Caddy goes Camper – Teil 8: Polster und Bezüge

Der grundlegende Ausbau des Autos zum Camper ist mit dem siebten Teil nun fertig und theoretisch könnte man damit schon auf große Fahrt gehen. Theoretisch, denn natürlich wollte ich es auch noch einigermaßen gemütlich haben und auch das Thema Privatsphäre fand ich ein nicht ganz zu vernachlässigendes Thema. In diesem Teil soll es dabei aber zunächst um die Gemütlichkeit gehen und das bedeutet primär, nicht auf einem harten Holzbrett sitzen oder gar schlafen zu müssen, sondern auf einem weichen Polster.

Die Polster

Insgesamt habe ich aufgrund meiner Konstruktion vier Polster benötigt, die sich im Sitzmodus stapeln beziehungsweise als Lehne verwenden lassen und im Schlafmodus die komplette Liegefläche bedecken. Nachdem der Entschluss gefasst war, dass ich hier Schaum benutze, fiel es mir sehr schwer den richtigen Härtegrad zu finden. Grundsätzlich habe ich es nämlich lieber weicher als härter, jedoch soll das Polster möglichst flach sein, da jeder Zentimeter mehr Polster auf der anderen Seite einen Zentimeter weniger Sitzhöhe bedeutet.

Nachdem ich mich zu einer Bestellung online nicht überwinden konnte (aufgrund fehlender Rückgabe, da Maßanfertigung), haben wir uns zum „Schaumstoff-Meister“ um die Ecke gemacht und hatten dort die Möglichkeit, kleinere Stücke der verschiedenen Härtegrade probezusitzen. Damit fiel mir die Wahl deutlich einfacher und ich entschied mich für den Grad RG40/50 in den folgenden Maßen:

  • 107x39cm (x2 für die Schlafkiste vorne)
  • 103x61cm (das größere für die Sitzkiste)
  • 103x46cm (das kleinere für die Sitzkiste)

Die Polster wurden mir auf Maß zugeschnitten und ich konnte sie etwa eine Woche später abholen. Das größere Stück für die Sitzkiste musste ich von seinem rechteckigen Maß noch an die Rückseite des Caddy anpassen, was aber mit einer Edding-Markierung und einem scharfen Cuttermesser sehr einfach vonstattenging, sodass ich schneller als gedacht dem Nähen der Bezüge widmen konnte.

Die Bezüge

Auch hier hatte ich übers online bestellen nachgedacht, aber irgendwie fand ich das relativ teuer und der Ehrgeiz war da, es selbst zu versuchen. Wobei selbst ist relativ, denn fairerweise hat mir meine Mutter nicht nur ihre Nähmaschine geliehen, sondern mir auch beim ersten Bezug geholfen. Nicht unbedingt mit den Details, da sie zum Beispiel selbst nicht wusste, dass es so etwas wie Endlosreißverschlüsse gibt; aber mit den grundlegenden Dingen, wie dem Einstellen der Nähmaschine oder der Handhabung des Fadens.

Für das eigentliche Nähen eines eckigen Bezugs hat mir das Video von wirsehnunsunterwegs geholfen, da Michael dort sehr simpel erklärt hat, wie man einen solchen Bezug zusammenbekommt. Folgende Dinge waren dafür notwendig:

  • Der passende Stoff – in meinem Fall Synthetik, 99% Polsterstoff, der bei 30 Grad waschbar ist (mehr Infos dazu konnte mir der lokale Stoffladen leider nicht geben) – in der Menge 6×1,5 Meter (das war das Ergebnis meiner Rechnung, wobei am Ende noch viel übrig geblieben ist)
  • Endlosreißverschluss (5m)
  • Schieber zum Auf- und Zumachen (ich hatte mit zwei pro Stück geplant, am Ende aber nur einen eingesetzt)
  • Ganz viel Zeug zum Nähen 😀 (also Nähmaschine, Nadeln zum Markieren, Faden, Kreide, Maßband, Geduld, eine gute Nackenmuskulatur und ein ruhiges Gaspedal)
Mehr als Stoff, Reißverschluss und Schieber werden im Grunde nicht benötigt
Die Nähmaschine meiner Mutter hat gute Dienste geleistet

Damit konnte es auch schon losgehen, nachfolgend einmal exemplarisch für eines der beiden 107x39cm-Schaumstoffstücke. Zunächst habe ich mir dafür den Bezugsstoff in der entsprechenden Größe ausgeschnitten, die sich rechnerisch über den Umfang ergibt. Für die schmale Seite bedeutet das 39×2 + 6×2 – 3 = 87cm: Zweimal die Breite von 39cm + zweimal die Höhe von 6cm – 2×1,5cm, damit das Ganze ein wenig unter Spannung steht und eng am Polster anliegt. Für die breitere Seite sind das analog 107 + 6 – 2 = 111cm: (einmal die Länge von 107cm + einmal die Höhe von 6cm – 2cm bzw. streng genommen 1,5cm, damit das auch hier unter Spannung steht). Dem aufmerksamen Mathematiker wird vielleicht aufgefallen sein, dass das genau die gleiche Formel ist, wie für die schmale Seite, nur nochmal geteilt durch zwei und ich werde in wenigen Zeilen auflösen, wieso dem so ist. Die Gesamtmaße des Stoffstücks liegen nun bei 114x90cm (also +1,5cm pro Seite), da gleich noch einige Seiten umgeschlagen werden müssen.

Das Nähen beginnt nun auf einer der länglichen Seiten, dort kommt im ersten Schritt der Reißverschluss hin. Dafür wird der Stoff um etwa anderthalb Zentimeter umgeschlagen und mit Nadeln fixiert. Anschließend wird der Reißverschluss daruntergelegt und beides zusammengenäht (auf das Wie des Nähens werde ich hier nicht eingehen. Eventuell, weil ich vieles nicht mehr korrekt wiedergeben kann, da das schon länger her ist. Eventuell aber auch, weil es den Rahmen sprengen würde). Von der nun entstehenden Stoffkante am Reißverschluss habe ich dann die oben errechneten 87cm abgemessen, mit Kreide auf der Gegenseite markiert, den überstehenden Teil umgeschlagen und dort die zweite Hälfte des Reißverschlusses angenäht.

Als erstes wird die Seite umgelegt und befestigt sowie dann der Reißverschluss angenäht
Selbiges geschieht mit der zweiten Seite

Nun wird der Stoff einmal in der Mitte gefaltet, sodass die Reißverschlüsse übereinander liegen, wobei die später äußere Seite des Stoffes innen liegt. Damit können die beiden Seiten genäht werden, welche zuerst ist dabei egal. Der Schaumstoff dient – sofern er halbwegs gerade und im rechten Winkel ist – als Schablone für eine wieder etwa anderthalb Zentimeter vom Rand entfernte Linie, die nach selbem Verfahren abgesteckt und angenäht wird, jedoch ohne den Reißverschluss zuzunähen. Von dieser Linie wird das längere Maß (111cm) abgemessen und dort wieder markiert, abgesteckt und genäht. Und da hier jetzt der Stoff doppelt aufeinander liegt, benötige ich nur den halben Wert in der Rechnung weiter oben, da ich ihn hier im Endeffekt wieder mal zwei nehme.

Fertig ist eine Tasche, die nun noch an den Seiten verschlossen werden muss
Nach dem ersten Test mit Polster innen drin können die Ecken abgesteckt und genäht werden

Das Ganze ergibt nun schon einmal eine Tasche, in die der Schieber des Reißverschlusses aufgezogen wird. Dafür werden beide Reißverschlüsse parallel übereinandergelegt und der Schieber falsch herum eingeführt. Idealerweise fängt man da mit einer Seite an und fährt dann mit der zweiten Seite fort. Ist der Schieber drin, wird zum ersten Mal der Schaumstoff in den fast fertigen Bezug gepackt. Das geht aufgrund der etwas geringeren Maße etwas schwieriger, ist aber für die spätere Nutzung auch genauso gewollt. Wichtig ist, dass der Bezug immer noch falsch herum ist, sodass jetzt die vier Ecken abgesteckt und angenäht werden können. Das ist bei mir ein kleines Gefrickel gewesen und ich glaube auch das, wo man zwischen den einzelnen Bezügen am ehesten eine Lernkurve gesehen hat.

Dabei sehen meine Ecken nicht perfekt aus, weil ich das unfassbar schwer fand. Halten tun sie allemal
Noch so eine nicht perfekte Ecke
Die ersten beiden Bezüge fertig draufgezogen...
...und natürlich sofort im Auto ausprobiert

Sind die Ecken zusammengenäht, kann der Bezug nun auf die richtige Seite gedreht, das Polster mit mittlerem Kampf eingesetzt werden und das Ganze ist fertig.

Die erste Auftragsarbeit

Ich war sehr stolz darauf, die drei rechteckigen Teile selbst genäht zu haben, sodass ich mich natürlich auch am letzten Teil versucht habe. Jenes ist jedoch nicht rechteckig, sondern musste wie gesagt noch an die Form angepasst werden und das machte den Bezug um einiges schwerer, da ich den Reißverschluss an die ungerade Seite nähen wollte. Ich hatte hier versucht, den Stoff einzuschneiden, um die einzelnen Kurven hinzubekommen, mich aber beim finalen Schnitt der breiten Seite um 20 Zentimeter verrechnet, sodass ich beschlossen hatte, dieses Teil doch nicht selbst zu nähen, sondern dem Stoffladen in Auftrag zu geben. Das dauerte rund eine Woche, ließ sich mit meinen Resten bewerkstelligen und kostete auch nur 50€. Die Verkäuferin hatte mir auch erklärt, dass sie ein solches nicht rechteckiges Teil nicht in einem Stück genäht hätten bzw. haben, sondern für jede Seite eins. Ich bin weiterhin neugierig, ob das auch mit meiner Methodik funktioniert hätte, aber vermutlich werde ich das eher nicht herausfinden… 😀

Am Schaumstoff des letzten Polsters musste noch ein wenig was abgeschnitten werden, damit es die Form des Autos trifft
Dafür jetzt einen Bezug zu nähen gestaltete sich schwerer als gedacht
Meine Versuche, die Seite für den Reißverschluss umzuklappen. Einmal hatte ich den Verschluss sogar angenäht gehabt...
...doch an der zweiten Seite hatte ich mich um 20cm vermessen und es dann aufgegeben

Dieses in Auftrag geben des letzten Polsterbezuges war tatsächlich auch das erste, was ich nicht alleine (bzw. natürlich mit tatkräftiger Unterstützung) am Auto gemacht hatte. Da kommt bis zum Ende der Ausbau-Reihe, die voraussichtlich noch fünf Teile umfassen wird, auch nur noch eine Baustelle hinzu.

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