Die Nacht auf dem Parkplatz bei Como & Co war weiterhin von Regen durchzogen, sodass wir einige Male geweckt wurden und kurz vor drei auch das Beifahrerfenster schließen mussten, da der Sitz und die Kleidung da drauf durch den starken Regen etwas Wasser abbekommen hatten.
Wir hatten uns für den Morgen einen eher entspannten Einstieg vorgenommen, sodass wir nach einem gemütlichen Frühstück im Auto im Café mit zwei Kaffee, beziehungsweise einem Kakao sowie einem Stück Apfelkuchen in den Tag starteten.
Wieder unter Touristen
Da wir in unseren letzten beiden Ausflügen bereits einiges vom Süden der Niederlande angeschaut hatten, hatten wir uns für dieses Mal eher den Norden auf den Plan geschrieben. Auf dem Weg dorthin war unser erster Zwischenstop vom Übernachtungsplatz aber nur eine halbe Stunde entfernt und hörte auf den Namen Zandvoort. Mir war bis zum Kartenstudium gar nicht bewusst, dass wir schon das Jahr zuvor so nah an der holländischen Stadt waren, die bereits seit den 50er Jahren die Rennstrecke der Formel 1 beheimatete, auf der – wäre nicht Corona – dieses Jahr seit langem wieder ein Rennen stattgefunden hätte. Ich hatte mir am Abend zuvor angeschaut, ob es dort irgendwelche Racing Experiences gibt, die interessant und bezahlbar wären, dies war aber nicht der Fall, beziehungsweise wollte ich dafür mal wiederkommen, wenn meine berufliche Zukunft etwas sicherer ist und wenn ich die Strecke zumindest am PC mal gefahren bin und das Layout kenne.
Also parkten wir nach einer kurzen Stadtdurchfahrt an einem der kostenpflichtigen (2,50€/h) Parkplätze zwischen Meer und Rennstrecke und machten uns zunächst auf einen kleinen Wanderweg durch die sandigen Dünen zu einem Aussichtspunkt nahe der Bushaltestelle Riche, von dem aus man zumindest eine kleine Aussicht auf den nördlichen Teil der Strecke hatte, wo gerade auch einige Porsche-Rennwagen unterwegs waren, wenn auch eher gemütlich. Nach einigen windigen Verweilminuten gingen wir wieder zurück zum Auto und versuchten im Anschluss noch ans Meer zu kommen. Da der einzige Abgang von den Dünen nach unten in eine Art Mini-Ferienhaussiedlung auf dem Strand führte, war dieser Versuch leider erfolglos.
Also kehrten wir nach dem Schlenker vorbei an einem Imbiss-Wagen, dessen Angebot wir aufgrund des Übersättigungsgefühls vom Kuchen und Frühstück links liegen ließen, wieder zum Auto zurück und machten uns vorbei an Haarlem über die A9 und die N9 auf den Weg nach Petten, wo wir einen „Zwangsstop“ einlegten. Dieser war notwendig, weil ich auf der Bundesstraße irgendwann nicht mehr hinter einem sehr gemütlich fahrenden und dafür die ganze Sicht nach vorn versperrenden Wohnwagen fahren wollte. In Petten, welches einem kleinen sehr klischeehaft touristisch geprägten Ort entsprach, parkten wir in der Nähe vom Deich und begaben uns immerhin hier ans Meer, an dem es leider auch hier genauso windig war wie in Zandvoort. Die zu Beginn des Weges hoch beworbene Strandbar mit original italienischem Eis hatte leider zu genauso wie das danebenstehende WC, sodass wir nur einen vorher schon aufgeschnittenen Apfel verzehrten, den wir zumindest in Form von zwei Kleinststücken auch noch mit einer Möwe teilten.
Ein Abstecher nach Osteuropa und zum Afsluitdijk
Zurück am Auto ging es den Schildern weiter hoch in Richtung Den Helder und anschließend nach Anna Paulowna. Etwas südlich von dem eher osteuropäisch angehauchten Dörfchen (zumindest in Bezug auf den Namen) hatte ich nämlich einen Stellplatz auf der Karte gefunden gehabt, den ich mir im Falle künftiger Touren mal genauer anschauen wollte. Der Platz war eine kleine Badestelle an einer Seitenstraße entlang der N249, an der wenigstens ein halbwegs sauberes Dixi-Klo stand. Etwas weiter südlich gab es darüber hinaus noch einen kleinen Platz hinter einer Baumgruppe, welcher weniger von der Straße einsehbar war.
Weiter in Richtung Norden landeten wir auf der A7 und auf dem Afsluitdijk. Der Abschlussdeich ist ein insgesamt 32 Kilometer langes Stück Autobahn mit der Nordsee auf der linken und dem IJsselmeer auf der rechten Seite. Es gibt auch noch einen Rad- und Fußweg, welcher aufgrund von bis 2022 geplanten Verstärkungsmaßnahmen aber gesperrt ist. Nach etwa einem Viertel des Dammes gibt es das Vlietermonument, an dem eine Figur von Cornelis Lely steht, dem Ingenieur des gesamten zu Anfang des 20. Jahrhunderts erbauten Projekts.
Dort steht auch ein Denkmal für die Steinsetzer und Bauarbeiter, die an dem Damm zugange waren, außerdem gibt es dort einen Aussichtsturm samt Souvenirshop und kleinem Restaurant, wobei der Aussichtsturm aufgrund der Corona-Pandemie leider geschlossen war. Trotzdem konnten wir die Aussicht von der Brücke auf den Damm genießen, da wir auch an dieser Stelle – wie schon die ganze Reise über – sehr viel Glück mit dem Wetter hatten…
Ein fast schmerzhafter Abgang
Der für die Nacht ausgesuchte Stellplatz führte uns nach dem Damm über Zurich, die A31, an Leeuwarden vorbei und über die N356 und N361 bis nach Lauwersoog. Kurz vor dem dortigen Damm war auf der rechten Seite ein Parkplatz verzeichnet, der sogar ein funktionierendes Klo hatte. Auch dieser Platz war, abgesehen davon, dass er mitten zwischen Wasser und Weide war, relativ verwaist. Es gab zwar eine Imbissbude, aber auch die schien länger nicht mehr benutzt worden zu sein. Auf dem Parkplatz standen einige Autos, da der nahegelegene See zum Wingsurfen genutzt wurde. Nachdem ich meinen ersten Ausflug aus dem Auto hinaus aufgrund plötzlich eintretendem starken Regen abbrechen musste, kochten wir nach dem zweiten und erfolgreichen Versuch wieder einen Reistopf. Bis dahin waren die Regenwolken weitestgehend verschwunden, sodass wir uns zum Lauwersmeer-Ufer machen konnten.
Dieses hatte zwischen hohem Gras zwei Zugänge zum Wasser und beim zweiten wäre mir dann fast ein kleines Unglück passiert: Ich wollte nur mal kurz einen Blick ins Wasser werfen, da der Abgang hier nicht flach war, sondern aus Steinstelzen eine künstliches Stück Ufer geschaffen wurde. Dieses muss öfter mal Wasser abbekommen haben, denn die Steine waren nah am Wasser plötzlich sehr rutschig und ich hatte einige Sekunden lang die Kontrolle über mich verloren und sah mich schon wahlweise flach wie eine Flunder am Boden liegen oder ins Wasser zu rutschen, womit ich sicher die Aufmerksamkeit des etwa 20m von uns entfernten Wingsurfers bekommen hätte. Glücklicherweise hatte ich mich kurz vor dem Wasser doch noch wieder gefangen und so blieb uns jenes Unheil erspart. Unser beider Herz war in dem Moment jedoch trotzdem kurz stehen geblieben.
Auf dem Weg zurück vom Ufer begrüßten wir noch einige Emmas (Kühe), die uns aber ignorierten und voll und ganz aufs Speisen konzentriert waren. Wieder am Auto fuhren wir noch über den Damm, um uns das kleine Dörfchen Lauwersoog anzuschauen und ob wir dort etwas nettes finden würden, kehrten aber nach einer Runde wieder zurück und machten uns bettfertig. Erst im Nachhinein für die Recherche von diesem Blogeintrag hatte ich herausgefunden, dass der Nationalpark Lauwersmeer aufgrund der nicht vorhandenen Lichtverschmutzung als Dark Sky Park deklariert wurde und hier auch Nachtwanderungen angeboten werden und es angeblich sogar möglich sein soll, hier Nordlichter zu sehen (zumindest laut Wikipedia). Sollte es nochmal in die Nähe gehen, wäre das auf jeden Fall einen erneuten Besuch wert.
Auf unkompliziertem Wege zurück
Am Dienstag machten wir uns dann wieder auf den Heimweg. Ich war vom täglichen Stellplatz suchen und unterwegs sein ein wenig erschöpft und die Punkte, die am Camper-Ausbau noch optimiert werden mussten, standen fest, gleichzeitig war die Temperatur draußen auf maximal 17 Grad gesunken, wofür ich vielleicht nicht ganz perfekt vorbereitet war.
Der Heimweg führte uns ein wenig durch die holländische Walachei vorbei an Drachten, Hoogeveen, Almelo und Enschede ins deutsche Gronau und über die A31 zurück nach Krefeld. Wir sind bereits bei Enschede über die Grenze gefahren, da sich der Tank langsam dem Ende näherte und der Super-Preis in den Niederlanden bei rund 1,50€/Liter lag, in Deutschland aber nur bei 1,19€/Liter. In Drachten machten wir noch einen Abstecher in einen Coop-Supermarkt, da wir die Niederlande nicht ohne unseren geliebten Heks’n Kaas verlassen konnten. Natürlich kauften wir noch einige weitere Sachen ein und fanden im kleinen Örtchen Moskou einen Parkplatz am Wald, wo wir dann nochmal für ein zweites Frühstück eine kleine Pause einlegten…