Mit dem zehnten Blogeintrag war der funktionale und technische Ausbau des Campers, der in meiner Hand lag, soweit abgeschlossen. Mein eigentlicher Plan vor Corona war es ja, direkt nach dem Weihnachtsfest 2020 mit dem fertigen Camper in Richtung Nordeuropa aufzubrechen und das erste Mal die skandinavischen Länder zu bereisen. Von diesen Plänen ist nicht mehr viel übrig, trotzdem war es mir wichtig, dass ich mit dem Caddy auch in kälteren Jahreszeiten unterwegs sein kann und nicht nur auf die Sonne angewiesen bin. Also musste eine Möglichkeit her, mit der ich das Auto im Winter beheizen kann, da das ja nicht über das Gebläse im Fahrerraum funktionieren kann, wenn das Auto geparkt ist.
Hierfür wollte ich eine möglichst zweckmäßige und so wenig wie möglich umständliche Lösung haben, sodass ich mich mit Alternativen zu einer Standheizung, wie sie zum Beispiel Chanti in ihrem Video dazu vorgestellt hatte, gar nicht erst auseinandergesetzt hatte. Auch mit den ominösen China-Standheizungen habe ich mich nicht großartig befasst, sondern war relativ zügig von der Webasto AirTop 2000 STC (in der Benzin-Version) überzeugt, auch wenn sie natürlich ihren Preis hat. Aufgrund der Durchlüftungsthematik stand hier auch relativ schnell für mich fest, dass ich die Heizung gerne im Frischluftbetrieb betreiben möchte. So kommt nämlich immer frische Luft von außen in das Auto, was sehr der Luftfeuchtigkeit entgegenwirkt. Natürlich erfordert das etwas mehr Energie, sorgt aber auch für weniger Luftrohre und eine geringere Lautstärke im Auto selbst als bei der Umluftvariante.
Einbauen oder Einbauen lassen?
Was mich bei der Standheizung länger beschäftigt hatte war die Frage, ob ich die Standheizung selbst einbauen möchte oder ob ich das einer Werkstatt überlasse. Da sich der Camper-Ausbau etwas länger hingezogen hatte als geplant und meine mentalen Kräfte irgendwann auch am Ende waren, habe ich mich dann doch dazu entschieden, ein paar hundert Euro mehr in die Hand zu nehmen und die Standheizung bei einer Werkstatt einbauen zu lassen. Dabei war ich in insgesamt zwei Fachbetrieben und musste mich am Ende glücklicherweise nicht zwischen dem kompetenteren und dem günstigeren entscheiden – denn der zweite Betrieb war glücklicherweise beides in einem.
Die erste Werkstatt in Bonn schien uns – Melina hatte sich als bessere Hälfte zum Besichtigungs- und Besprechungstermin dazugesellt – irgendwie nicht wirklich zu überzeugen. Der Mechaniker schaute sich das Auto an, begutachtete es ein wenig und gab den Daumen hoch dafür, dass der Einbau möglich ist. Ansonsten war er aber nicht der gesprächigste und selbst Nachfragen unsererseits wurden nur minimal beantwortet. Der Betriebswirt im Büro hingegen hatte absolut keine Ahnung von dem, was er uns verkaufen wollte. Und er hatte genauso viel Motivation wie Ahnung, sodass sein Kostenvoranschlag handschriftlich auf einem Blatt Papier erfolgte. Nachfragen zu Thermo Call oder Thermo Connect, den Möglichkeiten, die Heizung fernzusteuern, konnte er – insbesondere im Bezug auf den technischen Aspekt – auch nicht genauer beantworten, als der vor ihm liegende Katalog, eine Recherche im Internet oder das Nachfragen beim Mechaniker, der zufälligerweise gerade im Büro war. Allgemein war die Arbeitsgeschwindigkeit der sonstigen Mechaniker in der Halle, in die man (aus Händlerperspektive blöderweise) als Kunde aus dem Büro hineinschauen konnte, hm na ja überwältigend. Im negativen Sinne wohlgemerkt.
Der Einbau unterflur
Die zweite Werkstatt war der Bosch Service Hutmacher GmbH in Mönchengladbach. Der Inhaber des familiengeführten Betriebs persönlich hat sich das Auto angeschaut, konnte mir auch alle Fragen beantworten und ist mit mir auch direkt den Einbau im Wohnteil durchgegangen, wo wie welche Kabel verlegt werden müssen und auch wie die Wärmeleitung am besten zu verlegen wäre. Das Anfang Oktober vorhandene Angebot zum Umbau hatte ich Ende Oktober dann angenommen und eine Woche später ließ ich das Auto knapp drei Tage in der Werkstatt, ehe ich es mit eingebauter Standheizung abholen konnte. Dabei wurden mir auch die Grundfunktionen des MultiControl-Bedienelements sowie einige allgemeine Hinweise mitgegeben und mit einem Stück Pappe als Bodenunterlage konnte ich auch einen Blick unters Auto werfen, wo die Standheizung an dem Ort Platz gefunden hat, an dem sonst das Reverserad wäre. Wirklich testen konnte ich das Aufwärmen nach dem Abholen aber nur bedingt, denn wir hatten abgemacht, dass ich die Kabel für die MultiControl, den Temperaturfühler und die Luftausströmer selbst verlegen würde, sodass dieser Teil nun vor mir stand.
Der Einbau der Elektronik
Für meinen Perfektionismus-Teil ging es zu meinen Eltern, wo ich das Auto wieder einmal komplett auseinandernehmen musste, um die überlangen Kabel für MultiControl, Temperaturfühler und zur Batterie vernünftig anschließen zu können. In der Werkstatt wurden diese durch ein bereits ab Werk vorhandenes Loch in den Fußraum hinter dem Fahrersitz geführt, in dem sich die Batterie befindet und direkt mit dieser verbunden. Ich wollte zum einen die Kabel verstecken und zum anderen den Anschluss über meinen Hauptschalter legen, da ich so die Heizung komplett ausschalten kann, wenn ich das Auto nicht als Camper benutze. Und um an die Verkabelung zwischen Küche und Batterie zu kommen, muss die Verkleidung im Einstiegsbereich der linken Schiebetür weg, dafür muss der vordere Teil der Bodenplatte raus und wiederum dafür müssen alle Möbel ausgebaut werden. Diesen Prozess hatte ich ganz allein tatsächlich in einer stolzen halben Stunde durch…
Mein erster Ansatz war es, die Kabel auf das ideale Maß zu kürzen. Wäre die schönste Lösung gewesen, hätte aber die Anschaffung diverser neuer Stecker für die gekürzten Kabelenden verlangt und dafür gesorgt, dass ich an diesem Tag nicht weitergekommen wäre. Also habe ich die eher russische Variante umgesetzt und die ganzen Kabel, nachdem ich sie mit den übergroßen Steckern irgendwie durch das viel zu kleine Loch hinter die Fußraumverkleidung geführt hatte, „einfach“ im Spalt zwischen Fußraumverkleidung und Karosserie versteckt. Beim Einfädeln habe ich versucht darauf zu achten, dass die Kabel möglichst keinen extremen Knick haben, der irgendwann zu einem Schaden führen kann. Die gesamten Anschlusskabel kamen am Ende an der selben Stelle raus wie die Kabel zwischen Küche und Batterie/Lampen in der Decke. Eine qualvolle Ewigkeit später hatte ich die Verkleidung im Einstiegsbereich wieder montiert und die Bodenplatte mit der Karosserie verschraubt.
Ehe auch die Küche ihren Platz zurück in dem Camper fand, habe ich die MultiControl-Einheit an meiner Schalter-Seite platziert, wofür ich ein kleines Loch gebohrt und die einzelnen Kabel ohne Stecker durch das Loch geführt habe. Auf der anderen Seite habe ich den Stecker wieder zusammengebaut und die MultiControl mit doppelseitigem Klebeband montiert, da ich die Haltevorrichtung alles nur nicht schön fand.
Nun konnte die Küche wieder verbaut und alle trennbaren Kabel verbunden sowie die Heizung angeschlossen werden. Da die Heizung im Kabel entsprechende Halter und Sicherungen hatte, hatte ich das Plus ohne Umweg über meinen Sicherungskasten direkt an den Hauptschalter angeschlossen, während das Minus den Weg an meinen Minuspol fand. Aufgrund der einsetzenden Dunkelheit dauerte der Wiedereinbau aller Teile samt der restlichen Möbel trotz Hilfe meiner Mutter rund eine Stunde, was aber auch daran lag, dass ich aus Versehen einen Teil der Küche geflutet hatte, da im Schlauchteil am Wasserhahn immer ein wenig Wasser übrigbleibt (aber wie im siebten Teil schon erwähnt, möchte ich diesen Teil der Küche irgendwie umbauen, auch wenn ich da noch keine Ideen zu habe).
Die Verlegung der Luftrohre
Die Verlegung der Luftrohre geschah ein Wochenende später, da ich an dem Tag keine Nerven und vor allem keinen entsprechend großen Bohrer hatte, um 65mm große Löcher in die Sitzkiste zu bohren. Diesen organisierte ich gleich als erstes beim OBI in Königswinter am Montag morgen, da es in Bonn Bad-Godesberg laut Online-Auskunft keine gab. Bereits im Voraus hatte ich mir einen zweiten Ausströmer, ein T-Stück sowie einen Schalldämpfer bestellt. Letzterer wird in den Innenraum verlegt und dämpft die Geräusche der warmen Luft. Ich hatte lange überlegt, ob mir die Größe von dem Bauteil den Effekt wert ist, nach dem ersten Dranhalten an den Ausgang war ich jedoch genauso beeindruckt, wie Rene in seinem Video dazu.
Leider hatte ich die Größe vom Schalldämpfer nicht so ganz bedacht bei der Frage, wo das Luftrohr von der Standheizung in den Innenraum kommen soll, sodass es mir schwer fiel, das ganze in Berücksichtigung meiner Standfüße der Sitzkiste vernünftig zu positionieren. Mit viel Geschicklichkeit gelang es mir aber im verbauten Zustand mit der nur um 40 Grad hochklappbaren Sitzfläche den Schalldämpfer so mit Lochband im Inneren der Sitzkiste zu fixieren, dass das Rohr noch ein wenig Spielraum hatte und an und abgenommen werden kann und die Kiste weiterhin ausgebaut werden kann. Genau das habe ich dann nämlich gemacht, um die beiden Löcher für die Ausströmer zu bohren und mit dem T-Stück und den verbleibenden Resten des Luftrohrs zu verbinden, was alles tatsächlich gar nicht so lange gedauert hat und selbsterklärend war.
Für einen zweiten Ausströmer habe ich mich deshalb entschieden, da die warme Luft im Falle des ausgeklappten Bettes ja nur an den Spalten bei der Schiebetür und der Hecktür nach oben steigen kann. Würde ich nun nur einen Ausströmer platzieren, würde das der Verteilung der warmen Luft unter dem Bett nicht wirklich helfen. Mit zwei Ausströmern, die beide immer in Richtung des jeweiligen Spaltes positioniert sind, wird beim Schlafen nun so viel Luft wie nur möglich in die Spalte – und damit auch nach oben in den Teil, in dem man schläft – bewegt.
Umbauten nach der ersten Testtour
Soweit genügend für die Kälte bewaffnet konnte es auf eine erste Testtour gehen, über die ich in einem späteren Eintrag schreiben werde. Wieder heim angekommen standen auf jeden Fall einige Veränderungen an, so hatte ich die Werkstatt darum gebeten, den Auspuff der Standheizung zu verlegen. Dieser war nämlich genau über dem Spalt der beiden Hecktüren, was für die Begrüßung mit einer eher unangenehmen Luftwolke sorgte, sobald man die Hecktür öffnete, während die Standheizung gerade anlief oder ausging – in den Momenten rußt es nämlich am meisten. Zudem sorgte das Verlegen auch für eine größere Entfernung der Abgase zur Frischluftansaugung, mit der die Standheizung funktioniert. Außerdem verbaute man mir beim ganzen Umbau noch einen etwas leiseren Abgasschalldämpfer.
Ich selbst hatte mir zudem noch den „Technikermodus“ angeschaut, um mir einige zusätzliche Funktionen in der MultiControl freizuschalten. Denn neben mehr als nur einem aktivierbaren Timer kann man über den Technikermodus auch die Anzeige der Ist-Temperatur aktivieren (was ich mir standardmäßig gewünscht hätte). Da ich mir kein einmal notwendiges Kabel anschaffen wollte, welches in den Diagnoseeingang gesteckt wird und ohne Anbindung weiterer Geräte den Modus freischaltet, habe ich die nur gesteckte MultiControl auseinandergenommen und zwei Stellen überbrückt, womit ich das selbe erreicht habe, wie mit dem 15 Euro-Kabel. Leider muss man diese Überbrückung die ganze Zeit halten, was ich etwas nervig fand, aber am Ende doch mit Einklemmen der einen Hälfte in der „Steckerkappe“ und Ranhalten der anderen Hälfte hinbekommen habe.
Was die Bedienung der MultiControl angeht, bin ich durchaus zufrieden, als Nerd finde ich hier jedoch viel zu viel verschenktes Potential. So fände ich es zum Beispiel praktisch, wenn mir der Bildschirm den durchschnittlichen Verbrauch pro Stunde (sowohl Benzin als auch Strom) anzeigt, den Gesamtverbrauch seit dem letzten Einschalten, etc. Auch nervt es mich, dass es zwar möglich ist, die Bildschirmhelligkeit zu dimmen, einem der An-Aus-Knopf aber den ganzen Raum beleuchtet und ins Gesicht blendet, sodass ich ihn bei bisheriger Verwendung mit einer Socke überdecken musste. Vermutlich werde ich hierfür die MultiControl nochmal auseinandernehmen und die LED überkleben, aber bisher hatte ich dafür keine Lust…
Bisherige Erfahrungen
Nach einigen Testtouren bin ich sehr froh, dass ich mit der Standheizung im Camper problemlos schlafen kann, auch wenn sie die ganze Nacht durchläuft. Die Lautstärke nervt nur beim An- und Ausgehen, lediglich das Klackern der Pumpe ist bei völliger Stille nicht ganz so schön, ließe sich laut Werkstatt aber wohl nur mit einem in seiner Haltbarkeit beschränkten Gummi unterbinden. Trotzdem ist die Standheizung von innen natürlich hörbar, wirklich störend fand ich das Rauschen nach dem ersten Tag aber nicht mehr. Der Benzinverbrauch soll laut Handbuch bei ca. 0,2l/h liegen und ist bei einem 60 Liter-Tank nicht ganz so relevant. Stärker merke ich die Standheizung beim Stromverbrauch: Während der normale Betrieb bei etwa 1,2A liegt, nimmt sich die Heizung beim Anlaufen gute 7-8A. Insgesamt komme ich so bei meiner 50 Ah-Batterie in Kombination mit weiteren Verbrauchern nicht über einen Tag + Nacht + Tag an einem Ort aus, wenn ich die ganze Nacht heizen muss. Da wird sich wohl erst mit einer längeren Tour zeigen, wie nervig das wirklich ist, ob Solar da eine Alternative sein kann oder ich doch mal den Motor eine Stunde laufen lassen muss, um die Bordbatterie wieder aufzuladen – ob das für das Auto so gut ist, sei mal dahingestellt.
Zufrieden bin ich auch mit dem Frischluftbetrieb, nachdem die Ansaugung mit dem nachträglichen Umbau etwas weiter weg von den Abgasen ist. Zumindest bei den bisherigen Temperaturen von bis -5 Grad Celsius, die ich mit dem Camper schon erlebt habe, hatte die Heizung keine Probleme, den doch eher kleinen Innenraum des Caddys in zügiger Zeit aufzuheizen. Noch nicht ganz sicher bin ich mir bei der Funktionalität des Temperaturfühlers, da ich schon öfter erlebt hatte, dass die angezeigte Ist-Temperatur bei 3-4 Grad über der eingestellten Soll-Temperatur lag, die Heizung aber trotzdem munter weiter gemacht hat. Vermutlich ist das aber ein wenig Erfahrungssache und mit Sicherheit hat mir hier mein eigenes Wärmeempfinden einen Streich gespielt. Sollte ich das in Zukunft weiter beobachten, werde ich mir dafür vermutlich wohl ein unabhängiges Thermometer besorgen…
Wie schaut es aus mit dem Thema Schwitzwasser/Feuchtigkeit im Caddy
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An regnerischen oder trüben Tagen sind die Scheiben am Morgen in der Regel schon beschlagen, wenn man nicht heizt. Wenn man adäquat lüftet oder morgens mit der Heizung trockene Luft ins Auto bringt, dann habe zumindest ich da keine Probleme mit gehabt.
klingt interessant! Wie viel hat das ganze gekostet?
Hallo Caro,
der Einbau der Standheizung samt Schalldämpfer hat rund 2.060 Euro gekostet. Du findest im letzten Teil auch eine komplette Kostenübersicht: Zum letzten Teil.