Das erste Mal Down Under – Teil 1: Auf nach Sydney

Es wurde mal wieder Zeit für eine Reise: Denn streng genommen ist mein letzter Urlaub, an dem ich privat weiter weg war mit meinem New York-Ausflug schon über drei Jahre her. Und auch wenn ich beruflich viel unterwegs bin, fehlt mir dabei insbesondere das selbst organisieren, selbst entdecken und auch irgendwo auf sich allein gestellt zu sein – abgesehen von der zeitlichen Komponente.

Die Frage des wann und wohin war leider durch den Job vorgegeben, denn ich musste einen Teil meines Urlaubs bis Ende Mai nehmen, wobei Februar aber keine Option war und mich der Frühsommer nicht wirklich interessiert hat. In der Kombination mit der Tatsache, dass ich noch nie bei einem Formel 1-Rennen war – obwohl ich den Sport seit mindestens meinem 9. Lebensjahr verfolge – kombiniert mit der Idee von ganz weit weg waren letztendlich die Aspekte, die mich dazu animiert haben, im März für zwei Wochen nach Australien zu fliegen und dort zum Saisonstart 2019 bei jenem Event live dabei zu sein. Gleichzeitig stellte das Rennen in Melbourne das Comeback von Robert Kubica dar und ich als Allergiker hatte die Möglichkeit zwei Wochen dem quälenden europäischen Frühling zu entkommen.

Gesagt getan habe ich meinen Urlaub beantragt, das Formel 1-Ticket bestellt, ein paar wenige Dinge im Voraus organisiert und mich das erste Mal richtig auf das Stand-by-Fliegen eingelassen. Jenes ist für Mitarbeiter von Fluggesellschaften zugänglich und erlaubt vergünstigtes Von-A-nach-B-Kommen – vorausgesetzt, im Flugzeug findet sich irgendwo noch ein freier Platz. Ansonsten darf man auf den nächsten Flug warten. Bei innereuropäischen Flügen ist das vielleicht kein großes Drama, international kann das aber schon mal einen Urlaubstag vor Ort kosten.

Ziel 1: Flughafen Frankfurt am Main

Also habe ich meinen Flug gebucht und wollte planmäßig mit der LH796 um 22:15 Local Time von Frankfurt aus starten. Um möglichst wenig Zeit zu verlieren, war dieser Flug am gleichen Tag wie die Ankunft von meinem Umlauf aus Kuba, jene war um 11 Uhr Local Time in Düsseldorf. Sollte locker passen, so mein Gedanke, um in Ruhe nach Hause zu fahren, zu duschen, Koffer umzupacken, noch einen Powernap zu machen und mich dann mit einer Mitfahrgelegenheit nach Frankfurt zu begeben.

Hätte auch sicher so gepasst, doch es kommt ja immer anders als man denkt. Der Abflug aus Kuba war nämlich um sieben Stunden verschoben, sodass ich der Mitfahrgelegenheit gleich absagen konnte und mich nach Alternativen umschaute: Da gab es genau eine, nämlich die Deutsche Bahn – wuhuuuuu. Um in Köln um 20:25 den ICE nach Frankfurt zu bekommen, musste ich um 19 Uhr aus dem Haus, wäre aber erst um 18 Uhr in Düsseldorf gelandet. Glücklicherweise konnten wir dank Rückenwind eine Stunde gutmachen, sodass wir um 17 Uhr gelandet sind und ich gegen kurz nach 18 Uhr meine Wohnung erreichte. Als hätte ich es geahnt, hatte ich vor dem 2-Tages-Umlauf nach Kuba schon alles bereitgelegt, was ich mitnehmen, umpacken oder vorbereiten musste, sodass ich in der Stunde auch noch Zeit für eine kurze Dusche hatte.

So ging es dann am Montag pünktlich um 19 Uhr aus dem Haus mit der Hoffnung, nichts vergessen zu haben. Aber es war nicht irgendein Montag – es war Rosenmontag. Das heißt, die Straßenbahn fuhr aufgrund des Karnevalsumzugs nicht und der Ersatzverkehr fuhr anders. Das heißt außerdem, dass der Kölner Hauptbahnhof voller Super Marios, Bienen, Cowboys und Indianer war, was für sieben Minuten Umsteigezeit bei zwei Minuten Verspätung nicht die besten Voraussetzungen sind. Wie ein Wunder habe ich es tatsächlich geschafft und saß im ICE – erster Klasse, man gönnt sich ja sonst nichts – nach Frankfurt. Dort hatte ich kurz Zeit meinen Koffer auf die Sicherheitskontrolle vorzubereiten, Flüssigkeiten zusammenzulegen, elektronische Geräte vorzubereiten etc. Denn in Frankfurt angekommen hatte ich genau 59 Minuten zwischen ICE-Ankunft und Abflug. Jene haben aber ganz gut gepasst, sodass ich vor dem Gate aufs Boarding wartend tatsächlich zu realisieren anfing, wohin es jetzt für mich geht…

Boarding to Hongkong

Ziel 2: 香港國際機場

…nämlich nach Hongkong! Da es keine Direktverbindung gibt (als Flugbegleiter sage ich nur Gott sei Dank), muss man nach Australien zwangsweise irgendwo umsteigen. Weil ich aufgrund der Stand-by-Bedingungen nicht unbedingt mit Emirates fliegen wollte, ergab sich als Umsteigepunkt der Hong Kong International Airport und diesen erreichte ich mit oben erwähntem Lufthansa-Flug. Dieser Flug stellte für mich aber auch anderweitig eine kleine Premiere da, denn es war mein erstes Mal Business Class. Eine Klasse, für die ich nie bereit wäre, entsprechende Beträge zu bezahlen, aber gleichzeitig auch eine Klasse, bei der man noch das Gefühl vermittelt bekommt, dass so ein Flug doch was ganz besonderes sein kann. Vor allem aber eine komfortable Klasse, die das Ausklappen eines zwei Meter langen Bettes beinhaltet, einen großen Monitor zum Filme schauen und eine Bistro-Auswahl, die ich so als Passagier noch nie an Bord eines Verkehrsmittels erlebt habe. Wie gesagt, ein teures Erlebnis, aber eins, was es mal wert ist, erlebt zu haben.

Vorspeise in der Business Class
Hauptspeise in der Business Class

So beinhaltete das Abendessen ein Menü bestehend aus Vorspeise, Salat, Hauptspeise und Dessert, mit jeweils mehreren Optionen zur Wahl, serviert auf Porzellan mit richtigen Gläsern. Es mag hier etwas albern dargestellt klingen, aber wenn man sonst nur das Plastikbesteck und Essen aus einer Aluschale gewohnt ist, dann finde ich, ist das eine solche Erwähnung durchaus wert. Das Entertainment-System ließ sich per Fernbedienung bequem steuern, lediglich die Bildschirmauflösung (oder die Bildeinstellungen) empfand ich persönlich in der 747 nicht mehr so ganz zeitgemäß.

Als Kollege hatte ich der Crew natürlich diversen Süßkram mitgebracht und so kamen wir nach dem Essen dann auch ein wenig ins Gespräch, denn ich musste mich bis auf ein Verdauungsschläfchen und einen Powernap gegen Ende (wo ich das Rührei verschlafen hab 🙁 ) möglichst wach halten, so meine Zeitrechnung. Leider konnte ich das Bett daher nicht im vollen Maße genießen, die kuschelige Decke hätte ich aber schon sehr gerne behalten 😀

Aaaaaaah jaaaaaa...
Umsteigen in Hongkong

In Hongkong angekommen hatte ich zwei Stunden 45 Minuten Zeit bis zum Weiterflug. Der Flughafen selbst erinnerte mich ein wenig an Bangkok, auch wenn er deutlich größer war. Alles war überdurchschnittlich sauber und man hatte einen Ausblick auf die Stadt, die mit ihren gefühlt tausenden Hochhäusern beeindrucken konnte. Das WLAN war selbstverständlich kostenlos und unbegrenzt (ich war ja nicht mehr in Deutschland), sodass die rund zwei Stunden bis zum Boarding relativ schnell vergingen. Einchecken konnte ich mich für den Flug noch an Bord der Lufthansa, der Herr am Gate war freundlicherweise so lieb mir trotzdem noch einen Bordkarte auf Papier auszudrucken.

Ziel 3: Kingsford Smith International Airport

Gegen 18:30 Local Time (also 12:30 Uhr dt. Zeit) ging es auf den Airbus A330-300 der Cathay Pacific. Ein Flugobjekt, mit welchem ich wenn auch eine Nummer kleiner doch bestens vertraut bin und gleichzeitig mein allererster Flug mit einer nicht europäischen Airline. Hier ging es dann „leider“ (#firstworldproblems) nur in die Economy Class, doch auch diese war von dem, was ich kenne ganz weit entfernt: Die Inneneinrichtung selbst wirkte zwar etwas älter, die Sitze waren aber deutlich besser gepolstert, sodass sich ein neun Stunden Flug gut aushalten ließ. Der Vordersitz bot hinten diverse sehr intelligente Ablagemöglichkeiten neben dem Gitternetz für das aufladende Smartphone, einen in zwei Stufen aufklappbaren Tisch mit separatem Getränkehalter, wobei jenes Konstrukt unabhängig davon war, wie die Person vor einem den Sitz nach hinten geklappt hat. Das Entertainment System war sogar auf Deutsch verfügbar und astrein übersetzt, der Touchscreen kapazitiv und nicht resistiv (also durch einfaches Berühren bedienbar, man musste nicht gefühlte Löcher in den Bildschirm drücken) und die Menüauswahl bestand aus drei Hauptgerichten und wurde einem mit einer Karte vor Abflug schon schmackhaft gemacht. Es gab ein kleines Kissen, eine große komfortable Decke und wenn ich mich nicht täusche sogar die Möglichkeit, via Entertainment System der Crew mitzuteilen, dass man zum Essen geweckt werden möchte.

Frühstück bei Cathay Pacific

Mit dem Essen – welches jeder bekam und was auch gut schmeckte – wurden auch gleich die Getränke verteilt, was an sich gut war, allerdings dafür sorgte, dass die hinteren Reihen wirklich sehr lange aufs Essen warten mussten. Der Crew kurz die große Haribo Minis-Packung in die Hand gedrückt ging es dann auch schlafen, was in der Eco dank einem weiteren freien Platz neben mir auch sehr gut klappte, auch wenn um 5 Uhr Local Time (also Sydney-Zeit; d.h. 19 Uhr dt. Zeit) das Frühstück an die Tür klopfte. Schlafen war an dieser Stelle bewusst eingeplant, denn ich wollte möglichst unkompliziert und schnell in die australische Zeit reinkommen und das erforderte dann leider ein zwanghaftes fast geisterhaftes Wachbleiben während des LH-Fluges nach Hongkong. Wie dem auch sei, das Frühstück bestand aus Ei, Wurst, Brötchen und Obst (die Brötchen bei Cathay Pacific werden vorher übrigens warm gemacht!) und war ein guter Start in den Tag. Nach dem Service ließ ich mir noch meine Wasserflasche auffüllen, tauschte mich ein wenig mit der Crew in der hinteren Bordküche aus und bekam auch ein paar kleine Geschenke (bei der LH übrigens auch 😀 ). Magen und Wasserflasche gefüllt, Zähne geputzt ging es zum Landeanflug auf Sydney.

Sonnenaufgang über Australien
Erster Ausblick auf Sydney

Der Flughafen ist ziemlich von der Stadt umschlossen und die Landebahn wirkt ein wenig, als wäre sie aufgeschüttet (laut Wikipedia ist sie das auch). Die Flugbahn ging vom Norden der Stadt aus, sodass ich meinen ersten „Live-Blick“ auf das Opera House erhaschen konnte, ehe es dann schon hieß, sich von der Crew zu verabschieden. Und nach insgesamt 28 Stunden reiner Flugzeit in einem Zeitraum von 37 Stunden, nach einer zurückgelegten Strecke von knapp 25.000 Kilometern in dieser Zeit (Luftlinie) hatte ich erst einmal die Schnauze voll von Flugzeugen…

PS: Bitte entschuldigt die Kartoffelqualität der Fotos. Im nächsten Teil wird es besser, versprochen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

× 2 = 20