Welcome To New York – Tag 6: Minu sünnipäev

Man soll es kaum glauben, aber ja ich lebe noch und habe jetzt endlich mal Zeit gefunden für den sechsten Teil des kleinen New York-Abenteuers. Der 6. Tag war Sonntag, der 18. September. Zum einen war es ein Formel 1-Rennsonntag, der mir aufzeigte, welche Probleme ich haben werde/würde, falls ich mal wirklich längere Zeit in den USA verbringen sollte: Denn das Nachtrennen aus Singapur, welches in Deutschland um 14 Uhr MESZ begann, startete in New York aufgrund der Zeitverschiebung bereits um 8 Uhr morgens. Wenn man bedenkt, dass rund die Hälfte aller Rennen um diese Zeit startet, dann mal Gute Na-, ähm Guten Morgen. Mein ursprünglicher Plan war es eigentlich, zum Formula 1 Meetup zu gehen, welches als größtes Meetup dieser Interessensrichtung wirbt und mit denen zusammen das Rennen zu schauen, da mir das unter die Leute gehen bei den Formel 1-Rennen schon in Weybridge gefallen hatte, als ich in London zugange war.

Da der letzte Abend aber etwas länger ging als geplant, schaffte ich es nicht, das Bett wirklich zu verlassen und schaute an jener Stelle auch das Rennen, nachdem ich noch pünktlich einen funktionierenden Livestream finden konnte. Das Rennen endete trotz des Rosberg-Sieges gar nicht so schlecht und wie ich in PitlaneOne nachschauen kann, schaffte es Sebastian Vettel dort vom 22. bis auf den 5. Platz nach vorne, an mehr erinnert sich mein Gedächtnis da auch nicht mehr. Gleiches betrifft ungefähr die Zeit nach dem Rennen (10 Uhr) bis 13 Uhr, bevor ich mich dann nach einem Frühstück auf den Weg in die Kirche des Vortages machte, um beim heutigen Foto-Shooting zu helfen. Da es an diesem Tag bereits einige Hilfskräfte gab, war es nicht von Nöten, wirklich früh vor Ort zu sein. Zur Kirche hin ging es wieder mit der Subway und es ergab sich als praktischer Zufall, dass die Linien A/C an diesem Wochenende wegen Wartungsarbeiten ab Jay St MetroTech ein Stück über den Linienweg der Linie F fuhren, sodass ich nicht wirklich umsteigen musste, um zur Kirche zu gelangen. An der 14th St ausgestiegen ging es also wieder zur Church of St. Francis Xaver, wo ich mich durch den Hintereingang hineinschlich, über den wir am Tag zuvor rausgegangen waren, da der Haupteingang verschlossen war. Dieses Hineinschleichen hatte tatsächlich etwas von einem Computerspiel, denn es gab viele Gänge, niemanden der einem hilft und selbst das Gedächtnis hatte den am Tag zuvor gegangenen Weg bereits zum Teil wieder verdrängt, außerdem schaut alles ja auch anders aus, wenn man es aus einer anderen Perspektive sieht (übrigens eine Sache, die ich in New York und durch Bart gelernt habe – mich öfters einfach mal nach hinten umzuschauen, wenn ich irgendwo längere Strecken zu Fuß gehe).

In der Kirche hörte man die Proben schon aus weiter Entfernung und am heutigen wichtigen Tag hatten die Sänger auch entsprechendes Gewand an. Nach kurzer Begrüßung mit den Fotografen und heutigen Assistenten machten die Akteure vor den Kameras Fotos während der Proben, die ich teilweise von oben beobachtete, ehe es anschließend für alle nach oben zu den vorbereiteten Portraitszenen ging. Daraufhin gab es, da Bart ein wenig mein kaum gepflegtes Facebook-Profil „gestalkt“ hatte, auch ein kleines Ständchen für mich, da ich an diesem Tag ein Jahr älter geworden war: Der Chor hatte mir Happy Birthday gesungen, was so schon schön war, aber als Besonderheit auch noch auf estnisch, auch wenn ich davon nichts verstanden hatte. Zur Feier des Tages gab es darüber hinaus auch noch einen Nusskuchen und eine „Kerze“ – ein spontan hingehaltenes Feuerzeug. Auch wenn es nicht ganz überraschend war, weil ich am Tag zuvor schon einige Andeutungen diesbezüglich von ihm bekommen hatte, war ich wirklich gerührt von der Aktion und muss auch jetzt fast zwei Monate danach noch grinsen, wenn ich daran denke 🙂

Chorprobe und Foto-Shooting lässt sich auch kombinieren
Mein Geburtstagskuchen :)

Nach den Portraitszenen räumten wir das gesamte technische Equipment zusammen, zurückbringen mussten wir die Sachen nicht, denn das erledigte Bart am Montag. Insgesamt fand ich die zwei Tage einen sehr spannenden und interessanten Einblick in einen Beruf, mit dem ich sonst nicht viel zu tun habe, der mich aber allein deshalb schon fasziniert, weil man ja immer diese guten Fotografien im Netz oder auf der Straße sieht und ich mich immer wundere wie viel Zeit, Aufwand und Liebe da reingesteckt wird. Die Aktion war aber auch für Bart besonders, weil er normalerweise Shootings im Studio macht und Außenaufnahmen aufgrund der fremden Umgebung und unbekannten Lichtverhältnisse immer stressig sind, dazu noch mehr, wenn die zu fotografierenden Personen auch selbst einen stressigen Zeitplan haben und somit für die Fotos an sich wenig Zeit eingeplant ist.
Durch den Einblick den ich so erhaschen konnte und durch den ich meinen potentiellen entspannten Arbeitsplatz am Schreibtisch zu schätzen lernte fand ich es wiederum auch nicht schlimm, am Samstag wie ein unbezahlter Praktikant umherzuwuseln.

Nach dem Zusammenpacken nahmen wir Barts private Kamera samt einigen wenigen dazugehörigen Sachen und machten uns zu Fuß auf den Weg zur 22nd Street. Bei einem Freund, dessen Wohnung direkt gegenüber vom Fotostudio lag, konnte er die privaten Sachen lassen, bis er sie am Montag ins Studio rüberbrachte, also statteten wir ihm diesen kurzen Besuch ab. Ich betone zu Fuß, weil wir genau die gleiche Strecke (nur über die 5th anstatt über die 6th Avenue) am Tag zuvor mit dem Auto gefahren sind. Einen wirklichen Unterschied zeitlicher Natur konnte ich hier nicht feststellen, wir konnten aber die nahezu gesamte Breite der 6th Avenue ausnutzen, denn sie war einen Tag nach den Anschlägen zumindest auf unserem Stück komplett für Autos gesperrt, abgezäunt und von Polizisten umgeben. Diese Umzäunungen und Leere war mir schon beim Aussteigen aus der Subway aufgefallen, doch konnte ich erst an diesem Moment nochmal realisieren, wie nah das Unglück am Tag zuvor eigentlich war.

Gruselig leere 5th Avenue

Barts Freund war jemand zu dem er eine offenbar schon längere Beziehung hatte, weil sie beim Plaudern miteinander darüber redeten, wie er mal in seinem Wohnzimmer gearbeitet hatte. Von dem Arbeiten sah man noch die „Überreste“: Man betrat die Wohnung direkt aus dem Fahrstuhl, für den man einen Schlüssel brauchte, damit er an der entsprechenden Etage hält, kehrte nach links, ging zwei Schritte und stand in einem großen offenen Wohn- und Essbereich. Zur rechten Seite war das Wohn- und Arbeitszimmer und zu der Seite waren auch die Fenster zur Straße. An der Wand rechts wenn man auf die Fenster blickte, stand ein kleines fast schon Museum: Ein uralter riesiger Computer aus den 90ern (ich erinnere mich leider nicht mehr an das Modell) samt Röhrenbildschirm war auf dem langen Schreibtisch mit Wandschrank aufgestellt, drum herum lagen Bildermappen und Bücher, zum größten Teil über Architektur, weil sich damit sein Freund der bereits im Ruhestand ist, beschäftigt und Bart ihn unterstützt hatte. Es war ein kleiner Zeitreisemoment, als ich mir parallel zu den Erzählungen vorgestellt hatte, wie sie in dem Raum saßen und arbeiteten, was greifbarer wurde dadurch, dass Bart dies bildlich versuchte zu erzählen. Im Allgemeinen fand ich es schön zu sehen, dass sich die beiden selbst nach Jahren noch kannten, gelegentlich in Kontakt standen und die damaligen Zeiten aufleben ließen.
Da ich dieses Aufleben nicht groß stören wollte, beschäftigte ich mich mit den beiden schwarzen Katzen des Freundes, die sich des Öfteren um mich herum schlichen und die ich zu streicheln versuchte, was sie mehr oder weniger begeistert hinnahmen, ehe sie sich kurz bevor wir uns wieder auf den Weg machten, im hinteren Teil der Wohnung versteckten.

Wieder auf der Straße machten wir uns auf den Weg in ein Restaurant. Bart und seine Freundin hatten insgesamt etwas über eine Stunde Zeit, ehe sie sich zum Auftritt des Chores wieder zur Kirche begeben mussten und da sie bereits seit den frühen Morgenstunden im Einsatz waren (und nicht wie ich faul bis zum Mittag im Bett liegen konnten), war ein Hungerstillen das A und O auf der To-Do-Liste. Wir landeten im BXL Zoute ein paar Blöcke weiter, wo es zum belgischen Bier auch belgisches Essen gab, nämlich Boulettes de Viande – Fleischklößchen in reichlich Tomatensoße mit Pommes. Diese schmeckten sehr gut und ich möchte euch ein Foto davon natürlich nicht vorenthalten 😉

Belgische Fleischklößchen

Nach dem Essen machten sich die beiden auf den Weg zurück zur Kirche, während ich, da ich am Empfang mit dem estnischen Botschafter nach dem Auftritt nicht teilnehmen durfte, mich die Musik so ehrlich wie ich bin nicht sonderlich interessierte und ich allgemein schon/noch müde war, ein wenig in Richtung Times Square irrte vorbei an einigen Reportern aus Funk und Fernsehen, die hautnah am Geschehen (den leerten gesperrten Straßen ^^) von „aktuellen“ Meldungen berichteten und wo die Kreuzungen von Schaulustigen blockiert wurde. Zum Times Square wollte ich, weil es ein Touristenpunkt ist und Bart mir vorgeschlagen hatte, dass ich auf dem Weg dorthin einige Postkarten finden würde. Ich kann mich an dieser Stelle nicht mehr genau erinnern, warum, aber auf dem Weg dahin vertagte ich das Abenteuer Times Square auf den nächsten Tag und begab mich wieder zurück zur Unterkunft, wo ich nach etwas multimedialer Unterhaltung Schlaf nachholte…

Reporter-Auflauf
Reporter-Auflauf, hier CNN

Den Tag abschließend könnte man denken, dass das ein sehr unspektakulärer Geburtstag war. Nun, zum einen feier ich den Geburtstag meist nur in kleiner Familienrunde eventuell mit ein paar wenigen Freunden, wenn es sich ergibt, zum anderen war die gesamte Reise ein kleines Geburtstagsgeschenk von mir für mich, weshalb ich die wenn dann die ganzen zehn Tage als Geburtstag bezeichnen würde und dafür fand ich das jetzt nicht unspektakulär, zumal (hier im Blog) ja noch eine halbe Woche bevorsteht 😉

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