Nach der ewigen Flugzeit bin ich tatsächlich irgendwann in Sydney angekommen und habe mich am Flughafen zunächst ein wenig orientiert, bevor es in die Stadt ging. Der Flughafen ist ziemlich zentral gelegen und es führen bekanntlich viele Wege nach Rom. Weil es erst früh am Morgen war und die Check-In-Zeit im Hostel bei 14 Uhr lag, hatte ich wirklich alles andere als Zeitstress, daher entschied ich mich für die günstige Bus-Verbindung anstatt für den teuren AirportLink. Der Zug hätte nur rund 30 Minuten gebraucht, der Bus mehr als das doppelte, die Preise lagen aber bei 17 respektive 4 australischen Dollar. Also habe ich mir eine so genannte Opal-Card organisiert, die nach dem gleichen System funktioniert wie in London: Man lädt die Karte mit einem entsprechenden Betrag auf und berührt beim Betreten und Verlassen eines Verkehrsmittels ein Lesegerät, was den entsprechenden Betrag abbucht und automatisch den passenden Tarif berücksichtigt.
Der verschlafene erste Tag
Die Busfahrt selbst war relativ unspektakulär, beinhaltete einmal umsteigen, wo ich meine eigentliche Verbindung verpasst hatte und ohne Internet herausfinden musste, welcher Bus denn als Alternative zu meiner Endhaltestelle fährt. Die Busfahrer fragen war nicht immer ganz so einfach, weil diese erst an die Haltestelle herangewunken werden mussten, was mir am Anfang aber nicht ganz klar war. Irgendwann kam ich dann aber doch an der Oxford St an und machte mich auf dem Weg zum Hostel. Ich hatte für die vier Tage in Sydney ein Bett im Sydney Star Backpackers gebucht, welches sich als sehr zentral und doch ruhig gelegen herausgestellt hatte. Die Innenstadt war in wenigen Minuten erreichbar und ich hatte das Glück, dass so ziemlich alles, was ich in Sydney organisiert hatte, in fußläufiger Umgebung startete – wirklich alles.
Im Hostel angekommen wurde ich von Alex begrüßt, der mich mit dem wichtigsten vertraut machte und mir die Möglichkeit zeigte, wo ich denn meinen Koffer dalassen konnte, wenn ich mich gleich noch in die Stadt aufmachen würde. Ich bin zwar nicht mit viel Gepäck gereist – ein Handgepäckkoffer sowie ein Rucksack für Tagesausflüge waren alles, was ich dabei hatte für die gesamten zwei Wochen und vollkommen ausreichend – aber der Koffer war schon bei der Busfahrt eher nervend und ich war froh, ihn nicht mitnehmen zu müssen. Nach einem kurzen Ausruhen auf der Dachterrasse des Hostels machte ich mich also auf den Weg in Richtung Ufer. Ich hatte keinen wirklichen Plan darüber, wo ich hinwollte oder was ich sehen wollte, aber die Gegend um den grünen Fleck des botanischen Gartens auf der Karte sah ganz interessant aus und bot mir die Möglichkeit, mich nach den langen Strapazen der Flüge zu erholen und ein wenig zur Natur zu finden. Zumindest sobald ich die asiatischen Touristen an den Opera House-Aussichtspunkten losgeworden war.
Zum botanischen Garten ging es am Finger Wharf entlang und an einem ins Wasser gelassenen Schwimmbad, wo ich für einen kurzen Moment überlegt hatte, umzukehren und eine Badehose samt Handtuch zu holen. Der Garten selbst war eine riesige frei besuchbare Fläche, auf der man kreuz und quer laufen, Tiere und Pflanzen bestaunen und für eine Zeit vergessen konnte, dass man sich in einer Millionen-Metropole befand – genau das tat ich auch für stolze drei Stunden. Überall gab es zudem auch kleine Spender mit Trinkwasser, darüber hinaus – es ist ja nicht Deutschland – hatte der Garten sogar kostenloses WLAN.
Kurz nach 13 Uhr machte ich mich dann wieder auf den Weg zurück zum Hostel. Zum einen, um mein Bett in Empfang zu nehmen, zum anderen, weil ich mich mit jemandem zum Essen verabredet hatte, bzw verabreden wollte. Das Zimmer im Hostel war – na ja sagen wir ausreichend. Es waren vier Betten drin, zwei Regale zum Sachen ablegen, jeder hatte einen kleinen Safe und es gab einen Ventilator, welcher bitter nötig war, weil der Ausblick aus dem Fenster eine Ziegelwand war und selbst bei dauerhaft offenem Fenster keine kühle Luft von außen reinkam. In Kombination mit dem offenen Fenster zur Straße hin im Empfangsbereich des Hostels, wo ich öfter mal Zeit verbracht habe, weil ich da mein Handy besser laden konnte, haben diese beiden Dinge wohl dazu beigetragen, dass ich mir im Laufe der Tage eine kleine Erkältung eingefangen hatte. Blöd, wenn man gerade die freie Nase genießen wollte, weil man als Allergiker den lästigen europäischen Frühling losgeworden war…
Die Verabredung zum Essen wurde auf jeden Fall erst einmal verschoben, weil es angefangen hatte zu stürmen. Beim Warten auf besseres Wetter konnte ich dem Gedanken nicht widerstehen, mich ins Bett zu legen und na ja, irgendwo war dann doch ein wenig Jetlag und Erschöpfung da, sodass ich auch friedlich bis zwei Uhr nachts einschlief…
Einmal durch den CBD
Am ersten ganzen Tag in Sydney ging es am Morgen erst einmal duschen – sowie frühstücken. Das Frühstück im Hostel war kontinental und ich lernte sehr schnell, was dieser Begriff heißt: Cornflakes, Milch, Toast, Butter, Marmelade, Kaffee, Tee, O-Saft. Es war also ausreichend (insbesondere für den Preis), aber jetzt definitiv nichts, was man unbedingt erleben musste. Anschließend ging es in die Stadt, denn heute war klassisches Sightseeing an der Reihe, aber nicht alleine sondern mit der Free Walking Tour, einer Sache, die ich schon in diversen anderen Städten mitgemacht hatte: Eine an sich kostenlose Tour und man zahlt am Ende, was einem die Tour wert war. Insgesamt ging die Tour zweieinhalb Stunden und umfasste einen über drei Kilometer langen Weg kreuz und quer durch die Stadt von der Town Hall bis zur Harbour Bridge, samt diverser Geschichten rund um Sydney, die Entstehungsgeschichte und die heutige Zeit. Geschichten, die ich jetzt leider nicht mehr groß wiedergeben kann, daher gibt es nachfolgend lediglich einige Bildereindrücke dazu.
Nach der Tour wollte ich die Harbour Bridge überqueren und den Spit Bridge to Manly Walk bestreiten: Einen etwa zehn Kilometer langen Weg am Ufer im Osten der Stadt. Die Busse zur Spit Bridge fuhren auf der südlichen Seite der Harbour Bridge ab, was sich mit meinem Plan, jene Brücke zu überqueren eher schlecht vertrug. Also lief ich erstmal über die anderthalb Kilometer lange Brücke, genoss den Blick auf die Skyline, den Wind in den luftigen Höhen und den Ausblick aufs Wasser. Auf der nördlichen Seite entdeckte ich einige Straßen, die mich von oben ein wenig an San Francisco erinnert hatten und ich entschied, diesen Straßen zu folgen und einfach mal zu schauen wo ich hinkommen würde. Dieses „einfach mal schauen“ endete in einem knapp 10 Kilometer langen Weg (ab der Brücke) meist immer an der Küste entlang, den Cremorne Point Foreshore Walk, den Jasmine Walk bishin zum Zoo von Sydney. Der Weg war nicht nur steinig und schwer (haha), sondern auch nicht eben, weil die Küstenbereiche meist steil empor gingen. Den Höhepunkt erreichte das im wahrsten Sinne des Wortes im Mosman Bay, wo ich an der Wende die direkte Treppe hoch nicht gesehen habe und daher einen weiten Umweg zum Sirius Park hingelaufen bin – meist mit dem Gefühl, dass da wohl kein Ende in Sicht ist, was die Höhe angeht. Kurz vor dem Zoo hatte ich als Ziel einen kleinen Strand erspäht, den Whiting Beach, der aufgrund seiner verlassenen Lage meist für einen selbst wäre. Das war er auch, aufgrund des Hinweises auf Müll und mögliche Spritzen im Sand habe ich aufs Schuhe ausziehen dann aber doch verzichtet.
Am Zoo ging es dann gegen 18 Uhr mit der vorletzten Fähre wieder zurück zum Circular Quay, der Hauptfährstation im Stadtzentrum, von der es nach einem kurzen Abstecher beim Fast Food-Laden meines Vertrauens (welches ich natürlich nur zu wissenschaftlichen Zwecken aufgesucht habe um herauszufinden, ob es dort anders schmeckt wie hier – nö, auch wenn mich der Cheeseburger an den Cheeseburger in Deutschland von 10 Jahren erinnert hat und es ein $3-Menü mit Cheeseburger, Pommes oder Salat und Getränk gab) wieder zum Hostel zurückging, wo es Zeit wurde ein wenig die nächsten Tage zu planen…
Insgesamt war der Weg sehr schön und brachte einen durch viel Natur immer mit der Stadt im Rücken. Was mich gewundert hatte, war die Tatsache, dass ich meist doch eher allein unterwegs war und sich selten andere Menschen trafen. Und das, obwohl das Wetter gar nicht so schlecht war. Vielleicht sind Australier aber auch was anderes gewöhnt, als eine leichte Bewölkung.
Mit Couchsurfern zum Manly Beach
Der dritte Tag in Sydney war mein letzter in der Stadt und heute hatte ich dann auch tatsächlich vor, den Spit Bridge to Manly Walk zu bestreiten. Daraus wurde nicht wirklich viel was, aber zumindest bis zum Manly Beach bin ich dann doch gekommen. Denn ich hatte mich mit drei Couchsurfern an der Manly Wharf verabredet und insgesamt zu dritt (einer blieb am Strand) machten wir uns auf den Weg zum Fairfax Lookout. Allerdings ein wenig geschummelt mit dem Bus. Von dort hatte man eine wirklich atemberaubende Aussicht auf die Küste, die Skyline von Sydney aus weiter Entfernung sowie auf die endlose Weite des pazifischen Ozeans, mit dem man irgendwann in Neuseeland stranden würde – je nach Strömung.
Vom Lookout machten wir uns dann aber zu Fuß an den dortigen Baracken entlang erst zum Shelly Beach und dann zum Manly Beach. Das Wetter hatte an diesem Tag seine schöne Seite gezeigt, sodass wir genug Farbe tanken konnten und uns sehr gut unterhalten haben. Wir, das waren Peggy, Anfang 30, aus Deutschland, die aber schon mehrere Jahre nicht mehr wirklich in Deutschland gelebt und auf die Heimat auch schon seit sehr langer Zeit keine Lust mehr hatte. Außerdem war Artur aus Polen dabei, der auch am Mittwoch in Sydney angekommen war, aber nicht als Tourist, sondern mit einem Work and Travel-Visum. So hatten wir verschiedene Themen, mit denen uns den ganzen Nachmittag über nicht langweilig wurde, bis wir nach 5,5 km irgendwann am Manly Beach ankamen und auf dem Weg zur Fähre noch etwas essen waren. Am Fähranleger gab es zudem einen Aldi, wo ich mich mit etwas zu Essen für den kommenden Tagesausflug versorgen konnte und feststellen musste, dass ein Aldi in Australien tatsächlich genauso aussieht, wie in Deutschland. Besondere deutsche Produkte gab es dort aber nicht.
Nach der Ankunft zurück in Circular Quay ging es mit Artur dann noch einmal um das Opera House herum, welches wir zur einzigen kostenlosen Attraktion auch betraten – der Toilette. Außerdem hatte ich dort einige Postkarten erwerben können, glücklicherweise aber nur drei Stück, wie ich am Tag darauf feststellen musste. Anschließend, es war mittlerweile nach 20 Uhr, ging es für mich wieder zurück zum Hostel, denn am nächsten Morgen klingelte der Wecker früh – sehr früh.
In die Blue Mountains
Genauer gesagt war um 7:15 Treffpunkt am Holiday Inn bei der Kings Cross Station für die Blue Mountains Tour. Nach mehreren Vergleichen entschied ich mich für die „Tour für junge Leute“, wie ich sie nennen würde. Mit Trudy, wie das liebevolle Fahrzeug mit Plüschkänguru vorne, tausenden Stickern, schlechten Memes und jede Menge Krimskrams im Innenraum getauft wurde, ging es zu 18 Leuten und unserem Guide Elliot in das australische Weltnaturerbe. Nach einem kleinen Stop in Glenbrook für Kaffee und Frühstück, wo ich mich mit Briefmarken für die oben genannten Postkarten versorgt habe ($3 das Stück!, also knapp zwei Euro) ging es weiter zum ersten Stop der Tour, irgendwo in die kleinen Straßen der Blue Mountains hinein auf der Suche nach dem australischen Tier schlechthin – dem Känguru. Jenes haben wir dann auch tatsächlich gefunden und beim Beobachten der Tiere kam mir die Frage auf, was so ein Tier denken muss, wenn es von insgesamt 20 Leuten beobachtet wird…
Danach ging es zum Echo Point, dem Hauptaussichtspunkt auf die Three Sisters, der wohl bekanntesten Felsformation in der Region. Dieser Punkt war leider sehr touristisch erschlossen, trotzdem hatte man an der Kante zum Abgrund das Gefühl, winzig klein zu sein, wenn man die ganzen Wälder, Tiefen und Leeren vor sich sah. Letzteres traf auch auf die Wentworth Falls und den dazugehörigen Wentworth Falls track zu, ein knapp 200 Meter tiefer Wasserfall, an dem ein kleiner schmaler Weg hinunter ins Tal führte. In knapp zwei Stunden ging es diesen Weg runter und wieder hoch, zwei waagemutige Mädels aus den Niederlanden hatten keine Angst vor den mediterranen Temperaturen und trauten sich im Tal dann auch ins Wasser.
Während Elliot uns unten alleine ließ, bereitete er oben am BBQ-Platz ein kleines Essen vor. Es gab Würste, Käse, Känguru-Fleisch sowie einen bunt gemischten Salat mit Pilzen. Ich erwähne letzteres, weil ich jene in der eher festeren Konsistenz tatsächlich zum ersten Mal ganz genießbar fand. Dies traf auf das Känguru-Fleisch nur in begrenztem Maße zu, in erster Linie allerdings, weil es sehr zäh war und ich diese Konsistenz nicht wirklich mag. Apropos Essen hatten wir während des Ausfluges auch die Möglichkeit, Vegemite und TimTam zu probieren. Ersteres ist ein eher abscheulich schmeckender Brotaufstrich, der wohl das nach außen hin bekannte australische Nahrungsmittel schlechthin ist, zweiteres sind zwei Kekse umhüllt von Schokolade mit Schokoladencreme innen drin. Vermutlich hätten wir Vegemite wirklich mit einem Cracker oder ähnlichem probieren sollen, um den tatsächlichen Geschmack festzustellen. Pur war es allerdings im Gegensatz zu TimTam, wovon ich mir später in Melbourne noch eine Packung gekauft hatte, nicht ganz mein Fall.
Nach dem Barbecue wurde das Wetter leider ein wenig schlechter. Wir machten uns noch auf zu einem Aussichtspunkt und dann wieder zurück nach Sydney, wo ich mich völlig kaputt zum Hostel begab und die letzte Nacht relativ unspektakulär verbrachte, mit voller Vorfreude auf den kommenden Tag…