Gamescom 2018

Ende August war es wieder Zeit für die Gamescom, die größte Consumer-orientierte Messe für Computer- und Konsolenspiele in Europa. Wie auch schon die letzten fünf Jahre habe auch ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, einige Spiele anzuschauen, Leute zu treffen und die Messe dieses Jahr hautnah erleben zu dürfen – am Ende aber mit durchwachsenen Gefühlen.

Spielen

Mein eigener Interessensbereich an Spielen mag zwar sehr speziell sein, doch auch andere mit anderen Fokussierungen stimmten mir die Tage zu, dass das Angebot dieses Jahr doch sehr eingeschränkt war. Das merkte man nicht nur an vergleichsweise großen Freiflächen am Rande der Hallen, sondern auch am Lineup der „Großen“: So kam EA nur mit Battlefield und FIFA und auch Sonys Auswahl an Neuheiten hielt sich in Grenzen. Wirklich punkten konnten die kleineren dadurch nicht, nur wenige Spiele sorgten während der Messe für ein „Möchte ich anspielen und näher kennenlernen“-Bedürfnis.

Am Ende gestaltete sich meine Liste an aktiv besuchten Ständen auch dürr: Auf der Liste zu finden ist unter anderem Mario Tennis auf der Switch, welches meine erste Begegnung mit der Konsole aus dem Hause Nintendo war und mit einem positiven Eindruck endete: Wie immer war die Grafik-Qualität auf dem Bildschirm nicht überragend, doch insbesondere in Mehrspieler-Modi kommt die Switch als würdiger (indirekter) Nachfolger der Wii auf ihre Kosten und kann stationär für eine Menge Party-Spaß sorgen, ohne viel Platz zu verbrauchen. Der mobile Modus bringt diesen Spaß dann in die Bahn oder die lange Autofahrt, wobei ich mir aufgrund der Bildschirmgröße nicht sicher bin, ob das bei Splitscreen wirklich auf Dauer Spaß macht.

Von Marina wurde ich dazu „genötigt“, einmal The Walking Dead anzuspielen. Gemetzel dieser Art sind normalerweise gar nicht meins, doch gefiel mir selbst bei fehlendem Bezug zum Comic oder der Serie der Coop-Story-Modus, bei dem man sich zu viert mit unterschiedlichen Waffen und Fähigkeiten ergänzen muss, um das Spiel zu meistern.

Quasi schon ein Standard-Ritual auf der Gamescom war auch dieses Jahr wieder Icaros da und ich konnte es mir nicht verkneifen, mich gleich mehrere Male anzustellen und mit den Entwicklern in ein tieferes Gespräch zu treten. Das VR-Fluggerät der letzten Jahre wurde seit der GC2017 zur „Pro“-Version umgetauft und durch eine mit rund 2.500€ günstigere „Home“-Version im Portfolio ergänzt, die fast schon erschwinglich ist und wo ich wirklich ein wenig sehr versucht war, sie mitzunehmen. Letztendlich hab ich mich aufgrund der fehlenden Zeit, mit den Entwicklungsmöglichkeiten herumzuspielen, aber doch dagegen entschieden – vorerst.

Der Ford-Stand
SCS Software

Im VR-Bereich erblickte auch Cybershoes mein Augenmerk und musste ausprobiert werden. Hierbei zieht man spezielle mit Rollen ausgestattete Aufsätze unter die Schuhe an und kann sich anschließend auf dem (Dreh)Sitz in alle Richtungen bewegen. Ein interessantes Konzept, welches auf Dauer jedoch sehr anstrengend war, weil man vergleichsweise viel „paddeln“ musste, um im Demo-Spiel vorwärts zu kommen – alternativ habe ich mich aber auch einfach nur blöd angestellt.

Das kleine Highlight dieses Jahres war Hyperdrome, ein auf Clash Royale basierendes mobiles Rennspiel mit Powerups, dessen Entwicklung ich seit dem letzten Jahr schon beobachtet habe und wo ich mich schon darauf gefreut hatte, dass es das Spiel dieses Jahr in die entertainment area der Messe geschafft hat. More coming soon…

Hyperdrome in der entertainment area
Icaros

Aus Langeweile verbrachte ich fast einen ganzen Morgen darüber hinaus noch am Ford-Stand und spielte insgesamt fünf Mal die dort ausgestellten Rennspiele, ehe ich mich für den Full Motion-Sitz qualifizieren konnte. Zu gewinnen gäbe es dort die Teilnahme an einem Rallye-Wochenende als Beifahrer, doch waren die Qualifikationsrunden mit Automatik und teilweise sogar Bremsassistent ausgestattet, während man dann im Full Motion-Sitz ohne all diese Hilfen auf der Grand Prix-Strecke des Nürburgrings auskommen musste – ein in dem Moment durch zusätzliche Sound- und Rauch-Effekte unmögliches Unterfangen. Trotzdem träume ich weiterhin davon, dass solche Sitze mal bezahlbar sein werden…

Reden

Entweichte man den großen Ständen oder Besuchermassen – oder fand wie bei SCS Software, den Entwicklern vom Euro Truck Simulator 2 eine schallabgeschirmte Kabine vor – dann konnte man sich gelegentlich tatsächlich mit Leuten unterhalten und einige Kontakte austauschen, festigen und knüpfen. Hier lag mein Augenmerk dieses Jahr insbesondere eben bei Icaros, aber auch das alljährliche Hallo bei SCS durfte nicht fehlen. Im sonst spannenden Indie-Bereich fand sich dieses Jahr vergleichsweise wenig spannendes, sodass die Messe abgerundet wurde von Sky Haven, einem Flughafen-Management-Spiel, welches ich durch Zufall erblickte.

Essen

Abseits der Stände war die Anzahl der Leute, die man sonst kennt und auf der Messe oder abends dann in verschiedenen Lokalitäten trifft, vergleichsweise gering, da hier und da das Interesse wohl nicht mehr so hoch zu sein scheint und sich die Leute mit der Zeit weiterentwickelt haben. Für das schon traditionelle Hard Rock Café oder die Runde im Alpha reichte es aber trotzdem noch…

Essen im Hard Rock Café
Nicht nur Essen im Hard Rock Café

Abschließen

Im Fazit lässt sich von meiner Seite aus sagen, dass die Gamescom 2018 die langweiligste Ausführung der Messe war, seitdem ich sie im Jahr 2013 das erste Mal besucht habe. Die Stände haben nicht wirklich umgehauen, die bekannten Leute sind weniger geworden, die Gesamt-Besucherzahl aber im Vergleich so viel, dass sich die Hallen der kölnmesse selbst am vermeintlichen Presse- und Fachbesuchertag am Nachmittag nur noch in Maßen ertragen lassen – während der normalen Besuchertage kann davon gar nicht mehr die Rede sein, wenn man selbst beim Fan-Shop von Blizzard mit einer halben Stunde Wartezeit rechnen muss. Das alles hat in Kombination dazu geführt, dass ich seit 2014 das erste Mal nicht an allen fünf Tagen da war, sondern nur noch an drei; und selbst der dritte war schon gezwungen und mit der größten Unmotivation, die ich bei mir im Bezug auf die Gamescom je erlebt habe. Überstehen konnte ich den Tag auch nur, weil wir einen fast privaten Shuttle zwischen einigen Hallen hatten…

Privater Golfcaddy für die schnellere Fortbewegung auf der Gamescom :D

Insgesamt ist die Messe in meinen Augen aber viel zu sehr zu einer riesigen viel zu lauten und viel zu bunten Spiele-Werbeveranstaltung verkommen, anstatt – wie ich es auf einer Messe erwarten würde – zu einer Gelegenheit, Neuheiten auszuprobieren oder Kontakte zu knüpfen. Da wird ein diskutierter Standortwechsel für die Zukunft auch nicht viel dran ändern, aber vielleicht bin ich irgendwo einfach die falsche Zielgruppe. Aber nicht die falsche Zielgruppe für die Messe an sich, sondern die falsche Zielgruppe für das, was die Messe zu sein scheinen will. Denn laute Shows, viel Ums-Ums-Ums, Schlüsselanhänger oder sonstiger Krempel, der dann auf den rutschigen Messehallen liegt, der haut mich nicht um (oder wortwörtlich doch?) – der geht mir nur auf den Geist, wenn ich in Ruhe mit jemandem reden oder mir ein Spiel oder Gadget erklären lassen will, aber sie oder ihn dann so anschreien muss, dass mir schon währenddessen der Hals weh tut.

Dass das durchaus geht, zeigte mir die IFA dieses Jahr zum zweiten Mal. Man musste keine halbe Stunde anstehen, um sich einen Fernseher oder Kühlschrank anzuschauen. Und es war immer jemand am Stand zu finden – und zwar nicht jemand, der weiß wie man den Stand zu bedienen hat und (/oder) hübsch aussieht. Sondern jemand, der Plan davon hat, was er da eigentlich vertritt und zeigt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

29 + = 39