Vor einigen Jahren war ich zwar schon mal bei Drehaufnahmen zu Alarm für Cobra 11 in Bonn wie auch in Köln live dabei, aber zu Gast in einer Studiosendung war ich bis dato noch nie und so wurde es Ende 2019 Zeit das zu ändern. Durch Zufall fiel die Wahl damals auf die ARD-Quizsendung Wer weiß denn sowas?, da ich auf der Suche nach Shows und Events war, die man zu Weihnachten vielleicht verschenken konnte. Daher ging es am 18. Dezember in Begleitung von Melina von Braunschweig nach Hamburg und weil es unkomplizierter und günstiger war, haben wir uns als Verkehrsmittel für die Deutsche Bahn entschieden. Diese führte uns erst nach Uelzen, wo ich zum ersten Mal den Hundertwasserbahnhof gesehen habe und von wo es mit dem Metronom in meine Lieblingsstadt Deutschlands ging.
Abenteuer am Uelzener Bahnhof
Am Uelzener Bahnhof hatte dabei ein gut angeheiterter Herr (es war gegen 11 Uhr morgens) das Bedürfnis, aus der oberen ersten Klasse des Doppelstockwagens heraus ein wenig herumzupöbeln und gegen Scheibe und andere Gegenstände zu schlagen. Da ihm die leicht verspätete Abfahrt des Zuges aufgrund eines Polizeieinsatzes im Zug ein paar Wagen weiter nicht passte, stieg er einige Male über die Tür aus dem Zug aus, an der wir saßen und wurde gegenüber dem Zugbegleiter sowie seinen drei Kolleginnen und Kollegen, die am Bahnsteig auf die Abfahrt warteten, ausfallend, im besten Assi-Deutsch beleidigend und teilweise auch handgreiflich. Nun war jene Tür, vor der die Kollegen standen und über die der Mann den Zug verließ und wieder betrat, die Tür, die der Zugbegleiter als „letzte Tür“ blockiert hatte, sie ging also nicht zu und sollte erst von ihm bei der Abfahrt geschlossen werden. Allerdings war der Zugbegleiter nicht so sehr begeistert vom Verhalten des jungen Mannes – wir hätten ihn an Bord eines Flugzeugs gar nicht erst mitgenommen.
Anstatt ihm ein Hausverbot zu erteilen oder die Polizei einzuschalten, hatten sich die vier was kluges überlegt, das uns mindestens die nächste halbe Stunde amüsierte: Der Zugbegleiter wählte die nächstvordere, etwa 20 Meter entfernte Tür als die letzte aus, ließ die Tür, über die der pöbelnde Mann den Zug verließ und betrat aber offen. Als der Polizeieinsatz beendet war, begab sich der Zugbegleiter zu der vorderen Tür, machte eine Durchsage, wo er auf die kommende Abfahrt des Zuges hinwies und gleichzeitig die Knöpfe zum Türe öffnen deaktivierte. Die Tür bei uns war aber noch weiterhin offen und um das zu ändern, schaltete eine der Kolleginnen mehr unauffällig die Tür-Blockade ab. Dadurch schloß sich die Tür und wenn auch langsam, deutlich schneller als das der Mann realisieren konnte, dass man ihn gerade aus dem Zug ausgesperrt hatte, welcher sich nun langsam in Bewegung setzte. Aus der Ärgernis über ein paar Minuten Verspätung wurde für den Mann nun also mindestens eine Stunde, was aber wenn er auf dem Weg zu einem Vorstellungsgespräch war, wie er zwischendurch beim Pöbeln meinte, für ihn gar nicht so verkehrt war, weil er sich dann in aller Ruhe etwas ausnüchtern und beruhigen konnte.
Fünf Weihnachtsmärkte in Hamburg
Kurz nach 12 Uhr am Hamburger Hauptbahnhof angekommen, trieb uns unser Hunger zuerst in die Innenstadt, für die wir neben dem Studiobesuch auch ein wenig Zeit eingeplant hatten. Da es die Weihnachtszeit war, gingen wir selbstverständlich dort auf dem Weihnachtsmarkt essen. Wie ich 2016 schon in Wien erlebt habe, gibt es auch in Hamburg nicht den einen großen Weihnachtsmarkt, sodass wir an diesem Tag auf gleich fünf waren. Am schönsten gefallen hat uns dabei der etwas verwinkelte am Gerhart-Hauptmann-Platz sowie der historische Weihnachtsmarkt am Rathausplatz. Der „weiße Zauber“ am Jungfernsteg bestand primär nur aus weißen Zelten, sodass wir diesen nicht wirklich aufgesucht hatten. Am erstgenannten gab es zur Stärkung für die Show einen leckeren Flammkuchen sowie heiße Schokolade mit, bzw. ohne Baileys. Auf dem Weg zurück zum Bahnhof verliefen wir uns noch im Levantehaus: Eine sehr nobel und edel eingerichtete Einkaufspassage, bei dessen Betreten „Verlaufen“ auf doppelte Weise zu verstehen ist. Wir verliefen uns nicht nur physisch dort, sondern haben uns auch ein klein wenig falsch gefühlt. Trotzdem suchten wir dort aus höheren Gründen die Waschräume auf, die ich zudem auch nutzte um meine Winterjacke sauber zu machen. Auf dem letzten Weihnachtsmarkt an der Petrikirche hatte nämlich eine Möwe mein Haupt als Zielscheibe für ihr Geschäft auserwählt, aber meine nach vorne gerichtete Bewegung nicht in ihren Berechnungen miteinberücksichtigt, sodass ihre Munition nur meine Jacke am Rücken streifte und größerer Schaden ausblieb.
Gegen 14 Uhr machten wir uns gestärkt und erfrischt auf den Weg in den Nordosten der Stadt, zum Bahnhof Hamburg Tonndorf. Ich hatte Melina den Tagesausflug nach Hamburg bisher nur als Überraschung angekündigt und erst auf der Zugfahrt kurz vor Hamburg verraten, welchen Plan ich für den Tag hatte. Am Bahnhof Tonndorf angekommen, irrten wir ein klein wenig umher, ehe wir uns einfach dazu entschieden, dem besten Mittel bei solchen Ereignissen zu vertrauen: Einfach der Masse zu folgen. So kamen wir beim Studio Hamburg an, wo die Sendung wie auch andere ARD-Sendungen aufgezeichnet werden. Für die, die Wer weiß denn sowas? nicht kennen, kurz erklärt: Es gibt zwei Teams, angeführt von Bernhard Hoëcker und Elton, die in jeder Folge einen anderen Gast zur Unterstützung haben und während der Sendung nacheinander jeweils sechs mehr oder minder skurrile Fragen beantworten dürfen, die von Kai Pflaume moderiert werden. Für jede richtige Antwort gibt es 500 Euro, was zusammen bis zu 3.000 Euro ergibt. In der Finalrunde müssen die Teams eine Teil ihres erspielten Betrages setzen, der bei falscher Antwort verloren geht und bei richtiger Antwort doppelt wieder gutgeschrieben wird. Wer am Ende den höchsten Gesamtbetrag erspielt hat, hat gewonnen. Die Zuschauer dürfen sich gleichzeitig vor der Sendung für ein Team entscheiden, hinter diesem sitzen, diesem einmalig als Publikumsjoker helfen und sich bei Gewinn des eigenen Teams über einen anteiligen Betrag des Gewinns freuen (bei beispielsweise 3.000 Euro Gewinnsumme und 60 Personen hinter dem Team ergibt das für jeden je 50 Euro).
Das erste Mal im Fernsehstudio
Nach der Angabe einiger persönlicher Daten mussten wir uns also für ein Team entscheiden, bekamen eine Eintrittskarte dafür und mussten alle Jacken, Taschen, Smartphones etc bei der Garderobe abgeben. Wir entschieden uns für Team Hoëcker und warteten noch rund 20 Minuten, ehe die erste der drei Aufzeichnungen des Tages fertig war, wir ins Studio hineingelassen und von einer eher weniger sympathischen Dame halbwegs gleichmäßig auf den Plätzen hinter unserem Team verteilt wurden.
Das Studio an sich war uns aus der Sendung selbstverständlich bestens bekannt, aber zumindest ich war über die Größe überrascht: Denn während das ganze auf der Couch wie eine etwa acht Meter hohe Decke aussieht in einem riesigen Raum aussieht, war das am Ende doch nur ein vergleichsweise kleiner Raum, der relativ wenig an Platz abseits der Tribünen bot. Trotzdem war es ein sehr spannendes und „intensives“ Gefühl, die Show mal live vor Ort zu erleben.
Ehe es losging und die Teamkapitäne gefolgt von den Gästen – für diese Sendung waren das Ornella Muti und Moritz Bleibtreu – sowie dem Moderator das Studio betraten, durfte Thomas* (*Name war der Redaktion bekannt) in seiner Rolle als Warm-Upper aufgehen, um das Publikum für die Sendung mit ganz vielen Aaaaaaaahs, Ooooooooohs und Anhimmeleien für Kai Pflaume in Stimmung zu bringen. Anschließend kamen die Protagonisten ins Studio, es wurden ein paar Fotos gemacht und die Aufnahme ging los. Der „Running Gag“ der Folge bestand primär daraus, dass Bernard Ornella die Fragen und/oder Antworten ins Deutsche übersetzen durfte, was deren Beantwortung so in die Länge zog, dass sich Elton und Moritz sehr schnell, oft spontan und fast immer richtig für ihre Antwort entschieden hatten. Die einzige falsche Antwort vom Team Hoëcker war am Ende die, für die sie den Publikumsjoker genutzt hatten und wo die Dame, die genau vor uns saß aufgestanden ist. Die Frage, welche revolutionäre Technik eine Universität mit kleinen Goldplättchen erforscht hatte, konnte sie dann leider nicht richtig beantworten, während Melina durchaus die richtige Tendenz hatte.
Mehr oder minder gleich auf war die Finalfrage dann die entscheidende und zwar genau die, in der Bernhard und Ornella das richtige Quentchen Glück hatten, was ihnen den Folgensieg und uns jeweils rund 70 Euro an Gewinn bescherte. Die anschließende kurze Pause, in der noch kurz verraten wurde, wann wir uns selbst im Fernsehen beim Klatschen sowie beim Aaaaaaaah und Oooooooooh zusehen durften, hatte das Team hinter der Sendung dazu genutzt, um die exakt 70,42 Euro für jeden der rund 65 Personen hinter dem Team Hoëcker bereitzulegen und relativ zügig – ich war sehr überrascht davon – gegen die Team-Eintrittskarte zu tauschen.
Eine Zugfahrt, die ist lustig…
Mit dem Gewinn und den Gegenständen aus der Garderobe machten wir uns wieder zurück in die Hamburger Innenstadt, wo wir uns nochmal einen Glühwein, bzw. eine heiße Schokolade, einen Crêpes wie auch einen vegetarischen Döner gönnten und einer jungen Dame eindrucksvoll beim Singen von einigen Weihnachtsliedern zuhörten, die diese in Engelskostüm von einer kleinen etwa zehn Meter hohen Kirchturm-Nachbildung über dem Crêpes-Stand von sich gab.
Anschließend ging es wieder zurück zum Hauptbahnhof und zumindest laut Plan auch mit der exakt gleichen Zugkombination zurück nach Braunschweig. In der Praxis wurde daraus nicht viel, weil wir auf halber Strecke eine Signalstörung hatten, die uns über eine Dreiviertelstunde zurückwarf und womit wir den Anschluss in Uelzen und damit auch den letzten direkten Zug nach Braunschweig verpassten. Immerhin heiterte uns der Zugbegleiter mit seinen Ansagen auf, da er das ziel-, plan- und zeitlose Herumstehen irgendwo im Nirgendwo auch mit Humor nahm. Genauso wie ein etwas angetrunkener Herr sehr humorvoll zur Kenntnis gab, dass er anstatt alternativ mit dem Auto zu fahren (was seine Frau vorgeschlagen hatte), den Panzer gewählt hätte. Am Ende ging es dann aber doch mit der Bahn von Uelzen über Hannover nach Braunschweig, wo wir kurz vor Mitternacht erschöpft aber nach einem schönen Tag im Bett landeten…
Mir hat der Studiobesuch sehr gefallen und bei dem Preis von 10 Euro pro Karte plus Bearbeitungsgebühr werde ich es in den kommenden Staffeln auf jeden Fall wieder in Erwägung ziehen, mich im Studio Hamburg zu verlaufen. Sehr gut fand ich, dass im Wartebereich vor der Sendung Wasser in still und sprudel bereitstand und die Organisation sehr unkompliziert verlief. Etwas schade hingegen war, dass es keine Form von einem simplen Pappaufsteller gab, wo man sich hätte ein Erinnerungsfoto machen können. Dass die Protagonisten der Sendung nicht jedes Mal Zeit für zig Fotos und Autogramme etc haben, kann ich selbstverständlich verstehen, genauso wie, dass ein Foto im Studio nicht möglich ist.