Im Juni startete das 9 Euro-Ticket seine Gültigkeit und erlaubte es so, für einen relativ günstigen Preis von A nach B zu kommen – sofern man denn bereit ist, auf den Fernverkehr zu verzichten und es für die anvisierte Destination überhaupt eine Verbindung gibt, die nicht mehrere Tage dauert. Glücklicherweise ist das auf der Strecke zwischen dem Ruhrgebiet und meiner deutschen Lieblingsstadt der Fall und so machten sich Franzi und ich an einem Dienstag sehr sehr früh morgens (um kurz nach 7) auf den Weg nach Hamburg. Ohne Fernverkehr umfasste die Route zwischen den Hauptbahnhöfen insgesamt vier Regionalzüge und Umsteige in Münster, Osnabrück und Bremen.
Die Superbude
Sechs Stunden und hunderte Funklöcher später kamen wir im Norden an und nach einer kurzen S-Bahn-Fahrt auch in unserer Unterkunft für die nächsten beiden Nächte – der Superbude im Stadtteil Altona. Das Hotel/Hostel war preislich das interessanteste, was wir finden konnten, überzeugte uns aber auch durch die humorvoll und liebevoll designte Webseite. Dieses liebevolle zog sich auch durch das Hotel und das eigentliche Zimmer, welches mit diversen kleinen Details dekoriert war. Besonders im Kopf geblieben ist dabei im positiven Sinne insbesondere eine Neon-Palme an der Wand, aber auch die Wärmelampe im Badezimmer. Etwas nervig war die aus von oben herabhängenden bunten PVC-Streifen gefertigte Lamellentür ins Badezimmer, da diese einen ganz eigenen Geruch hatten und auch das Lüften des Badezimmers schwieriger gestalteten.
Nichtsdestotrotz konnten wir in dem was Möbel angeht spärlich ausgestatteten Zimmer relativ gut schlafen. Falls dem nicht der Fall war – was auf die erste Nacht zutraf – dann lag das an einem ungebetenen Besuch in Form einer Mücke, die uns irgendwann in der Nacht anfing zu quälen. Erst nach einer längeren Suchzeit gelang es uns um 4 Uhr morgens dann endlich, sie ausfindig zu machen und zu töten. Allerdings hatte sie bereits einige Spuren an uns hinterlassen und mein Satz am Abend zuvor, als ich Mückenspray und Fenistil beschloss nicht einzupacken, weil „es in Hamburg im Juni keine Mücken gäbe“, erinnerte uns direkt an meinen legendären Satz aus Sansibar, „in einem Fünf-Sterne-Hotel gäbe es keinen Stromausfall“.
Ein vergleichsweise kurzer Besuch im Miniatur Wunderland
Wir waren jedoch nicht nur in Hamburg, weil uns Hamburg so toll gefällt, sondern weil wir auch beide etwas abhaken mussten, was meiner Meinung nach auf einer Bucketlist stehen sollte. Für das erste ging es am Dienstag nach unserer Ankunft in Hamburg und einem köstlichen Pflicht-Fischbrötchen ins Miniatur Wunderland, welches ich zuletzt im September vergangenen Jahres besucht hatte. Dieser für mich insgesamt vierte Besuch war jedoch für Franzi das allererste Mal im Wunderland und diesen Fakt, dass sie noch nie dort war, konnte ich so nicht stehen lassen. Also bestellte ich anderthalb Wochen vor der geplanten Reise zwei Tickets, die bereits zwei Tage später im Briefkasten lagen. Wer mich kennt oder öfter hier liest weiß, wie sehr ich ein Fan von gut designten haptischen Papiertickets bin und das Miniatur Wunderland begeistert mich dahingehend mehr als sowieso schon…
Das tolle am Wunderland-Besuch ist, dass es auch für „regelmäßige“ Besucher immer etwas neues zu entdecken gibt. Dazu gehörten in diesem Fall die neu erbaute Kirmes, der immer weiter voranschreitende Bauabschnitt Monaco mit dessen Formel 1-Strecke und natürlich die erst im Dezember eröffnete Brücke auf die andere Gebäudeseite mit dem dortigen Abschnitt Rio de Janeiro. Aber auch auf den bestehenden Abschnitten gab es für mich hin und wieder die ein oder andere neue Entdeckung.
Die meiste Zeit im Wunderland verbrachten wir dabei am Flughafen Knuffingen, welcher Franzi zusammen mit Rio und Skandinavien am meisten begeistern konnte. Interessanterweise waren wir nach rund vier Stunden mit der gesamten Begehung durch, was mich ein wenig verwunderte, da ich erst bei meinem letzten Besuch im September meinte, dass ein Tag für die komplette Ausstellung nicht mehr ausreichen würde. Wir sind aber dieses Mal nicht so sehr auf alle kleinen Details der Anlagen eingegangen, sodass ich meine Aussage aus September weiterhin für richtig halte. Spätestens mit der Fertigstellung von Monaco wird es aber auf jeden Fall wieder Zeit für einen weiteren Besuch in der Speicherstadt…
Auch wenn wir nicht sonderlich lange im Wunderland waren, war es schon spät und aus unerklärlichen Gründen werden in Hamburg schon ziemlich früh die Bürgersteige hochgeklappt, sodass wir fast alternativlos im Blockbräu bei den Landungsbrücken ein Schnitzel verspeisten (was aber mehr als lecker war) und ich passend dazu meinen ersten Aperol Spritz trank, der mir so gut schmeckte, dass er auf diesem Kurztrip auch nicht der letzte wurde.
Mein erster Musical-Besuch
Nach der oben erwähnten mückengeplagten Nacht begaben wir uns am Mittwoch Morgen ins Café Auszeit im Stadtteil Hamm, wo wir uns ein vorzügliches Frühstück gönnten, welches uns abgesehen von den eher als Waffen gebräuchlichen Brötchen auch sehr gut schmeckte. Ich fand den ruhigen Stadtteil primär deshalb ziemlich amüsant, weil wir nach dem Frühstück im Hammer Park die Sonne und die dort im Teich lebenden „Möp-Möp“-Enten genossen. Wir sind also von der Superbude in den Hammer Park gefahren – lustig oder? 😀
Von dort beschlossenen wir spontan für mich nach neuen Schuhen zu schauen, da die jetzigen ihre beste Zeit bereits hinter sich hatten. Fündig geworden war es nach dieser für mich so geliebten Freizeitaktivität – Achtung Ironie! – Zeit, sich zu erholen und glücklicherweise spielte das Wetter mit, sodass wir vom Jungfernsteg zu den Landungsbrücken die S-Bahn nahmen und im Dock 3 Beachclub landeten, nachdem wir StrandPauli aufgrund fehlender freier Liegen wieder verließen (oder auch, weil dort die Hälfte der Fläche für noch nicht existente geschlossene Gesellschaft gesperrt war). Zum blauen Himmel und warmen Sonnenschein gab es jeweils einen oder auch zwei Cocktails und einen leckeren Burger. Ursprünglich wollten wir am Beachclub nur für den Cocktail einkehren und uns zum Essen ins Hard Rock Cafe begeben, aber die Wartezeit auf einen Tisch hätte dort rund eine Stunde betragen, was mit der Abendplanung nicht einherging.
So blieb das Hard Rock Cafe in Köln weiterhin das einzige Restaurant dieser Kette, bei dem ich bisher gegessen habe und wir gingen zurück zum Beachclub, wo wir mit zwei Tischumzügen für das eigentliche Essen direkt am Zaun zum Wasser sitzen konnte. Danach sah es zu Beginn gar nicht aus, denn es war so ziemlich alles belegt und wir mussten mit einem Tisch in einer etwas weiter hinteren bedachten Ecke leben, wo die Luft wortwörtlich stand. Während wir uns überlegten, was wir denn essen wollten, wurde ein großer Tisch in der Mitte der Anlage frei, auf den wir umzogen und last but not least konnten wir noch an den finalen Tisch wechseln, während wir auf das Essen warteten.
Gesättigt und vom zweiten Cocktail ganz leicht angeheitert nahmen wir unsere Füße in die Hand und begaben uns zu den Landungsbrücken, genauer gesagt zu Brücke 1, von wo der Musical-Shuttle ablegte. Es war nämlich der Abend eine Woche vorher, an dem ich nicht einschlafen konnte und mir den PietCast Folge 333 einschaltete, der sich primär mit dem 9 Euro-Ticket befasste. Zwischendurch ging es aber auch um die Musicals in Hamburg und weil ich da immer schon mal hin wollte, hatte ich zack zwei Stunden später zwei Musical-Tickets in meinem Warenkorb und ein paar Tage später auch im Briefkasten, mit denen ich Franzi zumindest am Dienstag Abend überraschen konnte, auch wenn die Auflösung jenes Geheimnisses eigentlich erst für Mittwoch geplant war.
Auf jeden Fall befanden wir uns am Mittwoch Abend in der Schlange zum Shuttle, um auf die anderen Seite der Elbe zu kommen. Was mich im ersten Moment an die Schlangen auf der Gamescom erinnerte, ging aufgrund der vielen Shuttle-Schiffe ziemlich zügig voran, sodass wir auch schnell drüben waren. Insgesamt wirkte die ganze Organisation sehr durchdacht, womit ich nicht unbedingt gerechnet hatte. Lediglich der Fakt, dass König der Löwen und Die Eiskönigin zum selben Zeitpunkt endeten und sich damit nach den Musicals eine ewig lange Schlange vor dem Anleger bildete, hätte besser sein können. Trotzdem waren wir nach in etwa 10-15 Minuten Wartezeit auf der Fähre und wieder zurück auf der Nordseite der Elbe, wo wir uns mit je zwei Cocktails, darunter einem Campari Orange (aber amerikanisch ausgesprochen) und nicht scharfen Nachos im ALEX einen gemütlichen Restabend machten, ehe wir erst gegen 1 Uhr wieder im Bett landeten – dieses Mal ohne Mücken.
Ach ja, zum Musical natürlich noch: Ich fand es toll. Ich hatte den Film im vergangenen Jahr gesehen gehabt und kannte damit die grundlegende Geschichte, trotzdem trat keinerlei Langeweile auf, sondern das Musical konnte mich von Anfang in seinen Bann ziehen und sorgte für die ein oder andere Träne in meinen Augen, egal ob bei Willst Du einen Schneemann bauen? oder bei Lass jetzt los. Die Lieder verfolgten mich als Ohrwürmer auch noch eine Woche danach in meinem Kopf. Mehr als süß fanden wir an diesem Abend auch die Art und Weise, wie Olaf der Schneemann auf der Bühne gespielt wurde.
Ein bisschen überflüssig fand ich persönlich die Pause ungefähr in der Mitte des Musicals. Nach der Unterbrechung fiel es mir schwer, wieder in die Handlung zu finden, was aber auch ein bisschen an dem neben uns sitzenden Kind lag. Es war bemerkenswert, wie viele Kinder in dem Musical waren und wie viele davon – aber auch zusammen mit der ein oder anderen erwachsenen Person – als Elsa oder Anna verkleidet waren. Insgesamt war das mein erstes, aber mit Sicherheit nicht mein letztes Musical, da ich auch dieses anlassbezogene etwas schicker anziehen ziemlich angenehm fand.
Eine lange Bahnfahrt zurück
Uns hatte das ALEX am Musical-Abend so gut gefallen, dass wir dort auch fürs Frühstücks-Buffet einkehrten, bei welchem ich mich in die Sweet Orange Lemonade hätte reinsetzen können, so lecker wie sie war. Auf dem Weg zum Hauptbahnhof erwischte uns noch ein leichter Regenschauer, ehe wir im Metronom nach Bremen den Rückweg antraten. Jener Zug war ziemlich voll (zumindest in den ersten fünf Wagen) und die Zugbegleiterin, die für die Ansagen verantwortlich war, schien wahlweise an ihrem Beruf absolut keinen Spaß zu haben oder sie war mit dem komplett falschen Fuß aufgestanden.
Ab Bremen wurden die Züge dann wieder leerer, trotzdem zog sich die Fahrt bis nach Hause für mich deutlich länger, obwohl sie vom reinen Zeitfaktor gesehen genauso lang war wie der Hinweg. Während ich daher ein wenig erschöpft zu Hause ankam, hatte Franzi noch so viel Energie um eine mehr als vorzügliche Pasta mit Käse-Sahne-Sauce zu kochen, zu welcher wir die letzten drei Folgen Betty en NY schauten…