Im Juni letzten Jahres war ich eine knappe Woche in der Nähe von Santa Clara (leider das im Norden Kubas, nicht das in Kalifornien) im Rahmen eines Layovers, weil wir dieses Ziel in dem Zeitraum nur wöchentlich angeflogen sind. Ich habe trotz Unterhaltung mit einigen Passagieren auf dem Rückflug für mich nicht ganz verstehen können, warum man gerade dort, auf der via Damm verbundenen Halbinsel Cayo Santa Maria unbedingt seinen Urlaub im All-Inklusive-Hotel verbringen möchte – eine Frage, die ich schon bei Varadero nie für mich selbst beantworten konnte, aber sei’s drum.
Glücklicherweise haben wir uns an einem Tag dazu entschieden, aus dem Hotel zu flüchten und uns zu neunt plus Fahrer auf eine lange Fahrt in Richtung Trinidad im Süden des Landes zu machen. Dafür mussten wir in einem post-gelben Sprinter die komplette Insel von Nord nach Süd durchqueren, was an dem Tag insgesamt rund 430 Kilometer Fahrstrecke bedeutete. Bekanntlich ist Kuba nicht Deutschland, dies ging also nicht gemütlich über eine gerade Autobahn, sondern in Teilen über so holprige Landstraßen, dass ich manchmal um meine eigene Gesundheit fürchtete. Das aber auch, weil der Fahrer die weißen runden Schilder mit dem roten Rahmen und einer Zahl zwischen 30 und 100 meist doch eher als Dekoration wahrnahm. Diese Erkenntnis meinerseits dauerte hier aber ein wenig, da ich erst auf dem Rückweg gesehen hatte, dass die Tachonadel wohl schon seit längerer Zeit ihren Arbeitseinsatz verweigerte.
Mit einem Lunchpaket vom Hotel ausgestattet (je zwei Brötchen, Joghurt, ein Keks, ein Ei, eine Sprite und eine Mango) ging es gegen halb neun dann auf die Straße. Eigentlich war das schon für acht angesetzt, aber manch einer brauchte noch etwas länger, sodass hier meine Motivation fast schon auf dem Tiefpunkt des Tages angekommen war. Nach der Überquerung des Damms ging es ins Landesinnere, erst in Richtung Osten, bei Yaguajay dann in Richtung Süden und eine Kaffee- und Raucherpause, diverse Natur und einige Dörfer und Kleinstädte später kamen wir gegen 11:30 in Trinidad an. Wir hatten noch Glück mit dem Wetter und kehrten nach kurzer Orientierung in der Taberna la Canchánchara ein, wo wir den Hauscocktail bestehend aus Rum, Honig, Limone und Wasser probierten, während eine lokale Band ihr musikalisches dazutat. Eine Kollegin schwang dazu ihr Tanzbein besser, als ich das wohl im ganzen Leben können werde.
Anschließend sind wir ein wenig durch die Straßen des historischen Ortskerns geirrt, die Kollegen haben teilweise doch extrem für so manch Instagram-Foto posiert und ich hatte immer mal wieder versucht, andere Perspektiven mit der Kamera festzuhalten. Wir warfen auch einen Blick ins Museo Municipal o Palacio Cantero, wobei die Leute dort mit Englisch in etwa so viel anfangen konnten wie meine Wenigkeit mit Spanisch. Der ehemals in deutschem Besitz befindliche Hof beinhaltete darüber hinaus einen Turm, von dem aus man eine 360 Grad-Aussicht auf die Stadt bis hin in die Berge im Norden und die Küste im Süden hatte. Wir trafen dort auch einen Spanier, der in Kuba unterwegs war und bereits seit zwei Stunden die Aussicht auf der Plattform genoß, die nur über schmale enge hölzerne Treppen mit zwei Zwischengeschossen erreichbar war. Zwischendurch trafen wir noch ein zwei Einheimische, die in ihrer Ausstrahlung etwas hatten, was eine Kollegin dazu bewegt hatte, mit ihnen ins Gespräch zu gehen (sie konnte Spanisch) – darunter war eine ältere Dame, die wirklich sehr entzückt davon war.
Mit unserem Fahrer machten wir anschließend einen Abstecher ins nahegelegene Restaurant La Ceiba. Etwas Essen taten wir da nicht, da wir nicht in ein touristisch orientiertes Restaurant wollten, sondern in ein wirklich lokales. Am Ende mussten daher einen kleinen Tumult später die Lunchpakete als Mittagessen herhalten, ehe es durch teilweise strömenden Regen bei mehr oder minder gleich bleibendem Fahrstil nach Santa Clara ging. Leider auf der kürzesten verfügbaren Route und nicht zunächst an der Küste entlang, wie ich es jetzt erst bei der Nachbereitung der Tour auf der Karte gesehen hatte. Die Straßen nach Santa Clara waren noch schlechter als die etwas zentraleren nach Trinidad, es gab meist weder Markierungen noch Leitpfosten; genauso waren andere Fahrzeuge außerhalb der Ortschaften auf den Straßen doch eher selten: Häufiger traf man Fahrzeuge mit einer Pferdestärke und das im wahrsten Sinne des Wortes.
In Santa Clara machten wir Halt am Monumento Memorial Che Guevara, belehrten uns mittels Wikipedia ein wenig über die Geschichte (ich überspringe den Instagram-Teil hier mal) und machten uns anschließend wieder zurück auf die Halbinsel, die wir gegen 18 Uhr erreichten. Der gesamte Trip kostete $300 für neun Leute und hätte mit mehr einheimischem Input sicher besser organisiert werden können. So war es doch mehr Fahren als Erleben, wobei ich die Impressionen von der Landschaft zwischen Nord und Süd auch sehr interessant fand. Zudem hatte ich selbst mich da eher null drauf vorbereitet, sodass ich mich nur bedingt beklagen kann.