Mein Praktikum in London: Die elfte Woche

Tag 70 – …und das nachts (Montag, 18.04.)

Der österreichische Arbeitskollege ist bereits am vergangenen Freitag nach Hause geflogen und hatte mir für die Woche seine Oyster Card da gelassen, auf welcher eine Monatskarte für die Zonen 1-5 drauf war. Diese Tatsache, dass ich so viel fahren konnte, wie ich lustig war, nutzte ich schon ab diesem Morgen nahezu gnadenlos aus, denn anstatt die zehn Minuten zur Blackhorse Road Underground Station zu gehen, wartete ich auf den Bus. Na gut, formulieren wir es anders: Ich nahm den Bus, weil er genau dann kam, als ich an der Haltestelle vorbeiging. So war ich vergleichsweise zeitig auf der Arbeit, wo ich mich zunächst wieder dem Windows-PC des Android-Entwicklers widmen konnte, denn aufgrund der miesen Performance des Android-Emulators hatten die Kollegen für das Mainboard passende RAM-Sticks bestellt, die der PC dann aber nicht annehmen wollte, weil er Windows beim Booten mit unterschiedlichsten Bluescreens zum Absturz führen ließ. Die 4 GB-RAM-Sticks wurden zwar von den Eigenschaften her unterstützt und das BIOS zeigte auch die korrekte Speichergröße an, doch ich behaupte weiterhin, dass es an den RAM-Sticks lag, denn auf der Webseite des Herstellers waren als kompatible Sticks nur solche mit höchstens zwei GB RAM angezeigt… Nachdem ich irgendwann tatsächlich auch an dem eigenen Projekt gearbeitet hatte und einen ViewController umgesetzt hatte, der in den Mockups irgendwie fehlte, ging es zur Mittagspause für Montag typisch zu Wasabi. Davor musste ich mir jedoch noch Geld abheben, denn ich hatte das Bargeld fast vollständig aufgebraucht. In gutem Gewissen ging es mit der via Ostern organisierten und vorher aufgeladenen Kreditkarte zum Automaten, wo ich leider scheiterte Geld abzuheben. Dies schob ich zunächst auf den Automaten, weil er vor einiger Zeit schon mal meine EC-Karte nicht wollte, der Automat bei der Bank gegenüber mochte die Karte aber auch nicht, sodass ich letztendlich hier wieder die EC-Karte nutzte. Beim Überqueren der Straße an der Kreuzung der Great Portland Street wurde ich dabei fast von einem Auto überfahren, denn diese Kreuzung war ziemlich dämlich organisiert, denn es gab dort nur auf zwei Seiten Fußgängerampeln, aber auf allen vier Seite Markierungen, dass Fußgänger hier die Straße überqueren können…

Da ich gerade mehr damit beschäftigt war, warum die Kreditkarte, mit der ich zum ersten Mal zahlen wollte, nicht funktionierte, achtete ich nur halb auf den Verkehr. Zumindest beim Betreten der Straße hatten, so meine Erinnerung alle noch rot. Irgendwann in der Mitte der zweispurigen Straße waren die Autos dann aber direkt vor mir. Der erste weiße Mini-Transporter fuhr noch um mich herum, der Fahrer irgendwas aus dem Fenster rufend, während sich danach eine kleine Lücke ergab (scheinbar hatte der Fahrer des Mini-Transporters eine überdurchschnittlich gute Beschleunigung), sodass ich die Straße zu Ende überqueren konnte. Der Schock saß so tief, dass ich auf dem Rückweg von der Bank zu Wasabi und dann ins Büro brav an allen roten Ampeln stehen geblieben bin und an Straßenkreuzungen, wo es keine Ampel gab, dreimal abgewartet hab, entweder bis keiner kam und ich mir dem ganz sicher war oder bis einer anhielt und mich durchließ.
Das Mittagessen verbrachte ich dann mit den beiden Damen aus dem Büro, die vorher bei Abokado waren und im Meeting-Bereich noch saßen oder auf mich gewartet hatten. Später im Büro schaute ich dann aber trotzdem noch die heute-show nach und blieb an diesem Abend sogar bis 22:30 vor Ort, weil ich ein bisschen an der Formel 1-App weitergearbeitet hatte und mit meiner Mutter zu skypen versuchte (sofern dies die Internetverbindung zu Hause zuließ). Unterbrochen wurde das Telefonat unter anderem von eben jenem Internet, darüber hinaus gab es im Gebäudekomplex einen Feueralarm, den ich als solchen erst einmal nicht gedeutet hatte und zu Beginn deshalb auch erstmal im Büroraum blieb. Irgendwann draußen kam dann auch die Feuerwehr, die sich irgendwie durch die enge und zugeparkte Gasse zwängte und das ganze stellte sich als Fehlalarm heraus.
Für mich bedeutete der Feueralarm was die Produktivität angeht, das Ende an dem Abend, auf dem Weg aus dem Büro traf ich im Empfangsbereich aber noch eine Frau, die wohl in ihrem Büro ihren Hausschlüssel vergessen hatte und mich fragte, ob ich ihr denn helfen könne, was ich leider verneinen musste…

Tag 71 – Ein Tag, an dem ein Windows-Mensch benötigt wird (Dienstag, 19.04.)

Auch am Dienstag nutzte ich die Monats-Oyster Card, um den Weg zur Underground-Station mit dem Bus zurückzulegen, denn ich bin faul. Glücklicherweise musste ich auch hier nicht länger als ein paar Minuten auf den Bus warten, sodass ich insgesamt um 10:45 und damit als erster auf der Arbeit angekommen bin. Dort nutzte ich den Anfang, um die am Tag zuvor mit der Beta-Runde diskutierten Kalender-Einstellungen in die App einzubauen, bis im Laufe des Tages der USA-Chef überraschend in einem schicken dunkelblauen Anzug in den Raum kam. Arbeitstechnisch habe ich an dem Tag diversen Kleinkram gefixt und bin am Ende an den Alben etwas hängengeblieben, nichtsdestotrotz war es ein eigentlich produktiver Tag, der von einem Fish Finger-Sandwich von Nani’s und der extra3-Folge aus der vergangenen Woche zur Mittagspause unterbrochen wurde.
Eine kleine Unterbrechung gab es noch aufgrund eines Meetings, mit dem ich zwar inhaltlich nix zu tun hatte, dessen Teilnehmer aber einen USB-Stick dabei hatte, der sich beim MacBook nicht öffnen ließ, sodass ich da als einziger im Büro mit meinem Windows-Rechner aushelfen musste. Viel helfen konnte ich letztendlich dann auch nicht, denn der Stick war mit BitLocker geschützt und der Herr hatte sein Passwort nicht da…

Irgendwann kurz nach halb sieben machte ich dann Feierabend, denn ich musste aufgrund der Monatskarte nicht darauf achten, in den Off-Peak-Zeiten zu fahren, da es dann kostengünstiger wäre. Wie sonst auch fuhr ich mit der Victoria Line bis Blackhorse Road, nahm von dort dann aber wieder den Bus, was auf den ersten Blick ziemlich unnötig war, da der Bus aufgrund der Baustelle an der St. James Street-Station tatsächlich glaube ich mehr als die knapp zehn Minuten gebraucht hat, die ich zu Fuß gebraucht hätte. Und da ich es irgendwie doof fand, dann nach nur zwei Haltestellen auszusteigen, tat ich es nicht, sondern fuhr drei. Wobei die dritte (man muss dazu sagen, die Straße, in der ich wohne, liegt genau zwischen der 2. und der 3.) aufgrund der Bauarbeiten nicht bedient wurde, ich fuhr also vier 😀 War an sich aber in keinster Weise ein Problem, denn ich hatte einen zweiten polnischen Laden in meiner Nähe entdeckt, der nicht nur meine Lieblings-Margarine hatte, sondern in dem ich mich so heimisch fand, dass ich gleich einen kleinen Großeinkauf (ein Oxymoron, ich weiß) erledigte 😀

Polnisches Zeug :D

Tag 72 – Sto lat (Mittwoch, 20.04.)

Zum Mittwoch hatte ich mir tatsächlich erst so spät Notizen gemacht, dass ich das meiste schon wieder vergessen hatte, deshalb ist dieser Tag hier dann ziemlich ziemlich kurz: Ich erinnere mich daran, dass ich zwar wieder aus Faulheit auf den Bus wartete, auf diesen aber ziemlich lang warten musste und dauernd mit dem Gedanken spielte, zu Fuß zu gehen, was ich, umso länger ich wartete, umso dämlicher fand, weil ich dann die Zeit davor vergeudet hatte – ja meine Logik ist manchmal nicht ganz so einfach.
Auf der Arbeit ging es an dem Tag darum, dass die Logik des Bilder-Uploads dem Nutzer wieder irgendeine Form von Zustand anzeigte, sprich wie viel wurde bereits hochgeladen. Das Mittagessen baute auf den Einkäufen von Dienstag Abend auf und wurde durch den Stammtisch am Abend vervollständigt, wo nicht nur die junge Dame aus Polen da war, sondern auch ein Mädel aus Tschechien. Und auch wenn wir beide nur Polnisch und sie nur Tschechisch konnte(n), haben wir es hinbekommen, uns nur in Verwendung dieser beiden Sprachen zu verständigen… 😀 Außerdem hatte eine nette junge Dame, die ich in der letzter Woche nochmal wiedersah, an diesem Mittwoch Geburtstag, sodass sie, partout sie das erwähnte, von uns ein Geburtstagsständchen gesungen bekam – selbstverständlich auf Polnisch 😉

Tag 73 – Äääääääh… (Donnerstag, 21.04.)

Nun, zum Donnerstag steht als Notiz nur der Name einer Klasse, die ich mir aus dem Commit rausgeschrieben habe, sodass mir hier nicht mal eine passende Überschrift einfällt, die irgendwie sinnvoll ist 😀 Auf der Arbeit ging es auf jeden Fall um das Auslesen der Kontakte mit dem CNContactStore unter iOS, mit dem das nach Zustimmung durch den Nutzer problemlos möglich ist und wo es mich faszinierte, welche Felder man für Kontakte alles so erstellen kann… Ein bisschen kompliziert wurde das ganze, weil dieses Framework erst ab iOS 9 verfügbar ist und die App iOS 8.1+ unterstützen soll. Also wurde das ganze von mir mit dem Factory-Pattern (glaub ich, könnte auch ein anderes sein) gelöst, sodass die App die OS-Versionsnummer ausliest und aufbauend darauf dann das neue oder alte Framework verwendet – und zwar in einer jeweils separaten Klasse abgekoppelt, sodass diese dann beide ein gemeinsames Interface haben.
Mit den Rechnungen, die ich alle brav gesammelt habe, kann ich reproduzieren, dass ich an dem Tag erst gegen halb fünf Mittagspause gemacht habe und es sehr gesundes Essen aus McDonald’s gab 😀

Tag 74 – Tortillas (Freitag, 22.04.)

Den Freitag habe ich zum ersten Mal in dieser Woche am Morgen nicht auf den Bus gewartet, ich kann mich ehrlich gesagt aber nicht dran erinnern, warum – vielleicht war es einfach schön sonnig. Auf der Arbeit setzte ich das fort, was ich am Tag zuvor gemacht hatte und zur Mittagspause gingen wir fast alle zu Tortillas, wo es Tacos gab. Lediglich der Italiener und der Spanier blieben im Büro, weil sie entweder noch ein Meeting oder bereits sich etwas zu Essen mitgenommen hatten.
Die zweite Hälfte der Mittagspause verbrachte ich mit dem Nachschauen der Cobra 11-Folge, denn auf dem Monitor in der Arbeit kommt sie besser rüber, wie auf meinem dann doch vergleichsweise kleinen Laptop. Der Abend befasste sich mit dem Fertig schreiben des Blogeintrags der neunten Woche, außerdem hatte ich eine kleine Kindheitsphase mit SpongeBob und Zoey 101, die ich auf YouTv.de entdeckte…

Tag 75 – Auf den Spuren von Rose und dem Doctor (Samstag, 23.04.)

Hoch die Hände, Wochenende, bedeutete für mich zum einen das letzte volle Wochenende in London zu genießen und mit Besitz der Monats-Oyster Card bestmöglich zu nutzen. Dafür hatte ich den Abend zuvor schon überlegt, was ich tun könnte, mich doch erst spät für einen konkreten Plan entschieden, sodass ich zwar um halb zwölf schon das Bett, aber erst halb vier das Haus verlassen hatte, wo der Mitbewohner fleißig die Wände am streichen war.
Das erste Ziel am Samstag war Brandon Estate. Dieser Ort ist zunächst eine unspektakuläre Reihung von hohen Gebäuden nahe des Kennington Parks rund zehn Minuten Fußweg entfernt von Vauxhall, auf den zweiten Blick ist es jedoch viel mehr – insbesondere für Doctor Who-Fans wie meine Wenigkeit, denn an dieser Stelle trafen sich Rose und der Doctor chronologisch zum allerersten Mal, noch bevor Rose ihn kannte, aber gleichzeitig in den aller letzten Atemzügen des 10. Doctors, der sich gerade auf seiner „Abschiedsrunde“ befand, die zudem auch das Ende des Serienuniversums der Staffeln 1-4 bedeutete 🙁 Ich mag zwar kein Filmtourist sein (oder doch?), aber auf jeden Fall wollte ich an dieser Stelle mal vorbeischauen, sodass ich sie heraussuchte, das Glück hatte, dass sie sich tatsächlich in London befand und mit der Victoria Line bis Vauxhall fuhr. Nach einem kurzen Spaziergang durch den Kennington Park, indem sich ein Rummel befand, erreichte ich zwar die Stelle, irrte dann aber noch rund zwanzig Minuten herum, ehe ich wirklich begriff, dass ich dort stand, wo ich stand 😀 Anschließend stellte ich mir vor, wie die Szenen hier gedreht wurden, Rose mit ihrer Mutter durch den Schnee stiefelten (siehe Link oben) und bekam ziemliche Gänsehaut – nicht nur wegen der Handlung der Serie, sondern auch wegen der Serie als solches, die irgendwie so eine Rolle im letzten Jahr in meinem Leben gespielt hat…

St. Mark's Church
Brandon Estate im Hintergrund
Wir geh'n auf den Rummelplatz, wir geh'n auf den Rummelplatz...
Doctor Who *-*
Doctor Who *-*

Die Überlegungen zum Doctor Who-Shop zu fahren hatte ich fallen gelassen, weil er ziemlich außerhalb lag und es laut Online-Shop gar nicht mal so viel interessantes gab, während ich mir Forbidden Planet für den Tag aufhob, an dem ich London mit Sina unsicher machen werde 😀 Also ging es vom Drehort mit der Northern Line zum Camden Market, denn ich musste an dem Tag noch etwas anderes erledigen, nämlich für meine Eltern etwas finden, was sich gar nicht so einfach rausstellte, doch ich konnte zwei Kleinigkeiten erwerben, kaufte mir zudem ein Police Box-T-Shirt (ja, das war schon ein ziemlicher Doctor Who-Tag 😀 ). Nachdem ich mich bei den Asiatinnen, die immer irgendwas zum Probieren raushielten und einer zweiten polnischen Bude, die ich auf dem Camden Market fand und die mir eine kleine Portion pierogi anboten, vollgefressen und gegen einen Spaziergang zu Little Venice entschied, da es anfing zu tröpfeln und schon spät war, machte ich mich über Tottenham Court Road, einen kurzen Gang über die Oxford Street, wo ich noch einige 10p-Postkarten erwarb, die Victoria Line bis Tottenham Hale (der Abwechslung halber) und von dort mit dem Bus auf den Weg nach Hause, wo ich nach einer innerlich aufwühlenden WhatsApp-Runde mit Johanna gegen halb zwei im Land der Träume landete… (man beachte die Satzlänge xD).

Tag 76 – Am Sonntag im Büro (Sonntag, 24.04.)

Den Sonntag begann ich ziemlich gemütlich, denn ich hatte zu Beginn erstmal vier Stunden mit einer Freundin aus Deutschland geskypt, ihr beim Programmieren geholfen und parallel dazu gefrühstückt und mich fertig gemacht, um später aus dem Haus zu gehen, denn ich wurde heute um einen Gefallen gebeten: Der Kollege, der mir die Oyster Card gegeben hatte, kam heute nämlich aus seiner Heimat zurück und wollte ins Büro rein, um an einer privaten App produktiv zu sein, da er immer noch auf sein bestelltes MacBook Pro wartete. Da er aber Schlüssel und Zugangskarte anderen geliehen hatte, die sie in der Zeit mehr nutzen konnten, kam er eben nicht ins Büro, sodass ich ihm ein paar Stunden Gesellschaft leistete und für ihn den Portier spielte. Dabei passten seine Kalkulierungen vorne und hinten nicht, denn er meinte, er würde um 16 Uhr da sein, schrieb um 16 Uhr aber, dass er erst im Bus vom Stansted aus wäre. Also blieb ich letztendlich bis 18 Uhr, leistete dem Herren so zumindest eine Stunde Gesellschaft, die ich zum Postkarten schreiben verwendete. Anschließend hatte ich Hunger und es ging auch schon direkt weiter, nämlich zu Charing Cross: Denn ich hatte die Tage mit jemandem auf Couchsurfing geschrieben, die die Tage in London verbrachte und für ein Treffen offen war. Also trafen wir uns bei Pizza Express nahe Charing Cross, den man bei dem halben Dutzend an Ausgängen von dieser Underground-Station auch erstmal finden musste. Getan verbrachten wir erst dort und dann in einem Pub einen supernetten Abend zusammen mit einem Freund, den sie auf ihrer großen Amerika-Australien-Asien-Weltreise in Melbourne kennengelernt hatte und der gerade in London lebte. Gelegentlich fühlte ich mich an dem Abend zwar wie das dritte Rad am Fahrrad, doch insgesamt war es superschön, von ihren Erlebnissen beim Reisen zu hören und diverse Fotos und Erinnerungen davon zu sehen – sie hatte knapp 9.900 Fotos auf ihrem Handy und das waren nur in den seltensten Fällen Essensfotos 😀 Insgesamt verschlimmerte der Abend mein Reisefieber, falls dies noch möglich gewesen ist und endete an Embankment irgendwann gegen halb elf, wonach ich mich nach Hause begab. Insgesamt war der Abend gefühlsmäßig genau das Gegenteil zu dem, was am Abend zuvor so in meinem Kopf kursierte…

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