Das erste Mal Down Under – Teil 4: Melbourne und die Formel 1

Was in London die Oyster Card ist und in Sydney die Opal Card, ist in Melbourne myki. Das System funktioniert mehr oder weniger genauso wie in meiner ersten australischen Stadt bis auf die Tatsache, dass es beim Aussteigen unter bestimmten Umständen nicht nötig ist, die Karte wieder ans Lesegerät zu halten. Für diese Karte gab es am Flughafen Melbourne einen Automaten, wo ich mir die Prepaid-Version organisiert habe, um damit zu meiner AirBnb-Unterkunft fahren zu können.
Für diesen Weg gibt es auch in Melbourne einen überteuerten Express-Bus, auch dieses Mal nahm ich die gemütlichere Variante und fand mich anderthalb Stunden sowie eine Bus- und zwei Zugfahrten später im Bezirk Clayton südöstlich des Stadtzentrums wieder. Dort war meine Unterkunft gelegen, die ich von Merimbula aus gebucht hatte und die zu diesem Moment die beste Preis-Leistungsmischung in Kombination mit der Verbindung zum Albert Park – dort findet alljährlich das Rennen statt – hergab. Am Mittag angekommen wurde ich in dem Vier-Zimmer-Haus herzlich von den Eltern des Besitzers des Hauses empfangen, die mir dieses im Detail zeigten und mich damit vertraut machten. So nett dies auch war und so sehr mir das eigene Bad auch gefiel, fühlte ich mich am Ende doch nicht ganz wohl, da das Haus ein wenig in die Jahre gekommen war und man dies teilweise auch merkte. Daher nutzte ich das Kartoffel-Internet im Zimmer (der Router war am anderen Ende des Hauses) und schaute mich nach Alternativen um. Ein Problem war bei der Lage des Hauses nämlich zudem, dass dieses rund eine Stunde mit der Bahn vom Albert Park entfernt war – auf der Karte sah das aber gar nicht so weit aus. Ich wurde tatsächlich fündig, hatte Glück, dass der aktuelle Betreiber kein Problem damit hatte, meinen Aufenthalt zu kürzen und die Kosten zu erstatten, sodass ich für den Moment zufrieden eine Pizza essen ging und an dem Tag nicht mehr großartig viel unternahm.

Der Umzug

Meinen ersten vollen Tag in Melbourne verbrachte ich am Morgen dann gleich damit, die Unterkunft zu wechseln. Von Clayton aus ging es nach Prahran und meine Ausgangslage zum Albert Park verbesserte sich von einer Stunde mit Bahn & Fuß auf wahlweise knapp 10 Minuten Straßenbahn oder rund 20 Minuten Fußweg. Während der erste Ort eine „reine“ AirBnb-Unterkunft war, wo der Haus-Besitzer gar nicht drin wohnte, war meine zweite Bleibe genau das Gegenteil – und damit genau das, was ich am ursprünglichen AirBnb-Konzept schätze. Tim, der Besitzer des kleinen Hauses in einer Seitenstraße, wohnte dort mit seinem Mitbewohner Joe zusammen. Das Haus war gerade gekauft worden, daher noch sehr dürftig eingerichtet. Tim kam aus der IT und war beruflich viel unterwegs, sodass die Einrichtung neben den nötigsten Möbeln aus diverser Hardware (das meiste Apple) bestand. Das Haus hatte darüber hinaus noch einen kleinen Garten und einen großen kuscheligen Hund als weiteren Mitbewohner. Das Bad und mein Zimmer (bestehend aus Schrank, Bett und einer nicht wirklich verschließbaren Tür) waren im ersten Stock und Sauberkeit war insgesamt vielleicht nicht die oberste Priorität der beiden Bewohner. Wobei es war schon deutlich besser, als die Unterkunft eines klischeehaften Nerds in München im September letzten Jahres, aber andere Geschichte.
Der Vollständigkeit halber sei hier noch Tims Freundin Lauren erwähnt, die aber nicht wirklich regelmäßig in dem Haus wohnt.

Tierische Gesellschaft bei Tim

Nach dem Willkommen heißen von Tim und seinem Hund (den Namen von ihr habe ich nicht mehr im Kopf) machte ich mich auf den Weg ins Stadtzentrum. Zum einen stand dabei wieder eine kleine Tour an. In dieser ging es um das Wachstum der Stadt, die Entwicklung im Gegen- und Zusammenspiel mit Sydney sowie auch ein wenig um die Auszeichnung der lebenswertesten Stadt der Welt, die man nach sieben Jahren im Jahr 2018 an Wien abgeben musste. Die Tour selbst begann im CBD von Melbourne, der von der Free Tram Zone umschlossen wird und ein kleiner überbelebter Fleck ist, an dem sich viel zu viele Menschen gequetscht haben. Sofort fing ich an, die Ruhe der beiden Tage Autofahrt zu vermissen und erst, als wir mit der Tour ein wenig aus dem Kern hinaus waren, konnte ich mich ein wenig erholen.

Melbourne Skyline; weiter vorne: Das Eight Hour Day-Monument
Staatsbibliothek von Victoria
Kleine Gassen in Melbourne
Ausblick vom Arts Centre Melbourne

Formula 1 Season Launch

Die zweieinhalbstündige Tour war dann leider aber auch fast alles, was ich von Melbourne zu Gesicht bekam, denn sobald die Tour endete, machte ich mich auf den Weg zum Federation Square. Dort hatte das allererste Formula 1 Season Launch-Event bereits begonnen gehabt und ich hatte mich mit ein paar Leuten verabredet, die ich via Jodel kennengelernt hatte. Viel vom Event bekam ich nicht mehr mit, weil es auch ein wenig dauerte, ehe ich eine Position gefunden hatte, von der aus ich trotz der Menschenmassen die Bühne erspähen konnte, auf der nacheinander jedes Team repräsentiert durch die beiden Fahrer und den Teamchef vorgestellt und mit einigen Fragen konfrontiert wurde.

F1 Launch Event auf dem Federation Square
F1 Launch Event auf dem Federation Square

Zusammen mit Jona machte ich mich nach dem Event noch auf dem Weg zu Metro Burgers, wo wir zum Abendessen noch einen Burger verspeisten und uns ein wenig unterhielten. Jona war erst vor einigen Stunden spontan nach Australien gereist um bei jenem Rennen dabei zu sein, weil er mit seiner freien Studienzeit gerade nicht viel anzufangen wusste. Auch er hatte einen IT-Hintergrund, war aber noch ein paar Jahre jünger als meine Wenigkeit und auch er war alleine nach Down Under geflogen. Trotz der bayrischen Herkunft hatte er dabei keinen wirklichen Dialekt, wie zum Beispiel die Rezeptionisten aus dem Schwarzwald in Merimbula.
Mit dem Burger gestärkt verabredeten wir uns dann am nächsten Tag im Albert Park…

Formel 1 / Tag 1: Die Rahmenrennen

Nachdem ich seit Sydney mal wieder eine zweite Nacht im gleichen Bett verbracht hatte, machte ich mich bei frischen Temperaturen auf den Weg zur Rennstrecke, welche ich ab da jeden Tag im Norden bei Gate 9, beziehungsweise zwischen Kurve 12 und 13 betreten hatte. Es gab neben den Ticketkontrollen natürlich auch Sicherheitskontrollen, wo ein Blick in den Rucksack geworfen wurde. Das alles ging aber zügig und man bekam gleich einen Streckenplan mit allen Kurven, allen Locations, allen Events samt Zeiten und sonstigen Infos in die Hand gedrückt. Dies sagt in Kürze eigentlich alles zur Organisation des Wochenendes aus, so wie ich es empfunden habe: Alles war ziemlich unkompliziert, ich hatte keinerlei Probleme zur Strecke und von der Strecke weg zu kommen und auch vor Ort gab es nichts großartiges auszusetzen, da im Falle des Verlorengehens immer irgendwo ein Guide war, den man fragen konnte, wenn man sich verlaufen hatte oder etwas bestimmtes suchte. Dies kam aber selten vor, da das meiste gut ausgeschildert war.

Die komplette Strecke im Überblick (Foto: grandprix.com.au)

Die komplette Strecke im Überblick (Foto: grandprix.com.au)

An der Strecke angekommen war auf dem Asphalt gerade nichts los, sodass der Kommentator über die überall verteilten Lautsprecher das mehr oder weniger einzige wahrzunehmende war. Und dieser erzählte ein wenig von den Rahmenrennen, dem Programm auf der Strecke, einigen Infos für Zuschauer – und Charlie Whiting. Denn der Renndirektor war an diesem Morgen sehr unerwartet im Alter von 66 Jahren verstorben. Charlie war abseits der Fahrer, Teamchefs, Moderatoren, „Bosse“ der F1/FIA und vielleicht Bernd Mayländer für mich als Fan der Formel 1 das bekannteste Gesicht und zugleich die letzten fünfzehn Jahre für Rennentscheidungen, die Sicherheitsfragen wie auch das Starten und Beenden von Grand Prixs verantwortlich. Ich glaube nicht, dass sich eine so markante Person für all diese Aufgaben wieder finden wird.

Die Nachricht verdaut machte ich mich erstmal im Uhrzeigersinn auf zum Bereich rund um die Start- und Zielgerade, während neben mir die Trainings und Qualifyings diverser Rahmenrennen stattfanden, unter anderem dem Porsche Carrera Cup, der Australian GT Championship und der Ferrari Challenge. Schon diese Fahrzeuge zu hören war unfassbar laut – und einige Minuten vor erreichen der Rennstrecke deutlich hörbar; zudem lag ein leichter Geruch von Benzin in der Luft. Die Menge an Zuschauern hielt sich an diesem Tag noch in Grenzen, man konnte also gemütlich und in aller Ruhe herumspazieren und die am Donnerstag noch für alle zugänglichen Tribünen einmal ausprobieren. So landete ich nach diversen Stufen auf und wieder ab irgendwann mit einem Burger in der Hand auf der Fangio-Tribüne gegenüber der Mercedes-Boxengasse. Ungefähr hier war mein Platz für das Rennen am Sonntag und diesen wollte ich mal inspizieren.

Anschließend warf ich einen Blick auf die Preise der Merch-Stände, auf die sonstigen Events um die Strecke herum und begab mich ins Infield der Rennstrecke, welches mit insgesamt acht schmalen und stickigen Brücken über die Strecke verbunden war, die fürs Fernsehen als Werbebanner eines exklusiven Schweizer Uhren-Herstellers getarnt sind. Auf der anderen Seite angekommen erreichte ich den Melbourne Walk: Ein Weg, an dem morgens sich manch Fahrer und Promi verlief und für Autogramme, Fotos und Gequatsche bereitstand und der an diesem Tag die Verbindung zwischen dem Fahrerlager und der Showbühne darstellte, auf der jedes Fahrerduo eine Autogrammstunde hatte. Na ja oder zumindest einige Autogrammminuten, denn länger als 15 Minuten war glaube ich niemand oben am Unterschreiben. Die Warteschlangen für die Autogramme waren in mehrere Kategorien aufgeteilt und abhängig von der Uhrzeit, an der die Fahrer erscheinen sollten, mehr oder weniger gut bestückt: Es gab für die vier Top-Teams Mercedes, Ferrari, Red Bull und Renault je eine eigene Schlange, die mitten ins Grasfeld ging, von wo aus man die Fahrer auf der Bühne gar nicht mehr sehen konnte. Außerdem gab es eine weitere Schlange für alle anderen Teams.

Melbourne Walk; aufgereiht die letzte Sieger des Australian GP
So nah war ich noch nie einem vierfachen Weltmeister glaube ich
Die Bühne für die Autogramm"stunden"
Blick von der Fangio Tribüne am Donnerstag

Ich hatte die Schlangen für aussichtslos empfunden und mich daher für einige Zeit auf dem genannten Stück zwischen Fahrerlager und Bühne platziert. Je nachdem kann man es als Glück oder Unglück sehen, dass vor mir ein italienisches Elternpaar mit einem kleinen Jungen stand, der natürlich die Aufmerksamkeit der Fahrer auf sich zog und diese zum Halten oder gar Umkehren bewegte. Damit hatte ich zwar keine Chance auf ein Autogramm (ich hätte hierfür auch nur meine Tickets gehabt), aber konnte so zumindest die meisten Fahrer für ein paar Minuten aus direkter Nähe sehen und „erleben“.

Der Porsche Carrera Cup Australia in Aktion
Die ewige lange Start-Ziel-Gerade von Kurve 1 aus

Im Anschluss machte ich mich wieder zurück über die Start- und Zielgerade auf die Außenseite und weiter die Strecke entlang zur Piquet-Tribüne bei Kurve 3, wo ich ein etwas schattigeres Plätzchen fand. Dort stieß Robby – ebenfalls aus Deutschland – zu mir und zusammen umrundeten wir den Rest der Strecke, ehe es kaputt und fertig zurück zu meiner Bleibe ging…

Mein Fuhrpark als Ausstellungsstück ;)
Irgendwie habe ich immer nur den Carrera Cup abgelichtet...
Steve Richards hatte am Donnerstag nicht so viel Erfolg
Ein Abschiedsfoto vom Donnerstag

Formel 1 / Tag 2: Die ersten beiden freien Training

Das Wetter war am Freitag sonniger geworden, weshalb ich mich hier für die kurze Hose entschieden hatte. Etwas später als geplant habe ich es dabei erst aus dem Bett geschafft, sodass ich kurz nach Anfang des ersten freien Trainings (also kurz nach 12 Uhr) an der Rennstrecke war. Für diesen Tag hatte ich einen Platz auf der Brabham-Tribüne an Kurve 1/2 und jene steuerte ich dann auch mehr oder weniger direkt an. Im Gegensatz zu den anderen Tagen durfte man heute nur noch mit entsprechender Sitzplatz-Karte auf die Tribünen drauf, was natürlich verständlich ist, wenn die General Admission-Tickets nur einen Bruchteil der Tribünen-Tickets kosteten. Die exakte Sitzwahl war abseits des Rennsonntags nicht wirklich von Bedeutung, sodass ich mich ein paar Reihen höher setzen und zumindest einen Teil der Zeit auf der Tribüne im Schatten verbringen konnte.

Der Albert Park hat neben den Rennen auch viele Erholungsmöglichkeiten geboten
Zeit für die Formel 1: Sebastian Vettel

Die Formel 1-Wagen konnte man an diesem Tag schon von noch weiter weg hören, als die GT- und Porsche-Rennwagen am Tag zuvor und auch an der Rennstrecke war dieser Lautstärke-Anstieg zu vernehmen. Dennoch waren die neuen Fahrzeuge deutlich leiser als ein Formel 1-Rennwagen aus den Anfängen des Jahrtausends, der am Donnerstag Abend einige Gastrunden gefahren ist. Es war insgesamt aber ein schönes Gefühl, das, was man die letzten rund 15 Jahre nur aus Funk und Fernsehen kannte, auch einmal in echt zu sehen. In Kombination mit der Leinwand auf der gegenüberliegenden Seite, dem Kommentator über die Lautsprecher und dem ganzen Drumherum war es schon eine ganz besondere Atmosphäre, die die Reise auf jeden Fall wert war. Zum zweiten freien Training um 16 Uhr ging es dann aber wieder auf den Boden der Tatsachen, denn dieses hatte ich mir zusammen mit Jona, Robby und Dominik auf der Innenseite der Geraden zwischen Kurve 2 und 3 angeschaut und wir versuchten uns insbesondere bei den Rahmenrennen zwischen den Trainings als Fotografen des bewegten Elements. Wobei Jona hier deutlich fachlicher war und daher auch mit größerer Kamera wie auch einigen Objekten angereist war. Meine Sony RX100 III konnte da nicht wirklich mithalten, trotzdem bin ich im Nachhinein mit den Endergebnissen ganz zufrieden.

Robert Kubica wieder als Stammfahrer im Auto unterwegs
Am nächsten Tag war das Auto von Richards wieder heile

Nach dem zweiten Training und einigen weiteren Rahmenevents machten wir uns auf den Weg von der Rennstrecke und ich suchte noch den ALDI in St. Kilda auf, damit ich die kommenden Tage auch noch was zu frühstücken hatte. Im Anschluss entschied ich mich gegen den direkten Weg zurück und machte einen Abstecher an den Strand von St. Kilda, von wo aus es einen wunderschönen Sonnenuntergang zu sehen gab wie auch einige Pinguine am St. Kilda Pier. Diese tauchten jedoch erst am Abend auf, sodass ich den Sonnenuntergang abwarten musste und trotz eingepacktem Pullover ein wenig bei dem Wind gefroren hab.

Am Abend noch am St. Kilda Beach entspannen
Später ging es noch auf den Pier zu den Pinguinen
Bei Nacht
Ein Pinguin...

Die Rückfahrt zu meiner Unterkunft hatte ich mir anschließend etwas komplizierter gemacht als nötig, sodass ich teilweise etwas planlos durch die Straßenbahnen geirrt bin, beziehungsweise mich beim Umsteigen ein wenig vertan hatte. Irgendwann spät abends kam ich dann aber doch noch im kuscheligen Bett an und war bereit für den Qualifying-Tag.

Formel 1 / Tag 3: Qualifying und ein langer Abend

Auch am dritten Tag des Wochenendes fiel mir das Aufstehen schwer, sodass ich auch hier die Rennstrecke gegen kurz nach 12 erst erreicht hatte. Dieses Mal hatte ich den Weg zu Start-Ziel über den See gewählt, über den einen Ponton-Brücke gebaut worden war, sodass man nicht den kompletten See herumgehen musste (was ich trotzdem die ersten beiden Tage gemacht hatte). Anschließend verbrachte ich ein wenig Zeit in der Heineken Village und einfach nur am See, wo man gut die Sonne genießen konnte, ehe es für das dritte Training und das Qualifying auf die Jones-Tribüne bei Kurve 1/2 ging. Mein Tatendrang hielt sich hier aber schon mittlerweile in Grenzen und wäre ich noch weiter in Australien unterwegs gewesen, hätte ich nach dieser Woche erst einmal ein paar Tage mit Ruhe, ohne Menschenmassen und mit ein wenig „normalem Leben“ benötigt.

Nach dem Qualifying, welches Hamilton vor Bottas gewonnen hatte – eine Sache, an die ich mich die nächsten Monate gewöhnen musste – hatte ich mich noch ein wenig am Melbourne Walk positioniert, wo ich auf das Vorbeilaufen der ein oder anderen mir bekannten Person hoffte, um mit jener ein paar Worte zu wechseln. Letzteres war nicht der Fall, aber zumindest den Moderatoren von RTL und SRF konnte ich aus der Entfernung beim Arbeiten zuschauen. Außerdem war Damon Hill des Öfteren in diesem Bereich anzutreffen.

Die Schweizer Experten bei der Arbeit
Bei diesem Foto hätte ich nicht gedacht, was aus diesem Abend noch wird

Etwa gegen 20 Uhr wurden wir dort dann freundlich nach Hause geschickt, weil die Tore der Strecke geschlossen wurden und der Tag auch langsam zu Ende ging. Ich weiß nicht genau wie und wieso, aber auf irgendeine Weise landete ich auf der Rennstrecke zwischen Kurve 14 und 15 und ich war nicht der einzige, der darüber etwas verwundert war. Also musste dies auf dem ein oder anderen Foto verewigt werden und dazu waren nicht nur meine eigenen Hände als Auslöser dran beteiligt, sondern auch die einer Australierin aus Adelaide, Mitte 30, die zusammen mit ihrem Mann am Qualifying-Samstag auf der Strecke war. Die beiden wurden nämlich von einigen Unternehmenspartnern eingeladen und nicht primär der Rennen wegen hier. Außerdem waren die beiden auch nicht ganz nüchtern zu dem Zeitpunkt. Nachdem wir ein wenig im Gespräch waren und sie sehr fasziniert davon waren, dass ich mit Mitte 20 alleine in Australien war, ging es dann noch ins Pint on Punt auf ein – oder zwei – oder dann doch drei Gläser Bier, bei denen ich – wenn auch auf leeren Magen – festgestellt habe, wie sehr ich doch aus der Form bin, was dieses Thema angeht. Trotzdem war es am Ende ein sehr lustiger und netter Abend mit verschiedenen Themen, selbstverständlich vielen Deutschland-Klischees und einer Einladung nach Adelaide, der fast noch in einem Erwachsenen-Etablissement geendet hätte – aber der Tag war lang und der nächste würde noch länger werden. So landete ich kurz vor Mitternacht gut angeheitert im Bett, was gleichzeitig im Idealfall (dazu mehr in Teil 5) auch meine letzte Nacht in Australien war.

Formel 1 / Tag 4: Das Rennen und der frühe Vogel…

Der nächste Tag begann früh. Sehr früh. Eigentlich viel zu früh. Und vor allem auch nicht freiwillig so früh. Denn ich wurde irgendwann gegen halb drei nachts wach und hörte ein leises Rufen einer weiblichen Stimme der Namen der beiden Bewohner des Hauses Tim und Joe von unten, welches ich von vor dem Haus vermutete. Da ich ja nur Gast, es mitten in der Nacht und ich auch noch nicht ausgenüchtert war, entschied ich mich zunächst dagegen, mal nachzuschauen wer da wieso nach den beiden rief. Als nach einer geschätzten Viertelstunde das Rufen nicht aufhörte, begab ich mich dann doch mal nach unten – und fand dort Lauren vor der Haustür vor, die mit einer Kette verschlossen war. Denn zum einen war an der Haustür-Seite ein kleines Schlüssel-Schloss, in welchem sich der Haustürschlüssel befand und das mit einer Zahlenkombination gesichert war. Zum anderen gab es von innen aber auch eine Türkette, die das Eindringen Fremder in das Haus verhindern sollte. Das tat sie so gut, dass sie auch bekannte nicht in das Haus hineinließ. Ich öffnete Lauren – die ich glücklicherweise schon ein paar Tage vorher von Tim vorgestellt bekommen habe – die Tür, die sich mehrmals bei mir bedankte und entschuldigte und verzog mich wieder ins Bett mit der Frage, ob ich die Kette eingehakt hatte oder nicht…

Diese Frage beantworteten Tim und Joe glücklicherweise am nächsten Morgen für mich, denn ich wurde am Sonntag Vormittag von einem Bohrer geweckt. Ich schaute aus meinem Zimmer heraus zu der im rechten Winkel neben meiner gelegenen Zimmertür von Joe. Tim hatte die gesamte Türkette von der Haustür abgeschraubt und war gerade dabei, diese an die Zimmertür von Joe zu befestigen. Anschließend weckte er ihn und wir sahen ihm zu dritt dabei zu, wie er nicht mehr aus dem Zimmer herauskam, was mich doch sehr amüsiert hat. Daraufhin hat sich Tim nochmal bei mir für das Reinlassen von Lauren bedankt und er und insbesondere Joe sich gefühlte hundert Mal dafür entschuldigt, dass mich das mitten in der Nacht geweckt hatte.

Durch das Drama der Nacht und am Morgen, das Koffer packen, eine Dusche sowie auch heute das Auftragen von Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50 – anders war die Sonne nicht auszuhalten, ohne sich zu verbrennen – ging es für mich erst gegen kurz vor 13 Uhr aus dem Haus auf den Weg zur Rennstrecke. Dort war es selbstverständlich voller geworden, sodass das Abklappern aller Essensplätze auf der Suche nach dem einen Pizzastand (ich hatte sehr große Lust auf Pizza, aber wusste nicht mehr genau wo der war) so lange dauerte, dass ich meinen Platz auf der Start-Ziel-Tribüne erst eine knappe halbe Stunde vor Rennanfang eingenommen hatte. Von dort aus konnte ich das Treiben dort und in der Boxengasse bestens mitverfolgen ebenso wie die Siegerehrung auf dem Podest im Anschluss. Das Rennen war aus der dortigen Perspektive nur über die Leinwand gegenüber zu verfolgen, weil die Autos dort mit über 250 km/h vorbeigefahren sind. Mehr Vorteile als das Einschätzen der Abstände zwischen den Fahrern, die sich auch nur durch die Autofarbe erkennen ließen, sowie das im Auge behalten der Boxengasse hatte die Anwesenheit hier im Vergleich zum Fernsehen zu Hause nicht. Die Atmosphäre war trotzdem ihr Geld wert, auch wenn es Daniel Ricciardo nicht wirklich zu etwas geschafft hatte in diesem Rennen – der Sieger war Lewis Hamilton vor Bottas, Verstappen und Vettel (das komplette Ergebnis gibt es zum Beispiel in meiner Formel 1-App PitlaneOne).

Rennsonntag und RTL ist natürlich auch da
Das Auto von Vettel bahnt sich seinen Weg zur Startposition

Die Leinwand gegenüber zeigte dabei zwar das Rennbild an, allerdings waren die Overlay-Anzeigen nur sehr komprimiert. Es gab auf der linken Seite das Klassement mit Position, Teamfarbe und Kürzel und das wars. Das fand ich auch schon beim Qualifying schade, hätte hier aber erst Recht wie im TV-Bild abwechselnd mit Abständen, aktuellen Reifen und Anzahl an Boxenstopps erweitert werden können. Um den Kommentar besser verfolgen zu können, hatte ich mir einen entsprechenden Kopfhörer vor Ort gekauft, der nichts weiter als ein FM-Empfänger war – aber leider haben Smartphone-Hersteller irgendwann beschlossen, auf einen FM-Empfänger zu verzichten, warum auch immer – und dessen Kauf ich mir am Ende wirklich hätte sparen können, da man auf der Tribüne alles gehört hat und gleichzeitig beim Vorbeifahren der Fahrzeuge eh nichts zu hören war – weder vom Kopfhörer aus, noch von den Lautsprechern.

Nach dem Rennen und der Freigabe der Strecke ging es dort noch zur Siegerehrung (wer kam nochmal auf die Idee, die Fahrerinterviews direkt am Auto anstatt auf dem Podest zu machen?) und rückwärts die Strecke entlang über Gate 9 wieder zurück zu meiner Unterkunft, um den Weg nach Hause zu bestreiten…

Die Siegerehrung

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