschlafen und wach werden und Annika kam gegen zehn bei mir mit ihrem Koffer vorbei, den sie hier ließ, weil sie am nächsten Morgen so früh los musste, dass es keinen Sinn machte, noch eine Nacht im Hostel zu bleiben.
Kurz nach zehn machten wir uns dann wieder auf zur Underground, denn wir hatten heute zwei Sachen auf der To-Do-Liste und die erste war der Camden Market, wo wir uns mit der Victoria und Northern Line hinbegaben. Der Camden Market stellte sich als riesiger Basar und Trödelmarkt dar, auf dem es nahezu alles gab, was man gebrauchen konnte oder auch nicht, wozu selbstverständlich auch massenweise Souvenirs gehören wie auch der Solar-Wackel-Mr. Bean, den ich in Belfast in einem Auto gesehen hatte (siehe Woche 5). Ein besonderer Laden, zu dem mich Annika gebracht hatte, hörte auf den Namen Cyberdog und ich bin mir nicht ganz sicher, wie ich das Innere (wo man keine Fotos machen durfte) beschreiben soll, aber es gab schrille Musik, neonfarbige Beleuchtung und allerlei nerdigen und geekigen Krimskrams: Tassen im Stil eines Apple II, die sich „booteten“, wenn man was warmes einfüllte, ähnliches im Tetris-Design, diverse T-Shirts mit eingebauten LED-Lauflichtern und ähnliches. Es gab sogar eine FSK18-Abteilung, wo wir dann aber nicht hingegangen sind 😀
Nach dem Durchkämen der Stände und Läden landeten wir im Essensbereich, wo es allerlei internationales gab. Annika begnügte sich mit was Asiatischem (als ob da jemand ein Faible für hätte 😉 ), während ich den halben Markt durchsuchte, weil ich etwas Polnisches finden wollte. Am Ende wurde ich dann tatsächlich auch fündig, es gab kiełbasa toruńska (Wurst aus Toruń), musztarda sarepska (Senf), Brot und dazu Zwiebeln, was wirklich gut schmeckte und auch nicht teuer war. Ich nutzte die Gelegenheit außerdem, um mich mit dem Verkäufer kurz auf Polnisch zu unterhalten 🙂
Wir hatten an dem Tag übrigens richtig sonniges Wetter und nutzten einige Minuten dafür, um am Fluss etwas entlang zu spazieren und die Arbeiten an der Schiffsschleuse zu beobachten, bevor wir den Ausflug in einem Comic-Buchladen beendeten, der in der Nähe der Underground Station war. Im Laufe unseres Besuches (Annika hatte den Auftrag, einen Comic zu finden, von dem sie aber nicht genau wusste, welchen) in dem Laden kam eine Gruppe von Jungs aus Deutschland in meinem Alter etwa rein und einer meinte sofort: „Ich fühle mich direkt wie Sheldon und Leonard“, dem ich innerlich direkt zustimmen musste 😀 Es gab in dem Laden auch ein bisschen an Doctor Who-Sachen und einen SpongeBob-Tassenuntersetzer, aber letztendlich nichts, wofür ich dort Geld dagelassen hätte.

Camden Market
Camden Market
Fressmeile am Camden Market
Camden Market
Camden Market, man achte auf die Hauswände
Camden Market, polnisches Essen :D

Nach der Stärkung machten wir uns auf zum zweiten Tagespunkt, dem St. Patrick’s Day Festival, welches den in einigen Tagen kommenden St. Patrick’s Day zelebrierte und auf dem Trafalgar Square stattfand, wo ich schon zum Chinese New Year gewesen bin. Diesen Teil des Tages unternahmen wir aber nicht zu zweit, sondern in einer Gruppe von rund zehn Leuten, die sich über Facebook zusammengefunden hatte, zu der auch das Mädel von Mittwoch gehörte und die sich an einem Starbucks irgendwo in der Nähe vom Piccadilly Circus getroffen hatten, wo wir, am Leicester Square ausgestiegen, erst einmal hinmussten, was wir mit einer netten Verspätung von rund einer Viertelstunde geschafft hatten. Eine kleine Gruppenwanderung durch die Stadt später vorbei am Piccadilly Circus, dessen Werbetafeln direkt Doctor Who-Feels aufkommen ließen, kamen wir irgendwann am Trafalgar Square an, wo uns eine ähnliche Meute erwartete, wie schon zum Chinese New Year, nur war es nun nicht alles rot, sondern grün-orange. Auf dem Platz selbst verbrachten wir einige Zeit, wobei ich jetzt aber nicht wirklich sagen kann, was wir da gemacht haben, ehe wir uns auf den Weg in ein Pub gemacht haben, um uns irgendwo aufzuwärmen und vielleicht etwas zu essen (so warm wie auf dem Camden Market war es nicht mehr) – und dann hab ich ihn erblickt! Den Big Ben! Zum allerersten Mal! Nach 43 Tagen in London! 😀 Traurigerweise nicht mal selbst, sondern ich war grad irgendwas am Handy nachschauen, als jemand aus der Gruppe aufschrie, dass da der Big Ben sei 😀

Piccadilly Circus
St Patrick's Day Festival auf dem Trafalgar Square
Mein erster bewusster Blick auf den Big Ben

Irgendwann hatten wir dann ein Pub gefunden, wo wir alle rein durften und wo wir auch Glück hatten und Platz finden konnten. Dort hab ich dann zum ersten Mal Cider probiert, was eigentlich nur nach Apfelschorle schmeckt, aber offensichtlich wohl irgendeine Art von Bier darstellen soll… Da mir die Apfelschorle jetzt nicht sonderlich zusagte, nahm ich danach (wir saßen bis etwa 19 Uhr dort) das tschechische Bier, was sie dort im Angebot hatten. Der Nachmittag im Pub hatte etwas von den Abenden beim Stammtisch, weil jeder eine andere Geschichte zu erzählen hatte und man so wieder allerlei Richtungen, Leute und eben Hintergründe kennenlernen konnte. Kurz nach 19 Uhr etwa machten sich dann langsam alle auf die Socken (Johanna: Stichwort Gesundheitssandalen 😀 ), wo wir uns der Einfachheit halber anschlossen, wir hatten noch eine lange Nacht vor uns…

Diese begann, nachdem sich Annika was für die Heimfahrt gekauft hatte, erst mit dem Nachschauen der heute-show und des Neo Magazin Royale, da wir beide beide Sendungen verfolgten und aufgrund des Wochenendes noch nicht dazu gekommen sind, die aktuellen Folgen zu sehen. Außerdem warteten wir auf diese Weise ab, bis sich die Küche leerte, wo die restlichen Mitbewohner zu Abend aßen, was ich ein klein bisschen enttäuschend fand, da sie das in meiner Anwesenheit (bis auf den ersten Sonntag) nie gemacht hatten, wobei sie auch für den Gast nicht wirklich Interesse aufzubauen schienen. Wie dem auch sei, machten wir uns dann später den Rest vom Freitag warm, kombiniert mit Nudeln und hinterließen die Küche wieder in einem sauberen Zustand. An diesem Wochenende, unter anderem durch das gemeinsame Kochen, merkte ich, dass ich schon gerne mehr als nur eine Zweck-WG hätte, was hier aber nicht der Fall war, zumindest nicht für mich. Vermutlich hing das damit zusammen, dass sie wussten, dass ich in ein paar Wochen eh wieder weg bin, das hatte zumindest auf dem Stammtisch mal jemand erwähnt, dass viele Briten/in England lebende eine solche Einstellung haben.

Mittlerweile war es rund 22 Uhr geworden und wir nutzten den restlichen Abend dafür, um einen Disney-Film aus der Jugendzeit auszugraben, für den Annika sogar Mikrowellen-Popcorn mitgenommen hatte, wofür wir aber nach dem Abendessen zu satt waren. Für den Film waren wir wiederum auf Dauer aber auch zu müde, sodass Annika während When There Was Me And You einschlief und ich den Laptop dann nach dem Ende ausmachte. Viel Schlaf blieb uns aber nicht, denn unsere Wecker (wir hatten uns aus Sicherheitsgründen beide welche gestellt) klingelten um 3:30 – und es war etwa Mitternacht…

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