Nach einer viel zu langen Pause geht es jetzt endlich weiter mit meiner kleinen Blogreihe zum New York-Ausflug im September des letzten Jahres und ich hoffe inständig, diese noch im Oktober abzuschließen. Da ich mir damals aber keine Notizen gemacht habe, versuche ich die entsprechenden Sachen jetzt anhand meiner Bilder halbwegs wieder in Reih und Glied zu bekommen – bei meinem Gedächtnis kann das ja was werden…
Nachdem ich am Sonntag im kleineren Stile dann doch meinen Geburtstag gefeiert und mich halbtot wieder ins Bett verfrachtet hatte, konnte ich mich am Montag mit ansatzweise aufgeladenen Batterien wieder in den Alltag von Manhattan werfen. Ein größeres Ziel auf der Insel, das mir noch fehlte war die Straßenkreuzung, die jegliche Stromverbrauchsbilanzen in den Schatten stellt – der Times Square. Dorthin ging es nach Frühstück und Mittagessen gegen 13 Uhr mit der Subway, wobei ich das Glück hatte, dass die A-Linie mehr oder weniger eine direkte Verbindung anbot – bis auf die Tatsache, dass ich an der 42nd Street etwas westlich herauskam. Dank Karte stellte dies für mich aber kein größeres Problem dar, denn vorbei an einigen Theatereingängen, die mich teilweise sehr an Ausschnitte aus Die Nanny erinnerten, kam ich an der Kreuzung an, blieb für einen Moment stehen und genoß den Augenblick: Bekanntermaßen ist der Times Square eine riesige und menschenüberfüllte Werbeleinwand mit Menschen, Entertainern, Verkehrschaos, Polizisten, Menschen und – ach ja, hatte ich die Menschen schon erwähnt? 😀 Im Vergleich zu all den vorher besuchten Orten, von Brooklyn, Chinatown über Little Italy bis hin zur Umgebung der Kirche, wo ich viel am Wochenende unterwegs war, kam mir der Times Square samt den Straßen drum herum wieder wie eine komplett andere Stadt vor. Eine wieder komplett andere Seite von New York, die mir bisher aber am besten gefallen hatte, in der ich mich am wohlsten fühlte trotz des Menschenauflaufs. Fulminat ragten die Gebäude um einen herum in die Höhe, egal in welche Richtung man blickte, wobei man von den Gebäuden selbst nicht wirklich viel wahrnahm, da sie ja mit digitalen Werbetafeln zugepflastert waren. Verließ man den Platz in eine der hier sehr engen Gassen, verlor man die Hektik der Menschenmassen, die Höhe der Gebäude blieb aber, wodurch man sich ein wenig wie in Venedig fühlte, bloß überdimensional.
Disney: Die Freiheitsstatue zum Kuscheln
Nachdem ich eine Runde um den Times Square herum gemacht, die Entertainer, ihres Zeichen noch mehr Menschen verpackt in Disney-Figuren, gemustert hatte und ein bisschen darauf achtete, was für Geschäfte es gab, betrat ich sogleich auch das erste – einen Souvenirshop. Wer mein Gereise aufmerksamer verfolgt hat weiß, wie gerne ich Postkarten schreibe und bisher fehlte mir noch die Zeit welche zu organisieren, doch hier fand ich sie. Eine gefühlte halbe Stunde später vorbei an allerlei Krimskrams, Doctor Who, TBBT-, SpongeBob- und anderen Fan-Sachen im Keller sowie viel zu vielen Souvenirsachen im Erdgeschoss verließ ich das Lokal mit 25 Postkarten, einer Mini-Freiheitsstatue für meine Familie und einem Big Apple-Kühlschrankmagneten (aus London hatte ich eine rote Telefonzelle als Magneten nach Hause mitgebracht). Als nächstes auf der Besuchsliste hatte ich zentral am Times Square den Disney-Shop erblickt, für dessen Preise ich mich von außen hin mehr interessierte als für dessen Inhalt. Das Geschäft war auf zwei Stockwerke verteilt und wie ein kleiner Traumwald gestaltet, was auch die besondere Beleuchtung der Rolltreppe und die theatralische Musik im gesamten Laden betonten. In den Regalen selbst gab es neben den üblichen Disney-Vertreten Mickey und Minnie Maus, Goofy und Pluto die Prinzessinnen-Abteilung inklusive Arielle, einen kleinen Star Wars-Bereich sowie die Bereiche für andere Disney-Filme einschließlich Findet Nemo, Toy Story oder Cars, wobei ich gefühlt den Eindruck hatte, im oberen Stockwerk würde sich einiges wiederholen, was es unten schon gab. Die Preise waren humaner als gedacht, denn große Plüschfiguren kosteten nur $25 und Minnie Maus als Freiheitsstatue war die Figur, bei der ich am ehesten davor war, sie mitzunehmen, da sie mir optisch sehr gefiel, aufgrund der Größe der Figur und den restlichen Tagesplänen entschied ich mich allerdings erst einmal dagegen.
M&M’s: Überteuerte Schokolade
Der nächste Laden war nicht wirklich von persönlichem Interesse, allerdings hatte es nach Verlassen der Disney-Welt angefangen zu regnen und so flüchtete ich mich in das nächstgelegene, was mich als Opfer des Kapitalismus ansprach – den M&M’s-Shop. Begrüßt wurde ich dort von Elvis himself – na ja nicht ganz, sondern einem knapp vier Meter großen, blauen M&M mit Augen und anderen Körperteilen sowie weißem Elvis Presley-Anzug. In der Hoffnung, dass es aufhören würde zu regnen, durchlief ich den gesamten auf drei Stockwerke verteilten Laden, hier waren die Preise aber sehr hoch im Vergleich zum Disney-Shop. Das einzig interessante, was der Laden zu bieten hatte, war eine Maschine, in der man sich M&Ms mit eigenen Bildern oder Texten bedrucken konnte, auch hier hielten mich die Preise vom Ausprobieren ab.
Da der Regen mittelfristig keine Lust darauf zu haben schien, mal die Insel zu wechseln, verließ ich deswegen und aufgrund der aufkommenden Langeweile im unspektakulären M&M’s-Shop diesen und machte mich mit Regenschirm bewaffnet auf den Weg zu meinem nächsten Ziel ein bisschen abseits des eigentlichen Times Square – dem Microsoft Store.
Microsoft: Support?
Denn im Gegensatz zum sehr verbreiteten Apple Store gibt es das Pendant aus dem Hause Redmond bisher nur in den USA (wen wundert’s ^^). Man könnte das mit dem vergleichsweise geringen Hardware-Sortiment oder Fokus darauf begründen, doch trotzdem erstreckte sich das Geschäft in Manhattan über zwei Stockwerke, während noch darüber Dell ein ganzes Stockwerk nur für sich hatte, um Windows 10 von der besten Seite zu zeigen. Der Hauptfokus im Erdgeschoss war die Präsentation der einzelnen Geräte, dazu gehörte selbstverständlich das Surface-Tablet sowie das Surface Book und die Xbox One. Es gab auch einen Touchscreen, wo man sich eigene Controller designen konnte (was mir auch wunderschön gelang) und eine Mobile-Abteilung, deren Größe jetzt aber wirklich nicht der Rede wert ist und Stand Oktober 2017 vermutlich kaum noch existiert:
Das erste Obergeschoss bildete den Support-Bereich des Geschäfts und Support und Kommunikation schreibt Microsoft ja ganz groß. Oder so. Auf jeden Fall wollte ich mal schauen, was dieser Support wirklich kann und das Problem mit meinem Lumia 950 war, dass die Kamera-Oberfläche des Öfteren hängen blieb, woraufhin das gesamte Handy neu gestartet werden musste. Soft-Reset hatte ich natürlich selbst schon versucht gehabt, aber ohne Erfolg. Also fragte ich im Erdgeschoss nach, ob man mir dabei helfen könne, bekam eine halbe Stunde später einen Termin und ein freundlicher Support-Mitarbeiter versuchte mir zu helfen. Die Art und Weise, wie er das versuchte, war doch sehr kläglich, denn er googlte – pardon: bingte – das Problem und entschied, dass der Soft-Reset das helfende Mittel sei. Anschließend quatschte ich noch so ein wenig mit ihm über Mobile, da ich zumindest versuchen wollte, an Kontakte zu oberen Bereichen zu gelangen. Auch wenn er das Missverständnis bezüglich der Entscheidungen von Microsoft im Mobile-Bereich mit mir teilte und als er bei meinen Apps einige „C# Samples“ fand und mich auf meine Entwicklertätigkeit ansprach, konnte er mir in beiden Problemen nicht sonderlich helfen. Also verließ ich den Microsoft Store etwas enttäuscht, denn mein eigentliches Problem konnte er offensichtlich nicht lösen (hatte ich zwar nicht erwartet, aber na ja).
Dear Mr. President
Es war nun gegen 17:30 und ich hatte bis zum heutigen organisierten Sightseeing-Programm noch über zwei Stunden vor mir. Der Treffpunkt war das Grand Central Terminal und da ich sonst nicht viel zu tun hatte, erkundete ich den Ort schon einmal auf eigene Faust. Zumindest war das der Plan, denn wie mich die bisherige Zeit in New York lehrte, passierte alle zwei Tage irgendetwas „ungewöhnliches“. Und dieses Mal war es kein Feuer oder eine Explosion, sondern vermutlich der Präsident, damals noch Obama, höchstpersönlich. Von Sonntag bis Mittwoch fand in New York nämlich der „UN-Gipfel zum Schutz vor Flüchtlingen“ statt und der Convoy mit dem „mächtigsten Mann der Welt“ lag zufällig genau auf dem Weg, den ich mir zum Grand Central Terminal ausgesucht hatte.
Dafür, dass es letztendlich um die Beförderung eines Menschen von A nach B ging, war der Convoy gigantisch. Vor und nach den zwei Limousinen mit US-Flaggen waren jeweils mindestens 25 Fahrzeuge bestehend aus schwarzen vermutlich gepanzerten SUVs über gewöhnliche Polizeifahrzeuge, von denen man heute an jeder Straßenecke mindestens zwei fand, bishin zu Motorrädern. Die Straße war mit Gittern abgesperrt und darum sammelten sich allerlei Schaulustige, die entweder gerade Feierabend hatten, als Touris unterwegs waren, als Fernsehteams ganz bewusst dort waren oder auch als Demonstranten entlang der Straße ihr Zeichen setzen wollten.
Nachdem der gesamte Convoy den Weg geschafft hatte, wurde das Straßenstück relativ schnell wieder für Fußgänger und den Straßenverkehr freigegeben, sodass ich mich nun endlich auf den Weg zum Terminal machen konnte.
Midtown Manhattan bei Nacht
Ich lief zunächst ein wenig planlos durch das Terminal herum, verließ es wieder, suchte mir etwas kleines zu Essen bei einem heruntergekommenen Subway, vertrödelte die Zeit mit dem Schreiben der ersten Postkarten und kam kurz vor 20 Uhr wieder zurück zum Terminal, wo die heutige Midtown Manhattan Night Tour anfing. Unser Guide war Xavier, ein leicht gebräunter und sympathischer Spanier mit Drei-Tage-Bart, der uns zunächst einige historische Fakten zum Anfang des 20. Jahrhunderts eröffneten Kopfbahnhofs inmitten von Manhattan erzählte. An viel davon erinnere ich mich jetzt nicht mehr, aber hängen geblieben ist mir auf jeden Fall der Zustand des Bahnhofs und insbesondere der künstlerischen Decke, die aufwendig restauriert wurde, weil der Bahnhof früher ein Raucherbahnhof war und sich der gesamte Qualm auf den Kunstwerken an der Decke der pompösen Halle festgesetzt hatte. Eine klitzekleine Stelle, die dem ahnungslosen Betrachter nicht auffiel, hatte man schwarz gelassen, um einen Vergleich zwischen früher und damals ermöglichen zu können.
Der Bahnhof selbst bestand aus vielen Wegen, die am Ende in der großen Halle endeten. Die Halle selbst war aber nicht sonderlich mit Attraktionen befüllt, sondern diente als Durchgangsort oder in unserem Falle als Treffpunkt. Es gab eigentlich nur in der Mitte einen Info-Schalter mit Bildschirmen, auf denen die Zeiten und Gleise der Züge abzulesen waren und auf dessen Spitze sich eine goldene Uhr befand. Um den inneren Bereich gab es ein höhergesetztes Stockwerk, unter dem sich einige Shops und Schalter fanden. Der Zugang zu den Gleisen, von denen es an diesem Bahnhof laut Wikipedia 67 Stück gibt, erforderte eine gültige Fahrkarte, weshalb ich diesen Bereich nur von weitem sehen konnte.
Nachdem die gesamte Gruppe beisamen war, verließen wir das Grand Central Terminal und machten uns auf den Weg in die Nacht von Manhattan. An dieser Stelle kann ich leider nur versuchen, mithilfe des Tour-Plans und der Fotos darauf zu kommen, was wir alles von nahem oder weitem gesehen haben. Dabei war auf jeden Fall der Bryant Park (dort hatte ich vorhin die Postkarten geschrieben), die New York Public Library und das etwas abstruse Flatiron Building, das an der Ecke der 5th Avenue und des Broadways steht und die vorhandenen Platzverhältnisse ideal auszunutzen versuchte.
Eine kurze Subway-Fahrt später kamen wir in einer der Seitenstraßen heraus, die vom Times Square abführte. Dies war bewusst so gewählt worden, damit wir aus der ruhigen Dunkelheit auf den lauten und hell erleuchteten Times Square zukamen. Diesen hatte ich oben ja bereits erwähnt, bei Dunkelheit schien er aber noch voller zu sein, als einige Stunden zuvor. Er war auch einiges imposanter und mir fiel jetzt erst auf, dass es auf dem Platz kaum Lampen oder andere Straßenbeleuchtung gab – nur vereinzelnd konnte ich einige Lampen finden, alles andere an Helligkeit kam durch die Werbetafeln zustande, die die Fläche so beleuchteten, dass man kurz vergaß, dass es schon fast 22 Uhr war.
Nach einigen Fakten zum Times Square und Fotos etc. endete die Tour in der Nähe des Rockefeller Center. Dessen Spitze ragte nicht nur imposant in den Nachthimmel, sondern es kam durch die Stelle, an der jährlich ein aus Film und Fernsehen bekannter gigantischer Weihnachtsbaum aufgestellt wurde, auch ein ganz besonderes Weihnachtsgefühl auf. Hier musste ich nicht nur an den mit Kindheitserinnerungen versehenen Film Kevin allein in New York denken, wie schon beim Spazieren durch den Central Park in der Woche zuvor, sondern auch an How To Be Single, den ich während meiner London-Zeit in Belfast im Kino gesehen hatte. Mit all den Erinnerungen im Kopf machte ich mich nach dem Ende der Tour wieder zurück in meine Unterkunft, denn am nächsten Morgen klingelte der Wecker seeeeehr früh…