Das erste Mal Down Under – Teil 5: Zurück nach Deutschland

Nachdem das Formel 1-Rennen gelaufen war, ging es für mich leider auch wieder zurück nach Deutschland. Dieser Trip war ein wenig chaotischer und am Ende tatsächlich sogar anstrengender als der Varadero-Düsseldorf-Frankfurt-Hongkong-Sydney-Hinflug. In meiner Unterkunft angekommen traf ich leider niemanden mehr, um mich persönlich zu verabschieden, hatte so aber noch die Möglichkeit in Ruhe zu duschen. Meine letzten Vorbereitungen wurden dabei ein wenig von ein paar Leuten gestört, die mich an diesem Tag gerne hätten arbeiten gesehen – nur halt blöd, wenn man Urlaub hat und am anderen Ende der Welt ist. Gegen 20 Uhr ging es dabei mit der Straßenbahn in Richtung Federation Square, um von da via Zug und Bus den gleichen Weg zum Flughafen zu nehmen wie einige Tage zuvor von dort in die Stadt.

Auf nach Hongkong – oder auch nicht

Die Tatsache, dass das Rennen gerade zu Ende war, half mir jedoch nicht wirklich: Die Straßenbahn endete auf halber Strecke und wir mussten in einen anderen Zug umsteigen. Das dauerte so lange, dass ich am Ende den Zug am Federation Square verpasst habe. Und der nächste kam eine halbe Stunde später – ich hätte allerdings den Bus zum Flughafen verpasst. Und das war selbstverständlich der letzte des Tages. Also musste ich umplanen, mich zur Southern Cross Station begeben und doch für teure 18 australische Dollar den Express-Bus zum Melbourne Airport zu nehmen. Auf dieser Strecke fuhren rote Doppeldecker und man war nach etwas über einer halben Stunde tatsächlich am Flughafen. Schön und komfortabel, aber mir wäre es für gewöhnlich den Preis nicht wert gewesen. Insbesondere, wo ich in Melbourne noch knapp drei Stunden bis zum Abflug nach Hongkong hatte. Die verbrachte ich mit Warten, Bangen und Herumsitzen. Denn ich bin wieder Stand-by geflogen (Erklärung dazu siehe im ersten Teil) und der Flug nach HKG mit Abflug 23:00 war ausgebucht, was mich aufgrund des Wochenendes nicht großartig verwunderte. Blöderweise ging der nächste erst am nächsten Morgen und auch dieser war voll, so der Check-In-Agent.

Über eine Stunde Warten, Bangen und gelegentliches Nachfragen (man will denen ja auch nicht auf den Keks gehen) bis zum Check-In-Ende eine Stunde vor Abflug waren vergangen, ehe fest stand: Ich konnte mit. Denn zwei Leute waren tatsächlich nicht erschienen und ich konnte in der Theorie in aller Ruhe zum Abflug-Gate gehen. Tatsächlich wurde ich vom Flughafen-Personal nachfolgend ein wenig mehr gehetzt, als nötig war, aber für die war ich wohl der letzte Passagier des Tages. Als ich nach Ticketkontrolle, Ausreise und Sicherheitskontrolle (bei der man mir meine kleine Nagelschere weggenommen hatte) am Gate ankam, hatte das Boarding gerade erst angefangen. So konnte ich mich noch ein wenig entspannen, ehe es für knapp neun Stunden in die Röhre ging, die auf den Namen Boeing 777 hörte. Im Gegensatz zum Hinflug hatte ich einen Platz relativ weit vorne und sogar am Fenster, verzichtete aber nach einem letzten Besuch beim Fast-Food-Laden meines Vertrauens am Flughafen auf das Abendessen und legte mich nach Zähne putzen und Dalassen von ein wenig Süßkram bei der Crew, den ich teuer am Flughafen von Melbourne erstanden hatte, schlafen. Ich wurde abgesehen von ein paar Turbulenzen erst zum Frühstück wieder wach, ehe der Sinkflug auf den Flughafen Hongkong begann. Dort landeten wir gegen 7 Uhr lokaler Zeit und der geplante Weiterflug war mit der Lufthansa gegen 23 Uhr wahlweise nach Frankfurt oder München, denn ich wollte wieder Business fliegen und hatte zudem die Zeit am Flughafen als Arbeitszeit eingeplant.

Diverse Dinge kombiniert ergaben jedoch eine spontane Planänderung am Flughafen, die nur dank des Stand-by-Fliegens möglich war. Zum einen hatte ich für den Laptop keinen Steckeradapter für Hongkong dabei, zum anderen war ich viel zu fertig zum Arbeiten und zum dritten hatte das Inflight Entertainment System von Cathay Pacific das nette Feature, dass es einem noch in der Luft Anschlussflüge, deren Abflugzeit und -gate anzeigte. So sah ich zum Beispiel einen Flug nach London mit Cathay Pacific und entschied mich am Flughafen angekommen und mit dem dortigen kostenlosen und unbegrenzten WLAN (man muss es immer wieder erwähnen, Deutschland!) nach Alternativen zu schauen. Diese waren unter anderem das besagte London, Zürich oder Helsinki. Ohne Business, aber dafür auch ohne 16 Stunden vor mich hin vegetieren. Beim Prüfen der Anschlussflüge und der Preise weiter nach Deutschland identifizierte sich Helsinki als die Kombination: Denn nur rund zwei Stunden nach Ankunft in Finnland ging ein Flug weiter nach Düsseldorf und ich entschied den Flug am Abend zu stornieren und mir ein Ticket für diese Strecke zu kaufen. Nach dem Online-Check-In und einem kleinen Shopping-Aufenthalt, damit auch die folgende Crew etwas kleines als Dankeschön bekam, ging es zum Gate für dem Weiterflug nach Helsinki, der kurz nach 10 Uhr Ortszeit startete. Dort waren die Mitarbeiter am Schalter so nett, mir nicht nur eine Bordkarte für den Flug nach HEL, sondern auch gleich für den Anschlussflug auszudrucken und dorthin ging es im niegelnagelneuen Airbus A350 von Finnair.

Spontan nach Helsinki

Wirklich viel war auf dem Flug aber nicht finnisch. Die Crew hatte zum größten Teil asiatische Wurzeln und auch das Essen (es gab zwei warme Mahlzeiten, die ganze Zeit freie Softdrinks und Wein und weiteres zum Kauf) hatte nichs finnisches, was ich sehr schade fand. Auch hier ließ ich der Crew ein wenig Süßes da, wobei die Kollegin, die es in Empfang nahm, verplante mich zu fragen, wo ich denn sitzen würde. Erst als ich die Purserin der Economy beim zweiten Service ansprach, wie viele Flugbegleiter für die Economy denn eingeplant waren, schloss sie auf mich als Quelle der Süßigkeiten und wir kamen zumindest kurz ein wenig ins Gespräch. Etwas gesprächiger war der Flug dabei durch die Dame, die neben mir saß (der Airbus hatte 3-3-3 Bestuhlung und ich saß C, sie A). Sie kam aus den Niederlanden und war mit ihrem Vater ein paar Tage in Hongkong unterwegs, zudem war sie ein ganz großer Fan der TV-Serie Friends, denn sie schaute nicht nur die Folgen im Inflight Entertainment, sondern hatte auch auf ihrem Tablet einige Folgen gespeichert.

Das Essen bei Finnair war leider nicht finnisch...
Infos über die Anschlussflüge

Das Inflight Entertainment System auf dem A350 von Finnair war dabei was ganz feines: Der Bildschirm hatte nicht nur HD-Auflösung und war einfach zu bedienen, sondern es gab neben Außenkameras auch Gate-Informationen für Weiterflüge. Im Gegensatz zu Cathay Pacific war das aber keine lineare Anzeige, sondern ein interaktiver Screen, der einem nicht nur die Weiterflüge und deren Gate anzeigte, sondern auch einen Plan vom Flughafen in Helsinki und wie man vom Ankunfts- zum Abflug-Gate kam.

Nach gemütlichen zehn Stunden ging es dann leider auch schon in den Sinkflug in Finnland…

Der nigelnagelneue A350 von außen
Der nigelnagelneue A350 von innen

Hyvä päivä Helsinki! (das war finnisch)

Auf dem Weg über Hongkong hatte eine gewisse Lufthansa-Kollegin mich zu überreden versucht, die 16 Stunden in HKG in der Stadt zu verbringen, doch mein Interesse war sichtlich gering. Ganz anders war dies in Finnland, wo ich ganz nebenbei zum ersten Mal in meinem Leben war: Dort hatte ich sehr ernst darüber nachgedacht, in die Stadt zu fahren, mir Helsinki etwas anzuschauen und ich hatte mich dabei schon über den öffentlichen Nahverkehr informiert. Beim Landeanflug auf den Flughafen der Stadt sorgten die klimatischen Bedingungen vor Ort jedoch dafür, dass ich – ich, der gerade zwei Wochen australischen Spätsommer bei Temperaturen nie unter 25 Grad genossen hatte – mich dagegen entschied, in Finnland zu bleiben: Dort lag Schnee. Während das nähere Umfeld des Flughafens frei war, waren alle Regionen drumherum schneeweiß. Ein wirklich atemberaubender Anblick, den ich betrachtend, woher ich gerade kam, doch sehr verstörend fand.

Willkommen in Helsinki
Kleiner Weihnachtsladen am Flughafen

Verstörend ging es dann am Flughafen weiter, denn die EU-Einreise und Sicherheitskontrolle überstanden war ich endlich wieder im Schengener Raum – und gleichzeitig auch im sehr kompakt gehaltenen Abflugterminal für innereuropäische Flüge. Jenes Terminal war sehr überfüllt und auch am Gate nach Düsseldorf standen mehr Leute, als dafür eigentlich Platz dafür vorgesehen war. Typisch Deutsch hatte sich hier natürlich schon eine Viertelstunde vor Boarding eine Schlange gebildet. Im Flieger angekommen, hatte ich leider nur einen Mittelplatz und es gab zwar kostenlose Getränke, trotzdem war ich mit dem Sitzen einfach fertig. Der Herr am Gang war zudem sehr besonders, denn er schnarchte wenn er wach war und er atmete ganz normal, wenn er schlief. Irgendwann nach den Getränken quetschte ich mich an ihm vorbei und brachte der Purserin vorne die Packung Süßigkeiten, die ich am Flughafen in Helsinki wieder erstanden hatte und bat gleichzeitig um Asyl. Denn ich wollte in der vorderen Bordküche an der Tür 1L einfach nur stehen, weil ich nicht mehr sitzen konnte. Egal wie viel Mitleid ich durch mein äußeres Erscheinungsbild zeigte, es war wohl nicht genug, denn die Purserin schickte mich wieder zurück in die Kabine, weil das ja eigentlich nur ein Bereich für die Business Class sei. Nach hinten ging aber nicht, da es sich um einen A321 handelte und die Kollegen in der Eco noch im Service waren, zudem war der Flieger voll. Also quälte ich mich im wahrsten Sinne des Wortes in dem Mittelplatz weitere knapp anderthalb Stunden ab, ehe ich mit dem Erreichen der Parkposition in Düsseldorf endlich befreit wurde.

Von dort ging es mit einer vergleichsweise unspektakulären Bahnfahrt über Duisburg Hbf und Krefeld Hbf nach Hause und nach insgesamt 34 Stunden Reise (von Sonntag 20 Uhr australischer Zeit (MEZ+10) bis Montag 20 Uhr MEZ) war ich wieder zu Hause, kurz duschen und mich dann ins heimische Bett einkuscheln…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

16 − = 9