Das erste Mal Mittelamerika: 48 Stunden in Panamá City

Die Karibik durfte ich mit ihren Inselstaaten in den vergangenen Jahren als Flugbegleiter bereits mehr als ausführlich kennenlernen – zumindest das, was als Destination ab Europa mit deutschen Fluggesellschaften zu erreichen war. Auch in Nordamerika gab es bereits den ein oder anderen Zwischenstopp, südlicher als Cancún habe ich es auf dem Festland bisher nie geschafft. Mit meinem Juni-Dienstplan wurde es aber endlich Zeit, das zu ändern. Zwar schickte mich der Flug 4Y100 nicht nach Südamerika, was mir als letzter bewohnter Kontinent immer noch fehlt, aber zumindest Mittelamerika durfte ich innerhalb eines 48 Stunden langen Aufenthaltes in Panamá kennenlernen.

Nach einem sehr entspannten elfstündigen Flug über den Nordatlantik kamen wir sogar leicht überpünktlich auf dem Flughafen in Panamá City an und verließen die klimatisierte Röhre in ungefähr die selbe schwüle Hitze, wie sie die letzten beiden Tage bereits in Frankfurt und Deutschland allgemein vorzufinden war. Die 35 Grad wurden auch in etwa weiter beibehalten, sodass meine Freude über jegliche Form der Klimatisierung – egal ob im Bus oder der Hotellobby – jedes Mal aufs neue ziemlich groß war. Während der kurzen Busfahrt zum Hotel konnte ich mir einen ersten Eindruck von Panamá bilden. Wirklich einordnen konnte ich das nicht, denn die Hauptstadt des Landes schien mir eine Mischung aus Bangkok und Mexiko zu sein, die man mit einer guten Portion USA gewürzt hat. Neben den vielen Hochhäusern erinnerten mich an die thailändische Metropole insbesondere die überirdischen Strom- und Internetleitungen an den Straßenrändern und über den Bürgersteigen, bei denen ich mich jedes Mal aufs neue frage, wie da ein Techniker bei einem Defekt einen Durchblick haben kann. Mexiko war insbesondere durch das spanische vertreten, welches bereits auf dem Flug so dominant war, dass ich bei Gästen fast gar nicht mehr davon ausgegangen bin, dass sie deutsch sprechen können. Und Amerika aufgrund der Straßen, Schilder und dem Fakt, dass es am Straßenrand deutlich aufgeräumter war als in Thailand.

Taco Bell und Formel 1 zum Einschlafen

Taco Bell und Formel 1 zum Einschlafen

Vom Hotelzimmer im 28. Stock des RIU Plaza hatte man einen wunderschönen Ausblick auf die Stadt, den ich am ersten Abend kurz wahrnahm, bevor ich mich mit einer Taco Bell-Bestellung ins Bett legte, um das Formel 1-Rennen aus Kanada nachzuschauen. Eigentlich wollte ich nicht mehr großartig was Essen, aber als wir darauf angesprochen wurden, dass Uber das Fortbewegungsmittel schlechthin für uns die nächsten Tage werden würde, habe ich mir die App wieder heruntergeladen und angefangen in Uber Eats herumzublättern…

Free Walking Tour durch die Altstadt

Etwa bei Runde 24 musste ich das Rennen aber abbrechen, denn es war mittlerweile dunkel geworden und ich hatte schwerst damit zu kämpfen nicht einzuschlafen. Kein Wunder eigentlich, denn in Deutschland war es zu dem Zeitpunkt bereits 4:15 Uhr morgens und ich damit über 20 Stunden wach. Also hatte ich mir kurz nach 21 Uhr lokaler Zeit einen Wecker für eine Stunde später gestellt, um einen kleinen Powernap einzulegen, zum Zeitpunkt des Weckerklingelns aber beschlossen, dass ich mehr Schlaf brauche. Gesagt getan habe ich den knappen Sieg von Verstappen dann erst gegen 8 Uhr morgens zu Ende geschaut und damit leider auf das von einer Kollegin gelobte Frühstück im Hotel verzichtet. Im Laufe des Vormittags, als die Tagesplanung voran schritt, hatte ich dann aber doch Hunger und futterte meine Notfallportion Instant-Asia-Nudeln, die ich immer im Koffer mit dabei hatte. Im Gegensatz zu einigen „besonderen“ Hotels (ja, ich schaue gerade zu dir, Puerto Plata) war das Zimmer nämlich auch mit einer Kaffeemaschine ausgestattet, mit der man sich zumindest Wasser aufkochen konnte.

Als der morgendliche Regenschauer weitestgehend verzogen war und die Sonne schien, machten wir uns kurz vor 13 Uhr auf den Weg vom Hotel an die Küste. Unser erstes Ziel an dem Tag war dabei die Isla Flamenco, die über einen Damm erreicht werden konnte und ein Stück weg vom Festland war. Viel zu bieten hatte die Insel nicht, aber es gab ein Panamá-Tourischild, an welchem wir eine kurze Gruppen-Fotosession einlegten. In der am Schild gelegenen kleinen Mall gab es einen kleinen Eisstand, an dem wir uns durch die fruchtigen Sorten probierten, ehe es wieder zurück zum Festland ging, wo wir uns um 15 Uhr vor dem Central Hotel Panamá für eine kleine Tour einzutreffen hatten. Da wir uns nicht in Deutschland befanden, gab es auch auf der Isla Flamenco ein offenes WLAN, über welches wir ein Uber für den Rückweg bestellen konnten. Da wir uns aufgrund der Gruppengröße aber teilen mussten, hatten wir als zweite Gruppe die Ehre, einen kleinen Stromausfall in der Mall mitzuerleben. Auch hätten wir auf dem Damm fast einen kleinen Vogel überfahren, doch der Uber-Fahrer hatte zeitig ausweichen können und zweimaliges Wenden später retteten wir das grüne kleine Flugtier und brachten es auf die grüne Mittelinsel zwischen den Fahrspuren.

Das Touri-Foto darf nicht fehlen :D
Am Plaza de la Independencia

Die weitere Fahrt verlief dann ohne Vorkommnisse und so trafen wir um 15 Uhr auf Roderick vor dem besagten Hotel, mit dem wir eine Free Walking Tour durch die Altstadt machen wollten. Auf jene Tour bin ich mit einer Kollegin während des Fluges gekommen, die das Prinzip der Free Walking Touren auch kannte. Nach einigen Absprachen und Kommunikationen standen wir dann als mit insgesamt neun Leuten vor Roderick, wobei sich dazu noch ein paar andere Reisende aus Brasilien und Frankreich dazugesellten.

Einblick in die lateinamerikanisch angehauchte Altstadt
Catedral Basílica Metropolitana Santa María La Antigua
Die alte Stadtmauer
Ob das Auto noch fährt?
Die Altstadt von Panamá City
Die Kathedrale von innen
Die Replica der Titanic-Treppe im Central Hotel Panamá

Die Replica der Titanic-Treppe im Central Hotel Panamá

In der Tour stiefelten wir durch die Altstadt von Panamá City durch das Central Hotel Panamá mit einer Replika der Titanic-Haupttreppe, die Kathedrale, die Austragungsort des Weltjugendtages 2019 war, die erste Bank der USA außerhalb des eigenen Landes, sowie natürlich alles wesentliche zum Bau und der Entstehung des Panamakanals mit seinen französischen und US-amerikanischen Wurzeln. Insbesondere am Anfang war unser Guide jedoch mehr mit sich selbst beschäftigt, was wohl darin begründet lag, dass einige Teilnehmer der Tour eigentlich einen anderen Guide erwartet hätten und er während der Tour abklären musste, was da schief gelaufen war. Dies führte zum Beispiel auch dazu, dass er, während er in der Kathedrale was erzählte, ein Telefonat annahm. An sich kein Problem für mich, ich hätte mir hier aber eine bessere Kommunikation seinerseits gewünscht, weil er so nämlich insbesondere in der ersten halben der insgesamt zweieinhalb Stunden sehr desinteressiert uns gegenüber rüberkam. Mit der Zeit wurde Roderick aber etwas besser, sodass ich die Tour am Ende ganz okay fand. Sie war sehr auf Kosten und finanzielle Mittel ausgelegt, sowohl an jedem Stopp, den wir einlegten, als auch am Ende auf die „freiwillige“ Beigabe nach der Tour hin, die er sehr akribisch von jedem Teilnehmer einsammelte. Vielleicht ist das aber auch einfach nur ein lokales Ding, das kann ich nicht einschätzen. Der ein oder andere Kollege fand die 150 Minuten aber pure Zeitverschwendung…

Die Skyline von Panamá City
Reich und arm sind hier manchmal nicht weit entfernt
Die leckeren Fish & Chips

Die leckeren Fish & Chips

Wieder zurück am Plaza de la Independencia am Hotel angekommen suchten wir uns was zu Essen und wurden aufgrund einer Empfehlung einer lange Zeit in Panama lebenden Freundin einer Kollegin in der Brauerei La Rana Dorada fündig. Die meisten bestellten sich entweder einen Salat oder eine sehr gut aussehende Pizza, während ich die Fish & Chips von der Karte nahm. Das schmeckte ebenfalls lecker, allerdings war der Fisch eher Fischstäbchen gleichzusetzen als einem Backfisch, wie ich Fish & Chips in der britischen Form kenne und liebe.

Panamá City bei Nacht

Panamá City bei Nacht

Zum Ende des Abends tranken wir noch einen Cocktail in der Rooftop-Bar des JW Marriott Hotels, ehe ich mich unfassbar fertig ins Bett stürzte.

Mit dem Boot auf den Panamakanal

Denn am nächsten Morgen klingelte der Wecker früh – sehr früh. Bereits um 7:30 Uhr war Abfahrt angesagt und nach kurzer Überlegung hatte ich beschlossen, wieder aufs Frühstück zu verzichten und stattdessen jede Minute Schlaf mitzunehmen, die ich mitnehmen konnte. Das Ziel des letzten Ausfluges (kurz vor 17 Uhr ging es bereits zum Flughafen) war das, was man natürlich sehen muss, wenn man in Panama ist: Der Panamakanal. Dazu wurden wir von Marta in zwei Pickups/SUVs am Hotel abgeholt und arbeiteten uns über die Autopista Panamá – La Chorrera durch den morgendlichen Berufsverkehr zum Gamboa Rainforest Reserve durch, welches in etwa mittig auf der rund 60 Kilometer langen Luftlinie zwischen Colón/dem Karibischen Meer im Norden und Panamá City/dem Pazifik lag. Nach rund 50 Minuten wechselten wir am Rio Chagres dann das Fortbewegungsmittel und nahmen auf einem kleinen Boot platz, mit dem wir schon nach einer knappen Durchfahrt unter der Eisenbahnbrücke der Strecke zwischen den beiden Küstenstädten den Panamakanal erreichten. Sonderlich viel war während der rund fünfzehn-minütigen Fahrt gen Westen nicht los, insgesamt sahen wir auf dem ganzen Kanal an dem Tag aber rund ein Dutzend gigantischer Container- und Frachtschiffe. Im Vergleich zu unserem kleinen Boot war dabei nicht nur die Größe ein klein wenig angsteinflößend, sondern auch der Tiefgang des Schiffs und der damit verbundenene Wellengang im Anschluss, dank dem unser vergleichsweise süßes Boot zu einer Schaukel wurde. Dennoch verlor der Steuermann nie die Kontrolle über das Boot und glücklicherweise auch niemand von uns die Kontrolle über den eigenen Magen – auch wenn man manch Person ansah, dass hierzu nicht mehr viel fehlte 😀

Ab in den Regenwald...
...und mit einem kleinen Boot...
...unter der Eisenbahnbrücke durch auf den Panamakanal
Später sahen wir auch noch einige Züge, die die Strecke passieren
Um den Kanal gab es sehr viel Regenwald...
...während auf dem Kanal einige große Schiffe uns passierten
Diese hatten hunderte Container und sparten sich einige Wochen Fahrzeit, auch wenn die Durchquerung sehr teuer war
Mein Lieblingsbild vom Panamakanal

Wir wollten an jenem Tag nicht primär große Frachtschiffe auf dem Panamakanal bestaunen, sondern eigentlich die drum herum lebenden Tiere. Daher steuerten wir mit zwei kurzen Halten an der Küste die Monkey Islands an, die nördlich direkt am Kanal gelegen waren. Die zwei Halte legten wir deshalb ein, weil Marta mit ihren sehr aufmerksamen Augen am Ufer jeweils Krokodile erblickte, die wir uns – den notwendigen Respektabstand vorausgesetzt – aus der Nähe anschauen wollten. Praktischerweise hatte sie einige Ferngläser dabei, mit welchen man so nah an das Reptil zoomen konnte, dass es fast schon gruselig wurde.

Ein Krokodil; durch das Fernglas sah es sehr angsteinflößend aus
Ein Affe :D
Der Leguan war sehr gut darin, sich zu verstecken ohne sich zu verstecken :D
Nicht immer traf man Tiere, trotzdem war der Regenwald ganz für sich besonders

Die Ferngläser waren auch im weiteren Verlauf der Erkundung der Monkey Islands hilfreich, als wir insgesamt drei verschiedene Affengattungen, einen Leguan, einen Tukan und weitere Vögel sahen. In einer der höchsten Baumkrone erahnten wir auch ein Faultier, welches sich aber leider so tief zwischen den Blättern versteckte, dass man nur den Schatten seiner sehr gelegentlichen Bewegungen wahrnehmen konnte. Was ich an der Tour jedoch toll fand war, dass wir die Tiere ihr Leben leben ließen und sie nicht mit irgendwas anzulocken versuchten, nur um einen Entertainment-Faktor zu bekommen.

Für unser eigenes Wohl war auch gesorgt, es gab jeweils einen großen Korb unfassbar süßer und fruchtiger Ananas und Wassermelone sowie Bananen- und Yuca-Chips. Die Knabberauswahl war so schmackhaft, dass wir auf dem Rückweg noch an einem Laden hielten und uns mit Chips für den anstehenden Rückflug, beziehungsweise die Heimat bewaffneten.

Ein ganz besonderes Postkartenerlebnis

Kurz nach 12 Uhr waren wir wieder zurück im Hotel und es hatte glücklicherweise aufgehört zu regnen. Der Regen hatte auf dem Boot aber auch so perfekt eingesetzt, wie er nur konnte: Nämlich genau dann, als wir uns mit Obst und Chips gestärkt auf den Rückweg zum Anleger machten. In der Stadt selbst blieb der Regen aus, was in Panamá aber sowieso schwer zu planen ist, da das Wetter aufgrund der klimatischen Einflüsse zweier großer Meere mehr ein Glücksspiel ist als alles andere.

Ich machte mich nach dem Dalassen meiner Sachen auf dem Zimmer auf den Weg zum World Trade Center zwei Häuserblöcke weiter, in welchem sich laut Hotelmitarbeiter ein Post Office befinden sollte und wo ich auch Postkarten erhalten sollte. Das Gebäude hatte im Erdgeschoss eine kleine Passage mit drei vier kleinen Restaurants und im 2. Stock das besagte Post Office, welches ein wenig ausgestorben wirkte und von Touristen wohl eher nicht angesteuert wird. Die eine, leicht ältere, am Schalter sitzende Dame war die Ruhe selbst und verstand kaum ein Wort Englisch, konnte mir mit meinem Wunsch aber trotzdem helfen, so gut ihr das möglich war: Denn während sie Postkarten und Briefmarken dazu anbot und die danach fertig geschriebenen Karten auch zum Versand annahm (bin gespannt, ob sie je ankommen werden), war die Auswahl an Postkarten – nennen wir es bescheiden. Es gab insgesamt drei Karten, die sie mir anbot, mit zwei künstlerischen Motiven, wo ich bei beiden im Hotel wieder angekommen erstmal googlen musste, ob das denn überhaupt Orte im Land Panamá darstellen sollte. Da ich aber keine Zeit mehr hatte, um in die Touri-Ecke zu fahren und andere Postkarten zu organisieren, entschied ich mich unbegeistert für zwei, verewigte mich mit meinem klassischen Postkarten-Roman darauf und gab sie der Dame am Schalter, die ich im wahrsten Sinne des Wortes mit Flash aus Zoomania vergleichen könnte.

Zurück im Hotel bestellte ich mir ein Sub samt Cookie, da das Picknick auf dem Boot zwar lecker, aber keineswegs sättigend war, legte mich noch ein paar Stunden ins Bett, auch wenn ich nicht wirklich einschlafen konnte und bereitete mich auf den Rückflug vor, welcher fast 11 Stunden Blockzeit und sieben Stunden Zeitunterschied später am nächsten Mittag überpünktlich und relativ entspannt in Frankfurt landete und das Ende der insgesamt 72-stündigen Mittelamerika-Reise bedeutete.

Zusammenfassend hat mir Panamá sehr gut gefallen. Insbesondere der Fakt, dass man echt viel erkunden konnte, es viel zu sehen und viel zu machen gab, ohne daran arm zu werden, haben mir während der zwei Tage vor Ort sehr gefallen. Neben der Hauptstadt selbst muss man auch nicht lange fahren, um in der Natur viel zu erleben. Gleichzeitig haben Stadt und Land eine gewisse US-amerikanische Zivilisiertheit, in der ich mich schon immer ziemlich wohl gefühlt habe…

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