Zur chronologischen Orientierung sei erwähnt, dass diese Reise und alles hier erzählte im November 2023 stattgefunden hat, aber erst im Januar und Dezember 2025 geschrieben wurde. Da meine Notizen sehr spärlich waren und ich mich dadurch noch länger davor gedrückt habe, diesen Blogeintrag fertigzustellen, mag er an manchen Stellen einige Lücken aufweisen. Aber ich hoffe, ich konnte – sowohl für Dich, als auch für mein Zukunfts-Ich – meine persönliche Begeisterung bei meinem ersten Besuch im Vietnam im folgenden Blogeintrag irgendwie festhalten…
Wenn ich die paar Stunden in Singapur auf dem Weg nach Australien 2023 einmal ausschließe, dann stellte für mich der nachfolgend erzählte Besuch von Hội An und Vietnam im Allgemeinen das erste Land in Asien dar, welches ich rein privat kennengelernt habe. Alle anderen asiatischen von mir bisher bereisten Länder (was zu diesem Zeitpunkt aber nur Thailand und die Malediven waren), hatte ich zuerst (oder nur) durch meine Tätigkeit als Flugbegleiter gesehen – und das mag zwar einen ersten Eindruck von der Gegend und Kultur geben, ist aber allein schon aufgrund der Aufenthaltsdauer eine ganz andere Art zu Reisen.
Von Chiang Mai nach Hội An ging es per Flugzeug mit Air Asia, die im Gegensatz zu VietjetAir glücklicherweise auf eine sich wiederholende Boarding– und Deboarding-Musik verzichtet haben (oder ich kann mich an dieser Stelle nicht daran erinnern). Der Flug selbst ging rund zwei Stunden, war ein Direktflug, den es 2025 scheinbar gar nicht mehr gibt, und kostete mit Aufgabegepäck rund $115/70€. Die letzten 30 Kilometer ins Stadtzentrum von Hội An habe ich anschließend per Grab-Taxi zurückgelegt (für die, die den vorhergehenden Blogeintrag zu Chiang Mai nicht gelesen haben: Das ist das Uber Asiens und nicht der sichere Weg in den Tod), da Hội An selbst keinen Flughafen hat und der Flug daher in Đà Nẵng, einer Millionenstadt in der Nähe landete.
Orientierungszeit in der überschwemmten Innenstadt
Als Unterkunft hatte ich mir insbesondere aufgrund des sozialen Aspekts, aber auch aufgrund des Preises, ein Hostel gebucht und die Wahl fiel auf das Backhome Hostel and Bar, welches stolze 33 US-Dollar kostete. Wohl gemerkt allerdings für fünf Nächte. Mit Frühstück, welches aus einem überschaubaren aber abwechslungsreichen Buffet und einem Ei-Gericht nach Wahl bestand. Im Vergleich zu allen Hosteln in Australien waren hier die Betten unfassbar groß, es gab Vorhänge und auch genug Staufläche unter dem Bett für den ganzen Backpack. Insgesamt waren auch die Zimmer sehr groß, im obersten Stockwerk lag die Deckenhöhe aufgrund der Schräge sicher bei fünf Metern.
Im Hostel angekommen war es erstmal Zeit für etwas Orientierung: Konkret bedeutete das planlos herumlaufen und mich um eine SIM-Karte und um Bargeld kümmern. An dieser Stelle möchte ich insbesondere letzteres hervorheben, denn (diesen Witz gibt es im Internet sicher schon millionenfach) durch meine Einreise in den Vietnam bin ich zum Multimillionär geworden. Und zwar nicht aufgrund der unterschiedlichen Lohn- und Lebenshaltungskostenverhältnisse, sondern einfach aufgrund des Wechselkurses: Meine am Geldautomaten abgehobenen $135/80€ entsprachen nämlich zwei Millionen vietnamesischen Đồng. Und so hielt ich auf einmal zwei Millionen in der Hand.
Damit im Portemonnaie und einer lokalen SIM-Karte ausgestattet (am Flughafen habe ich das irgendwie verpeilt) ging es nun in das Stadtzentrum, welches zu meiner Überraschung ein wenig überflutet war. Und ein wenig ist gut: Ein Teil der Altstadt liegt auf einer Insel inmitten des Thu Bồn River und ohne nasse Füße zu bekommen, konnte man diese Insel nicht erreichen. Aber auch Teile der Straßen des Teils auf dem Festland standen unter Wasser.
Mal abgesehen vom Wasser, welches im Laufe der kommenden Tage aber auch wieder verschwunden ist, habe ich die Altstadt von Hội An als kleines, turbulentes, touristisches, aber doch irgendwie süßes Zentrum kennengelernt. Viele der Straßen sind von Pflastersteinen geprägt, es gibt diverse kleine Gassen hier und dort, in denen einen zwar nicht unbedingt immer etwas spannendes erwartet, aber die einen manchmal doch unerwartet in einen anderen Bereich der Stadt katapultieren können. Die Straßen sind zudem gut gefüllt von kleinen Ständen am Rand und diversen Geschäften und Restaurants in den Gebäuden selbst, die meist nur ein oder zwei Stockwerke hoch sind.
Abseits der Altstadt, also in dem Umfeld meines Hostels, herrschte auf den Straßen wiederum das blanke asiatische Chaos – wenn auch in Light-Form, wie ich bei meinem späteren Aufenthalt in Hồ Chí Minh City feststellen durfte, wo es mich nach fünf Tagen in Hội An mit dem Zug hinführte. Die vergleichsweise lange Zeit in Hội An nutzte ich für die Erkundung der Stadt und der Umgebung durch verschiedene Touren, wo ich mich unter anderem auch in die vietnamesische Küche verliebt habe.
Meine Entdeckung der vietnamesischen Küche
Nach über einer Woche in Chiang Mai konnte ich das thailändische Essen, was es auf den Märkten gab, langsam nicht mehr sehen und fand auch ganz allgemein vieles sehr fettig und nicht unbedingt gesund. Vietnam war dagegen das komplette Gegenteil, wie ich schon am ersten Abend auf einer Food Tour lernen durfte: Selbst wenn es mal etwas gegrilltes gab, wie Schweinespieße, war immer eine mehr als ausreichende Menge Salat und Grünzeug mit dabei, welches dann alles zusammen in ein Reispapier gefüllt wurde. Während der gesamten Tour konnten wir verschiedene, zumeist lokale Spezialitäten probieren, wie zum Beispiel die Weiße Rose, aus Reispapier hergestellte Teigtaschen, die auch hier wieder mit Salat und Gemüse nebenbei serviert wurden.
Auch bei den Cao Lau Nudeln, die ihren Ursprung wieder in Reis haben, war etwas Grünes mit dabei, was insgesamt mein Herz für vietnamesische Küche sehr schnell sehr viel höher schlagen ließ.
Abgerundet wurde die Tour noch von einer vom Namen her süßen schwarzen Sesamsuppe (Xi Ma Phu), die ich nicht unbedingt damit in Erinnerung verbunden habe, dass sie mir geschmeckt hat – sie hatte auf jeden Fall einen ganz eigenen Geschmack und wurde mit einer kleinen Portion Wasser serviert, falls man davon nicht der größte Fan war – gesund soll sie aber wohl gewesen sein.
Insgesamt hatte mir dieser erste Einblick in die vietnamesische Küche im Rahmen der Food Tour Lust auf mehr gemacht und gleich dafür gesorgt, dass ich mich vor Ort relativ zügig akklimatisieren konnte. Nach dem überteuerten Bánh mì am Flughafen in Hồ Chí Minh City durfte auf der Tour natürlich auch das mit Fleisch, Pastete, Salat und Kräutern belegte Baguette im Originalpreis von ein bis zwei Euro nicht fehlen, welches ab da dann auch gefühlt Bestandteil eines jeden Tages geworden ist.
Umgeben von tausenden Laternen
Natürlich hatte Hội An deutlich mehr zu bieten als nur Essen (wobei mich das schon mehr als glücklich gemacht hatte). Die Altstadt wurde kurz vor der Jahrtausendwende zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt, da die Stadt früher ein lebendiger Hafen und Güterumschlagplatz war. Zum Betreten der Altstadt musste man daher ein Ticket zum Preis von 120.000 Đồng (knapp vier Euro) erwerben, mit dem man dann aber wiederum auch bis zu fünf Attraktionen vor Ort besuchen konnte, was ich am nächsten Tag im Rahmen einer Lantern Evening Tour gemacht habe.
Dort haben wir uns einige teilweise 300 Jahre alte Häuser angeschaut und sind in einer kleinen Gruppe durch die Straßen der Altstadt geschlendert. Dabei kamen wir unter anderem am Quan Cong-Tempel, der Hoi Quan Hai Nam-Versammlungshalle, dem Phung Hung Old House und der Japanischen Brücke vorbei und hatten so auf nur wenigen Metern die Chance, architektonische und kulturelle Einflüsse Vietnams, Chinas und Japans zu erleben, die trotz einiger hier in der Geschichte stattgefundener Konflikte der Stadt ihren als friedlicher Versammlungsort übersetzten Namen gegeben haben.
Am Ende wurde die Tour natürlich auch ihrem Namen gerecht, denn es wurde mit der Zeit dunkel und überall erstrahlten die Straßen in Helligkeit – aber nicht nur durch Straßenlampen, sondern durch die für Hội An typischen Laternen, die fast überall aufgehangen waren. Laterne war aber nicht Laterne, denn in Abhängigkeit davon, in der Nähe welchen Gebäudes und damit auch welchen kulturellen Hintergrunds man sich aufhielt, hatten die Laternen andere Farben, teils Formen und auch Muster.
Zusammen schufen sie aber ein wunderschönes Bild, welches in Ufernähe auch noch von den Spiegelungen des Wasser reflektiert wurde und so einen magischen Anblick ermöglichte, auch wenn ich gerade nicht während des bei Vollmond stattfindenden Laternen Festivals da war, wo jeden Monat dafür alle Nicht-Laternen-Lichter ausgeschaltet werden, Fahrzeuge nicht in die Altstadt fahren und die Stadt ein bisschen ihre Ruhe findet.
Die Tempelstadt Mỹ Sơn
Die nächsten Tage ging es nun auch für mich etwas aus der Stadt heraus, als erstes in die Tempelstadt Mỹ Sơn. Für den Ausflug dorthin hatte ich mir nach den bisherigen „Free Walking Touren“ auf Spendenbasis eine reguläre Tour gebucht, die neben der Erkundung der Anlage auch eine kleine Flussüberfahrt mit BBQ beinhaltete und bei einem Preis von $43/25€ definitiv kein Budget gesprengt hat.
Die Tempelstadt entstammt wohl aus dem 4. Jahrhundert nach Christus und besteht aus insgesamt 70 Tempeln und dazugehörigen Bauwerken des Königreiches Champa, welches diese bis ins ungefähr 15. Jahrhundert benutzt hatte, ehe das Land drum herum einschließlich der Tempel an den Vietnam verloren ging (so zumindest die Zusammenfassung auf Basis von Wikipedia). Die Tempelanlagen selber gerieten dabei in Vergessenheit und wurden erst Anfang des 20. Jahrhunderts durch französische Kolonialherren wieder entdeckt und genauer erforscht. Weitestgehend in Takt wurden diverse der Gebäude während des Vietnam-Krieges zerstört.
Die Restaurierung wurde in den 80er- und 90er Jahren vor allem vom polnischen Architekten Kazimierz Kwiatkowski vorangetrieben, der schnell den besonderen historischen, aber auch touristischen Wert an Hội An und Mỹ Sơn entdeckte und an der Ernennung beider zum Weltkulturerbe mitverantwortlich war. Die Spuren des Krieges waren dabei nicht nur durch die Zerstörung an den Gebäuden sichtbar, sondern fanden sich auch in Form von diversen Kratern rund um die Anlage und einigen Bomben wieder, die als Ausstellungsstücke vorzufinden waren und dem ganzen eine etwas andere Form des Zeitstempels beifügten.
Nach der Erkundung der Anlage, die in der fast schon privaten Tour mit lediglich einem weiteren Paar und insgesamt sehr wenigen Reisenden vor Ort sehr angenehm war, ging es zum Abend noch auf ein kleines Boot, mit dem wir uns wieder zurück nach Hội An machten. Auf diesem Boot wurde ein kleines BBQ organisiert, welches wirklich sehr süß war und neben einigen Fisch- und Fleischspießen auch angebratenes Gemüse und einen Reislikör beinhaltete, der nicht nur gute Umdrehungen hatte, sondern auch noch ziemlich gut schmeckte und ein gelungener Abschluss des Tages war…
Auf Spuren der vietnamesischen Küche
Den nächsten Tag verbrachte ich in insgesamt zwei Etappen auf den Spuren der vietnamesischen Küche, wobei mich der erste Teil im Rahmen einer Fahrradtour etwas außerhalb der Stadt brachte, um dort ein wenig Landluft zu schnuppern und etwas über die Farmen und Fischerei zu erfahren.
An sonderlich viel von dieser Tour kann ich mich jetzt – zwei Jahre später nicht mehr erinnern – aber ich weiß, dass ich den Ausflug aus der Stadt heraus an sich ganz cool fand und das Radfahren auf den natürlich nicht perfekten Straßen insgesamt sehr entschleunigend war und mir zumindest das Gefühl gegeben hatte, etwas abseits der Touristenpfade unterwegs zu sein.
Am Nachmittag ging es dann noch in einen Kochkurs, in dem wir die Möglichkeit bekamen, das so leckere vietnamesische Essen selber zu kochen. Bevor wir dazu übergehen konnten, führte uns der Weg aber zunächst an einige Stände auf einem lokalen Markt, um noch die ein oder anderen Zutat zu erwerben, außerdem bekamen wir bei einer kurzen Bootstour in Korbbooten die ein oder andere Tanzeinlage der Fischer zu Gesicht.
Im Kochunterricht selber konnten wir uns an vielen Bestandteilen der vietnamesischen Küche austoben und diese am Ende selbstverständlich auch essen. So entstand im Laufe des Abends selbst hergestelltes Reispapier für unfassbar leckere Sommerrollen, aber auch Frühlingsrollen, gefüllte Reispfannkuchen (Bánh xèo), ein leckerer Salat und ein gegrillter Fisch in Bananenblättern standen auf der Speisekarte. Ein bisschen Show, wie das Spiel mit dem heißen Öl in der Pfanne am Feuer, durfte dabei natürlich nicht fehlen und nach dem mehr als nur leckeren (wie oft habe ich das Wort in diesem Absatz verwendet? 😀 ) Abendessen bekamen alle Teilnehmer noch ein digitales Kochbuch mit allen Rezepten zugeschickt.
Einen solchen Kochkurs wollte ich ja schon in Chiang Mai gemacht haben, musste diesen Plan dort aufgrund einer schwereren Erkältung verwerfen. Im Nachhinein fand ich das gar nicht mehr so schlimm, dass ich mir diese besondere Erfahrung des ersten Kochkurses dann für die vietnamesische Küche aufgehoben habe und für $35/20€ gab es an der Tour auch absolut nichts auszusetzen.
Eine lange Fahrt für einen kurzen Aufenthalt in Hồ Chí Minh City
Meinen Rückflug zurück nach Australien hatte ich wieder aus der größten Stadt Vietnams gebucht, aus Hồ Chí Minh City oder auch dem ehemaligen Sài Gòn und dorthin musste ich nach dem im Vergleich zu anderen Reisenden doch sehr langen Aufenthalt in Hội An dann auch irgendwie wieder hinkommen. Verschiedene Reiseoptionen schwirrten mir durch den Kopf, der Flieger oder die Bahn waren aber die realistischsten und am Ende musste ich für mich noch festlegen, wie lange ich in der Millionenmetropole verbringen wollte.
Am Ende entschied ich mich für zwei Nächte vor Ort und für die Bahnfahrt von A nach B, weil ich nicht unterwegs noch nur für eine Nacht irgendwo bleiben wollte und auch mal etwas anderes als Fliegen erleben wollte. Also ging es mit dem Nachtzug der Vietnam Railway von Đà Nẵng nach Hồ Chí Minh City, dessen schon komfortableres Ticket 987.000 Đồng kostete, was viel klingt aber umgerechnet nur um die 32 Euro sind. Im Preis mit drin war dabei eine nach Plan 17 Stunden lange Bahnfahrt mit Schlafmöglichkeit in einem Vierer-Abteil mit einem für den ganzen Wagen geteilten Waschbereich. Verpflegung war nicht inklusive, konnte aber bei Bedarf von vorbeigehenden Zugbegleitern erworben werden, von Snacks über heiße Speisen bishin zu Instant-Suppen war alles im Angebot vorhanden.
Die Betten (ich hatte das unten rechts) sehen auf dem Foto vielleicht nicht unfassbar bequem aus, aber sie haben in den Möglichkeiten eines lauten rappelnden Zuges ein bisschen Schlaf ermöglicht und ansonsten mir die Möglichkeit gegeben, die malerische Landschaft inklusive einem genauso malerischen Sonnenuntergang an mir vorbeiziehen zu lassen.
Irgendwann gegen Ende zog sich die Fahrt doch ein bisschen, sodass ich im Laufe des Mittags froh war, nach insgesamt 21 Stunden Fahrzeit (jep, da waren rund vier Stunden Verspätung mit drin) am Bahnhof von Hồ Chí Minh City anzukommen und mir dort ein Grab (immer noch das Uber Asiens und kein Weg zum Friedhof) zu suchen, um zum Hostel zu gelangen. Dort fiel die Wahl auf das Mobylette Saigon Hotel, welches dieses Mal deutlich kompakter und enger war, auch wenn sich das nicht unbedingt bei den Betten selbst widerspiegelte. Preistechnisch lag die Nacht mit Frühstück hier bei knapp 10 US-Dollar im Acht-Bett-Zimmer, wobei das Bett so bequem war, dass ich dort am Ende auch den größten Teil meines Tages verbracht habe.
Zwei Touren im Versuch gegen die Luftfeuchtigkeit anzukämpfen
Wobei der Hauptgrund für das im Hostel bleiben (und der bequemste Bereich war nun einmal das Bett) war die Luftfeuchtigkeit, mit der ich ja schon auf dem Flug nach Chiang Mai meine ersten Berührungspunkte hatte. Es haben draußen wirklich wenige Sekunden gereicht, bis ich klitschnass war, das ganze Gesicht klebte und selbst der kurze Weg aus den Gemeinschaftsduschen ins klimatisierte – und daher trockenere – Zimmer waren schon eine halbe Qual, in der mich nicht wirklich wohl gefühlt habe.
Dazu kam auch der Fakt, dass mich Hồ Chí Minh City aufgrund seiner Größe und Endlosigkeit irgendwo überfordert hat und mir die „Kuscheligkeit“ fehlte, die Hội An aufzuweisen hatte – seien es die Wasserwege, die vergleichsweise niedrigen Bauten, aber selbstverständlich auch der geringere Verkehr, bei dem das Überqueren einer Straße zwischen den Millionen von Scootern gefühlt eine Mutprobe seinesgleichen war. Diese wurde mit der Zeit zwar weniger, als ich nach und nach Vertrauen darin bekam, dass die Scooter-Fahrer einen nicht umfahren, sondern nur umfahren wollen und man einfach nur vorhersehbaren Schrittes seinen Weg zur anderen Straßenseite suchen soll.
Letztendlich habe ich in meinen 48 Stunden vor Ort zwei Touren gemacht, wobei noch eine Free Walking Tour mit dem Sightseeing-Aspekt auf dem Plan war, die ich aufgrund der Luftfeuchtigkeit dann aber noch gecancelt habe. So ging es für mich an einem Abend auf eine Food Tour, da ich mich weiter von der vietnamesischen Küche verwöhnen lassen wollte. Ganz geklappt hat das nicht, auch wenn das nicht unbedingt am Essen lag, sondern eben auch an dem Ambiente und der überfüllten und heißen Stadt, sodass ich das alles nicht wirklich genießen konnte. Insgesamt wirkte die Tour aber auch nicht so ganz organisiert im Vergleich zu der in Hội An, dafür gab es auch einige exotischere Sachen, die man optional probieren konnte, wie zum Beispiel Schnecken.
Die zweite Tour, die ich bei meinem Aufenthalt in Hồ Chí Minh City unternahm, führte aus der Stadt heraus zu den Củ Chi-Tunneln und damit ein wenig tiefer in die vietnamesische Kriegsgeschichte hinein. Nachdem wir Ewigkeiten gebraucht hatten, um aus der Stadt selber rauszukommen (einschließlich eines sehr offensichtlichen Touri-Stops in einer Kunst-Fabrik, wo ich mich ein bisschen gefühlt hatte, wie bei Achtung Abzocke!), kamen wir bei den Tunneln an. Auf dem Gelände gab es nach einem Film einige Exponate, die man besichtigen konnte und zu denen uns unser leider mehr japanisch als englisch sprechender Guide versuchte, Informationen zu vermitteln. Außerdem gab es noch einige Überreste der in den 60er und 70er Jahren genutzten Tunnel, in denen sich vietnamesische Partisanen im Vietnamkrieg versteckt hielten und die meiste Form von Angriffen unbeschadet überstehen konnten.
In diese Tunnel konnte man auch – sofern man wirklich keine Platzangst hatte – rein und auch einige Meter lang durch „gehen“, wobei gehen hier sehr relativ ist. Der für Touristen erschaffene Anfangsweg rein ermöglichte noch teilweise ein Stehen, bis der Tunnel selbst nach und nach enger wurde – so eng, dass man in der Hocke durchkriechen musste, aber rechts, links, oben und unten die Wände spürte und quasi keinen Bewegungsspielraum hatte. Selbst das Umdrehen auf der Stelle war schwierig, sodass die „Touristenversion“ der Tunnel alle paar Meter mit Notausstiegsluken ausgestattet war (von denen ich nicht Gebrauch machte, da ich schon viel früher den Weg zurück einschlug und mich für die Strecke in freier Natur entschied).
Die rund 70 Kilometer Rückfahrt zurück in die Innenstadt von Hồ Chí Minh City dauerten dann aufgrund des Abendverkehrs mehr als ewig und erhöhten für mich die Vorfreude auf den kommenden Tag, an dem es wieder zurück nach Australien gehen sollte. Dennoch habe ich Vietnam – insbesondere durch und mit Hội An – sehr positiv in Erinnerung behalten, was auch einer der Gründe dafür war, dass ich trotz mittlerweile rund zwei Jahren Verzug bei den Blogeinträgen hier dieses Reisekapitel nicht einfach überspringen wollte. Und das Land steht für mich definitiv auf der Liste, noch einmal besucht zu werden – wobei ich den ländlichen Regionen mehr Bedeutung schenken würde als den Großstädten…
Mit ungeplantem Layover in Manila zurück nach Brisbane
Von Hồ Chí Minh City ging es wieder zurück an die australische Ostküste nach Brisbane, wo mein Auto auf mich wartete und ich mich irgendwie schon auf etwas westliche, geordnetere Welt freute – auch wenn es noch viele Fragezeichen gab, was anschließend passieren würde. Beim Flug habe ich mich einfach auch aufgrund der Abwechslung dagegen entschieden, wieder mit VietjetAir zu fliegen und mein Ticket bei Philippine Airlines gebucht, die die Strecke für knapp $460/260€ mit Umstieg in Manila anboten. Dieser Flug wurde auch mein allererster, bei dem ich ein Gewitter in der Luft erlebt habe.
Aus dem besagten Umstieg wurde am Ende sogar ein kurzer Layover, denn der Flug von Manila nach Brisbane hatte aufgrund einer Diversion des vorherigen Fluges (aufgrund eines Todesfalls an Bord, wie mir die Crew später erzählte) und nur einer für die Strecke genutzten Maschine eine Verspätung von zehn Stunden. Nachdem ich am Flughafen in Manila irgendwann den richtigen Schalter gefunden hatte, bekam ich mitsamt weiterer Reisenden ein Hotel mit Abendessen im Restaurant organisiert, was mir nicht nur einen Philippinen-Stempel im Reisepass verschaffte, sondern durch den gemeinsamen Shuttle zum Hotel und ein gemeinsames Abendessen mit den anderen gestrandeten Reisenden auch wirklich eine Crew-Layover-Atmosphäre wie in der Fliegerei schuf. Auch die sonstigen „Details“ waren wie aus dem Buch eines Flugbegleiters geschrieben: Ein unfassbar weit vom Flughafen gelegenes Hotel für einen sehr kurzen Aufenthalt, ein viel zu großes „Zimmer“ für eine Person und ein Pickup zu einer unfassbar ekelhaften Uhrzeit (ich glaube es war drei oder vier Uhr morgens).
Irgendwann am Nachmittag kam ich aber doch noch in Brisbane an und saß wieder glücklich in meinem Auto. Der Landeanflug und die ersten Stunden und Tage zurück in Australien waren sehr interessant zu beobachten, was meine Gefühlslage anging: Es war nämlich das erste Mal (vielleicht abseits meiner Zeit in London, aber die ist doch sehr lange her), dass ich in einem anderen Land als Deutschland ankam und das Gefühl hatte, wieder zurück in vertrauter Umgebung zu sein. Ich wusste, wie alles funktionierte, hatte mobiles Internet, ein Bankkonto, sogar ein Auto, welches ich am Flughafen geparkt hatte. Und zumindest einen groben geografischen Plan, wohin es jetzt gehen sollte – nämlich nach Sydney…
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