Wäre nicht die aktuelle Pandemie-Krise, hätte ich eine perfekte Planung für den Rest des Jahres 2020 gehabt: Ab Mai in 75% Teilzeit mit einer freien Woche im Monat, gelegentlich mal wieder feste Zeit zum Programmieren und das Frühjahr und den Sommer über genug Zeit, um peu a peu meinen Anfang des Jahres erworbenen VW Caddy zu einem kleinen aber feinen Camper umzubauen. Die erste große Bewährungsprobe für diesen Ausbau wäre dann der Winter gewesen, denn ich wollte kurz nach Weihnachten für knapp zweieinhalb Wochen in der skandinavischen Kälte verschwinden. Ein wenig Zeit für mich haben, mal einen richtigen Winter erleben und abgesehen von meinem kurzen Zwischenstop am Flughafen von Helsinki beim Rückweg aus Australien vergangenes Jahr das erste Mal den Norden Europas erkunden.
Nun ist alles anders: Die Teilzeit wurde fürs erste gestrichen und durch die komplett fehlende Arbeit für die vermutlich nächsten Monate habe ich jetzt mehr als genug Zeit für den Camperausbau. Ob die erste Bewährungsprobe dann aber wirklich Skandinavien sein wird, das wissen aktuell wohl höchstens Menschen mit einer Glaskugel zu Hause.
Wie immer möchte ich das ganze Ausbauprojekt hier im Blog schriftlich ein wenig festhalten, damit vielleicht der ein oder andere den einen hilfreichen Tipp findet. Oder sich über mein Versagen amüsieren kann, denn ich habe so etwas in der Art noch nie gemacht und bin insbesondere deshalb sehr gespannt, wie mir das ganze am Ende so wirklich gelingen wird.
Das Basisfahrzeug
Kommen wir vorher aber noch kurz zum Ausgangsmaterial: Dieses ist ein VW Caddy, Baujahr 2015, Benziner mit 86 PS, aber schon mit Facelift (also 4/SA) und in knalligem Leuchtorange. Das Ergebnis der etwas erschwerlichen Autosuche ergab am Ende die Qual der Wahl zwischen jenem Caddy und einem nigelnagelneuen Dacia Dokker für rund 15.000 Euro, den diverse Leute bereits zum Camper umgebaut haben, wie zum Beispiel Rene Kreher, durch den ich überhaupt an dem ganzen Thema Gefallen gefunden habe und an dessen Ausbau ich mich auch orientieren werde (doch dazu später mehr). Es sprach vieles für den Dokker: Zum Beispiel wollte ich hinten Hecktüren und keine Klappe habe; das Auto gibt es nur mit zwei Schiebetüren; die Dachreling ist serienmäßig; das Fahrzeug ist nicht mit Elektronik-Schnickschnack zugemüllt, sondern relativ simpel aufgebaut; in der Konfiguration sind Sitzheizung, Klimaanlage und Tempomat Serie; es gibt eine überschaubare aber ausreichende Farbauswahl.
Diese Kombination bei einem gebrauchten Caddy zu finden, gleichzeitig etwas unterhalb des Dokker-Neuwagenpreises bleibend, gestaltete sich schwierig: Dachreling ist eine Seltenheit, Hecktüren sind fast kaum existent, weil sie beim Bestellen des Fahrzeugs mehrere Hundert Euro extra kosten (und wenn das Auto Hecktüren hat, fehlte ihm meist die Schiebetür auf der Fahrerseite), mal gibt es keine Klimaanlage, mal keine Sitzheizung und mal fehlt der Tempomat oder gar die Multifunktionsanzeige (Spritverbrauch, etc). Und wenn diese Kombination dann doch mal auffindbar war, war das Auto preislich in der Kategorie des Dokker als Neuwagen. Oder es war schwarz. Und wenn eines seit Ewigkeiten feststeht, dann ist es das, dass ich Autos, die silber, grau oder schwarz sind, einfach nur langweilig und schrecklich finde und nie ein solches Auto besitzen möchte.
Klar, die meisten der besagten Punkte lassen sich relativ simpel nachrüsten (außer Hecktüren und Klimaanlage), das Auto auch im Notfall folieren. Aber diese Kosten mit den Preis einberechnet landet man dann doch relativ schnell wieder über dem Dokker.
Am Ende ist es der Caddy aus zwei Gründen geworden: 1.) Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und ich bin damit aufgewachsen, dass das Familienauto (bis auf einen Opel) und auch mein eigenes immer ein Volkswagen war; und 2.) der Dokker war nicht bestellbar, beziehungsweise die Lieferzeit unklar – es wären aber mindestens sechs Monate gewesen. Solange wollte ich primär aus dem Grund nicht warten, weil mein damals aktueller Polo nur noch knapp zwei Monate hatte, bis der TÜV fällig war – und den wollte ich bei dem Auto nicht mehr machen.
So hatte ich am Ende relativ viel Glück und fand in der Nähe von Frankfurt den oben besagten Wagen für einen zufriedenstellenden Preis von 12.200 Euro bei einer Laufleistung von rund 30.000 Kilometern. Dem Caddy fehlt(e) zwar die Dachreling, die Sitzheizung und die Multifunktionsanzeige, aber es gibt Hecktüren, Klimaanlage, Tempomat und wie gesagt ist das Auto in einem schönen orange, was nicht nur gut aussieht, sondern die Autosuche auf dem Parkplatz auch sehr erleichtert.
Nachdem ich nun also überdurchschnittlich viel Zeit für den Ausbau des kleinen Gefährts habe, ging es erstmal auf intensive Recherche: Wie möchte ich den Ausbau gestalten, welche Dinge sind mir wichtig, welche Sachen brauche ich dafür. Schnell wurde mir klar, dass ich keine komplette Liegefläche mit nach hinten außen ausziehbaren Grundelementen haben möchte (wie zum Beispiel hier), sondern bei schlechtem Wetter auch innen die Möglichkeit zum Kochen haben möchte. Auch habe ich relativ schnell die Idee verworfen, die Rückbank optional im Auto lassen zu können. Unter diesen Prämissen hat mir der bereits oben erwähnte Ausbau von Rene am besten zugesagt und ich habe begonnen, Maß zu nehmen, mir Skizzen zu zeichen und mich in das Thema Elektrik einzulesen.
Die Bodenplatte
Als erstes ging es dabei um das Thema Bodenplatte. Hier kam in meinem Fall eine 18mm dicke Siebdruckplatte zum Einsatz, die die Grundmaße 190x150cm hatte. Mit der Breite von 150cm fielen die meisten Baumärkte schon flach, weil diese entweder nur 125cm Breite hatten oder wo die Platte gleich auf ein Maß von 300x150cm kam. So fand ich in der Nähe beim HolzLand Roeren einen Händler, der die Platte mit einer Größe von 250x150cm anbot und mir auf 190x150cm zurecht gesägt hat. Dieses Maß war wirklich auf den Millimeter genau ermittelt, denn einen Zentimeter länger oder breiter und die Platte hätte im rechteckigen Zustand nicht in den Caddy gepasst, beziehungsweise hätte man die Hecktüren nicht schließen können.
Mit einer Stichsäge bewaffnet ging es dann zum ersten Zuschnitt. Diesen wollte ich eigentlich in meiner Wohnung machen, doch hatte ich die Ausmaße und das Gewicht des ganzen ein (ganz) klein wenig unterschätzt. Glücklicherweise fand sich am Ende doch noch ein Hof und auch eine hilfsbereite Person, die mir beim ersten Zuschnitt – und meinem ersten Kontakt mit der Stichsäge – half, sodass die Platte danach nicht mehr quer im Auto stand (wodurch ich nicht mehr gerade sitzen konnte, weil sie mir bis über den Kopf ging, um die Hecktüren schließen zu können).
Einige Wochen später fanden dann noch der zweite und der dritte Zuschnitt zu. Im zweiten wurde die Bodenplatte um rund fünf Zentimeter nach hinten versetzt, damit sie besser mit den Hecktüren abschließt. Diese Chance wurde auch genutzt, um die Platte in zwei Puzzleteile (vorne 107cm und hinten 83cm) zu trennen, sodass sie nun auch von einer Person aus dem Auto herausgenommen werden kann und die Verkleidungen darunter nicht leiden – als ganzes passte das bei den Sitzen immer noch 150cm breite Konstrukt quer nur gerade so durch die Hecktüröffnung. Auch mussten die in mehreren Versuchen bereits angefertigten Löcher zur Montage an den originalen Befestigungspunkten neu gemacht werden, hier habe ich dann das erste Mal das Mittel der Pappschablone kennengelernt (aber trotz eigentlich gutem räumlichen Denken nicht wirklich verstanden). Damit die Platte vernünftig hält, wird sie vorne mit 6x80mm langen Schrauben fixiert, anstatt der Metallelemente dient je ein Holzklotz dazu, um die Lücke zwischen Karosserie und Bodenplatte zu schließen.
Hinten habe ich das komplette Plastikelement an der Tür ausgebaut, damit ich die Bodenplatte vernünftig befestigen kann. Das Teil ist lediglich über die originalen vier Haltepunkte mit der Karosserie verschraubt; sind diese rausgeschraubt, lässt sich das ganze mit ein wenig bestimmter Gewalt lösen. Da ich den originalen Boden als Unterlage drin gelassen habe und zwischen originalem Gummiboden und Karosserie rund zwei Zentimeter Höhenunterschied sind, dienen hier entsprechend große Muttern als Abstandhalter zwischen Bodenplatte und Karosserie. Dementsprechend sind auch andere Schrauben nötig gewesen, die nun 6x40mm lang sind.
Da ich beim ersten Zuschnitt nicht so viel Zeit hatte und auch noch keinen konkreten Plan, nutzte ich den zweiten Zuschnitt außerdem, um vorne die Bodenplatte so anzupassen, dass ich an den Fußraum der nicht mehr vorhandenen Rücksitze komme, um diesen als zusätzlichen Stauraum nutzen zu können. Zudem habe ich hier und später auch noch beim Filzen den Abstand zu den Radkästen ein wenig nacharbeiten müssen, damit sich die Bodenplatte herausnehmen lässt, ohne dass sie das Dämmmaterial oder das darüberliegende Filz beschädigt, aber dazu im nächsten Teil mehr. Vor dem Einbau der Möbel wird die Platte zudem noch mit einem PVC-Belag versehen, aber dazu später mehr…