Nachdem die Bodenplatte eingebaut war, konnte es im Camperausbau an die Seiten des Autos gehen. Da mein Caddy im ersten Leben wohl als Nutzfahrzeug geordert und verwendet wurde, fehlten ihm (glücklicherweise) die Verkleidungen über den Radkästen und (leider) die Seitenverkleidungen an den Karosseriesäulen. Ersteres ist von Vorteil, weil ich so den gesamten Platz für den Ausbau nutzen kann und nicht durch jene Verkleidungen eingeengt bin. Letzteres sorgt dafür, dass sowohl die Karosserie sehr kahl aussieht, aber auch die Decke (dazu im nächsten Teil mehr).
Dämmen mit Armaflex
Die fehlenden Verkleidungen bedeuten auch jegliche fehlende Dämmung oder Isolierung an den Radkästen und da die Fahrgeräusche des komplett leeren Caddys von hinten sehr laut waren, habe ich mich entschlossen, mit Armaflex ein wenig entgegenzusteuern. Ich habe mich hierbei für den Schaumstoff in 19mm Dicke entschieden bei einer Menge von 3x1m. Das war genug, um beide Radkästen wie auch die Decke komplett zu dämmen. Mehr Aufwand hat sich hier meiner Meinung nach nicht gelohnt, da ich selbst beim Dacia Dokker noch niemanden gesehen habe, der viel gedämmt hat und die Glasflächen als größte Kältebrücke so groß sind, dass der Effekt selbst bei einer Volldämmung vermutlich nicht so hoch ist.
Die Radkästen habe ich in zwei Stücken gedämmt, eines kam von oben einschließlich der Kante auf den Kasten, das andere bedeckte die seitliche Fläche. Der Radkasten selbst wurde vorher noch mit Aceton saubergemacht, sodass das selbstklebende Armaflex auch gut daran halten kann. Die Lücke zwischen beiden Stücken wurde dann mit Sekundenkleber verbunden, teilweise wurden größere Lücken noch mit Füllstücken ausgeglichen. Darauf, diese Kante zwischen beiden Armaflex-Teilen nochmal mit 3mm dickem Band zu bekleben, habe ich verzichtet, weil es das nur in 15m Länge gab und mir zwei Meter vollkommen gereicht hätten.
Hätte ich erneut die Herausforderung vor mir, die Radkästen zu dämmen, hätte ich die oben aufgeklebten Stücke so breit gemacht, dass sie die komplette Kurve zwischen Oben und Seite bekleben und ich hier einfacher auf Stoß kleben kann ohne mit Füllstücken oder Sekundenkleber arbeiten zu müssen, da der Sekundenkleber mit dem Schaumstoff reagiert und diesen hat kurzweilig heiß werden lassen. Ansonsten bin ich mit der Schwierigkeit und Umsetzung der Dämmung ganz zufrieden, wobei mir der direkte Vorher-Nachher-Vergleich fehlt, insbesondere was das Wärme-/Kältethema angeht. Zum Schneiden hätte ich mir vermutlich das nächste Mal jedoch etwas anderes als eine Schere gesucht, aber mit dem Cutter hat das so gar nicht funktioniert – womöglich habe ich mich aber auch nur unfähig angestellt.
Die Decke habe ich ebenso mit Armaflex gedämmt, darauf gehe ich dann aber im nächsten Teil ausführlich ein.
Filzen
Das Filzen habe ich sehr sehr lange vor mir hergeschoben, weil ich mir das ganze irgendwie nicht zugetraut habe. Als Materialquelle bin ich dank Dominik von Freundship relativ schnell auf das Filz von Bus4fun gestoßen, von dem ich mir zunächst einige Probestücke habe zuschicken lassen, die auch sehr schnell hier ankamen und sich wie „beworben“ als sehr dehnbar herausgestellt haben. Aus Neugier hatte ich auch angefragt, wie viel es kosten würde, mir das von Bus4fun anbringen zu lassen, doch hat mich der Preis sehr schnell abgeschreckt. Fast noch mehr am Ende war aber der Fakt, dass ein freier Termin erst frühestens im September verfügbar wäre, Grund dafür, dass ich mir dann eine 2x3m Filzrolle samt zwei Sprühflaschen Würth Kraftsprühkleber Plus bestellt habe. Zusätzlich kam noch ein Cuttermesser samt scharfer Klingen zum Einsatz, ein Rakel zum Andrücken, ein wenig Aceton und eine Küchenrolle zum groben Reinigen der Karosserie sowie Kreppband und Zeitungen zum Abkleben.
Nachdem die Bodenplatte ausgebaut, die Gurte mit passendem M10/M12-Innenvielzahn abgeschraubt (die schwarzen Gurtverkleidungen sind nicht geschraubt, sondern lassen sich auch mit bestimmter Gewalt lösen), die Türgummis und sonstigen Verkleidungen entfernt, gelöst oder abgeklebt waren, konnte es mit dem Filzen losgehen. Dazu habe aus dem Filz zwei 130x140cm große Stücke geschnitten (beim nächsten Mal hätte ich 150x140cm genommen), mit denen der Bereich zwischen C- und D-Säule einschließlich der Säulen abgedeckt werden konnte (dabei sind 140cm die Höhe, um auch den Radkasten verkleiden zu können).
Nachfolgend erkläre ich den Idealweg beispielhaft an der Beifahrerseite, den ich für mich durch Learning-by-Doing soweit herausgefunden habe: Mit dem Sprühkleber zunächst eine Filzseite komplett besprühen, anschließend auch die zu verklebende Karosserie besprühen und alle vorher mit Zeitungspapier geschützten Öffnungen außer der Fenster freimachen. Dabei erst bis zum Radkasten sprühen und die mit Armaflex beklebten Radkästen außen vor lassen (sind Filz und Armaflex einmal miteinander verbunden, lässt sich das nicht mehr ohne Schäden trennen). Nach der angegebenen Ablüftzeit am besten zu zweit das Filzstück mit Kleber nach außen umgefaltet ins Auto tragen und im Bereich der Schiebetür oben ansetzen und festdrücken. Nachfolgend den kompletten oberen Teil bis zur D-Säule festdrücken und sich im Anschluss Stück für Stück nach unten arbeiten. Mit dem Rakel alle Kanten nachziehen und die Einkerbung für das Fenster umrunden. Nach und nach immer näher ans Glas arbeiten, wenn nötig zum Spannung lassen in der Mitte in Kreuzform oder Rechteckform aufschneiden, dabei noch genügend Abstand (min. 3-4cm) bis zum Fenster lassen. Das ganze so lang, bis das Filz tatsächlich am Fenster klebt, wie im Bild zu sehen.
Am Radkasten angelangt, auch diesen mit Kleber besprühen, ablüften lassen und nach gleichem Verfahren nach unten bis zur Bodenplatte vorarbeiten. Da es hier nicht möglich sein wird, sauber den Filz zu schneiden, wird die später wieder eingesetzte Bodenplatte diesen Schnitt überdecken. Wenn das Filz überall klebt – auch an den Rändern, diese mit dem Cuttermesser sauber schneiden. Als Kante habe ich dabei die Stelle genommen, auf die später sowieso das Türgummi kommt, sodass auch dieser Schnitt überdeckt wird – kaschieren ist hier die halbe Miete 😀
Die zweite Hälfte der Miete ergibt sich aus dem Dehnen des Filzes für die Radkästen. Der rechte nicht ebene Radkasten ging dabei deutlich einfacher von der Hand, während ich beim linken ein Stück Filz herausschneiden musste, da ich die Falte anders nicht hätte verarbeiten können. Da der Schnitt aber später aufgrund der Möbel nicht zu sehen ist, habe ich irgendwann mit dem herumdoktorn aufgehört.
Sind alle Seiten zugeschnitten geht es jetzt wieder ans Fenster: Wurde das Filz hier gut ans Fenster gedrückt, ist das Material auch auf den in Richtung Fenster gebogenen Rahmenteilen fest und kann nun mit dem Cutter abgeschnitten werden. Dazu das Cuttermesser parallel zum Fenster halten und von allen Seiten entlang der Rahmenteile einschneiden. Hier ist die saubere scharfe Klinge am wichtigsten, damit das Filz nicht zerfranst. Zum Abschluss kann dann die Zeitung wieder entfernt werden. Last but not least muss das Filz noch an den Stellen entfernt werden, an denen die Holzverkleidungen wieder drankommen.
Verkleidungen bekleben und befestigen
Da die Verkleidungen durch ihren schwarzen Farbton sehr langweilig aussahen und zudem teilweise beschädigt waren, habe ich diese noch mit Selbstklebefolie in Holzoptik beklebt. Diese ließ sich sehr leicht verarbeiten und hat auch eine leicht haptisch fühlbare Holzmaserung. Um die Ränder halbwegs vernünftig hinzubekommen, habe ich die Folie übergeschlagen. Mit einem Cutter habe ich die Rückseiten dann leicht Stück für Stück eingeschnitten, sodass ich die Folie auch an den Kurven der Verkleidung vernünftig hinten festkleben konnte.
Dabei reichte eine 210x90cm-Rolle exakt für die fünf zu beklebenden Teile (55×30, 38×48, 60×48 und 2x 60×74) – das letzte auf der Fahrerseite habe ich nicht beklebt, weil es am Ende sowieso von der Küche verdeckt wird. Ich hatte hier auch überlegt, den Filz gar nicht einzuschneiden, habe mich am Ende aber dagegen entschieden. Die in der Verkleidung verbaute Lampe habe ich jedoch aufgrund der Position (hinter der Küche) abgeklemmt.
Die Befestigung der Verkleidungen war ursprünglich mit den unsäglichen Plastikclips gelöst, die mir aber sehr schnell auf den Keks gingen und zudem auch nicht sonderlich gut aussahen. Daher habe ich in die Löcher mit einer entsprechenden Zange Blindnietmuttern (M5) versenkt und die Verkleidungen anschließend mit 50×10-Innensechskant-Schrauben und kleinen Unterlegscheiben befestigt (Hornbach-Nummern als Notiz für mich: D566 (Schrauben; 5x10mm) und D287 (Scheiben, 5,3)). Ich hatte zunächst probiert, auf die nicht ganz so günstige Zange zu verzichten und den Trick mit den zwei Muttern anzuwenden, allerdings war das alles zu klein und hat zu viel Kraft in Anspruch genommen, sodass ich nach nicht mal einer halben Nietmutter aufgehört und mir die Zange beschafft habe – selbst wenn ich die Nietmutter mit der Technik reinbekommen hätte, wollte ich auch die Decke damit fixieren und damit mussten insgesamt rund 70 Nietmuttern gesetzt werden.
Zu Begin hatte ich erst versucht, alle Teile mit nur vier Schrauben zu fixieren, was aber nicht ganz funktioniert hat: An den Schiebetüren hielt die Verkleidung nicht stabil genug und die gelöcherte Platte hatte sich nach ein paar trockenen Tagen und extremen Regenfällen aufgrund der Feuchtigkeit sehr verzogen, sodass hier die restlichen Schrauben jeweils ergänzt wurden. An den Hecktüren habe ich es bei vier Schrauben belassen, hier wird die Verkleidung auch noch vom Türgriff gehalten. Auch auf der rechten Seite waren vier Schrauben bis heute kein Problem.
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